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Nitro 17 – Nitro 17

Nitro 17Der Rock’n’Roll tut sich schwer dieser Tage. Lediglich Künstler wie der semiironische Sasha-Sidekick Dick Brave oder diese Band mit dem Afri-Cola-Song (Recherge: The Flames [obwohl das ja auh eher Swing war]) machten in den letzten Jahren (abgesehen von Kirschen und der schwarzen 8 – gerne auch wieder als weniger individuelle Tattoos) im Mainstream auf sich aufmerksam – zumal diese eher Pop mit einem guten Schuss R’n’R waren als andersherum. Im Untergrund jedoch ist Rock’n’Roll am Leben und die vereinzelten Exemplare, die einem nach der Arbeit in der Fußgängerzone über den Weg laufen, zeigen, dass man früher doch schon irgendwie cooler war als heute – man schmiert sich ordentlich Dapper Dan in die Haare, fährt einen sündhaft verschwenderischen Cadillac rum und tanzt mit seiner petticoattragenden Freundin zu Bands wie Nitro 17 aus Berlin.

Das Quartett präsentiert mit dem selbstbetiteltem Debüt durchaus tanzbare Songs, neun an der Zahl, die sich auch fast ausnahmslos an die 3-Minuten-Grenze halten. Als roter Faden zieht sich selbstverständlich Rock’n’Roll/Rockabilly durch die Platte, jedoch hört man teilweise auch Punk (wie im flotten Don’t Cry For Me) oder schlichten Rock (55 Degrees) heraus. Ein Song wie Cry etwa zeigt, dass auch ein cooler Refrain einen Song und, im Zusammenhang mit dem experimentellen Stilmix, sogar ein Album retten kann. Denn weder Sänger Jo, der schlicht keine fesselde Stimme hat, noch die Produktion eines Moses Schneider (u.a. Beatsteaks, Kante, Seeed) setzen groß Akzente. An seinem Ende schleppt das Album noch ein lahmes Cover von You Really Got Me herum, das nicht wirklich spritzig rüberkommt.

Mit ihrem selbstbetiteltem Debüt liefern uns Nitro 17 sicher keine schlechte Platte ab, sind doch wichtige stilistische Einflüsse im Ansatz vorhanden. Und wenn sie aus dem Cadillac schallt, hat sie durchaus das Potential, den Gedanken, den jeder Bürohengst eines Tages hat, zu erwecken: „Noch einmal so jung sein…“

VÖ: 05.01.2007

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