Noch vier km vom Festivalgelände entfernt war die ostfriesische Idylle perfekt – Kühe, Pferde, Backsteinhäuser, Wiesen, Rundballen und frische Landluft. Mittendrin findet man dann das Omas Teich Festival, auf dem es dann nicht mehr ganz so idyllisch zur Sache geht. 9000 Besucher versammelten sich dieses Jahr in Westgroßefehn um 28 Bands auf zwei Bühnen zuzujubeln. Bis kurz vor Festivalstart war noch gar nicht klar, ob die Genehmigung letztendlich erteilt werden würde, aber Ende gut alles gut: Omas Teich 2010 ging in die Vollen.
Omas Teich l 30. + 31.07.2010 l Ostfriesland
Tag 1
Den Anfang auf der großen Bühne machte am Freitagnachmittag die Auricher Band Frogfly, die den Auftritt bei einem Bandcontest gewann. Weiter ging es dann mit dem Electro-Punkern von Frittenbude, die zu späterer Stunde sogar noch den Kochlöffel in Omas Guter Stube schwangen. Währenddessen spielten sich auf der Bühne die schottische Band Biffy Clyro die Finger wund und überzeugten mit rockigen Sounds.
Danach folgten definitiv zwei der Highlights des Abends und des gesamten Festivals: Nada Surf und Kettcar. Bei Nada Surf, die mit ihrem einzigen Festivalauftritt in Deutschland das Publikum faszinierten, sprang der Funke früh auf das Publikum über und spätestens bei „Blankest Year“ wurden auch die hinteren Reihen zum Mitmachen animiert. Für Kettcar war es das letzte Konzert mit Drummer Frank und ebenfalls das einzige Festival hierzulande. So war es nicht nur ein wunderschöner Auftritt, sondern auch ein Emotionaler für Band und Zuschauer. „Danke Frank“ stand in großen Leuchtbuchstaben auf der Bühne und sie dankten ihm – die Bandkollegen von Kettcar, sowohl als auch die vielen Zuschauer, die dann zum Ende hin vor der imposanten Bühne ihre Feuerzeuge gen Himmel hielten: Danke Frank.
Den Abschluss des Freitags machten The Black Box Revelation, die die Tentstage aus allen Nähten platzen ließen. It’s Rock’n’Roll, Baby! Danach wurde noch etliche Stunden weitergefeiert auf der Aftershowparty, dem Audiolith Pferdemarkt mit Das Audiolith, Ira Atari & Rampue, Krink und JA!KOB. Letzerer ist normalerweise Teil von Frittenbude und damit legt er nach Bühnenshow Nr 1 und Koch-Action seinen dritten Auftritt auf dem Festival hin. Feucht fröhlich, nassgeschwitzt und abgedreht.
Tag 2
Am zweiten Tag kam er dann endlich, der Regen. Wäre auch schade gewesen, wenn es nicht geregnet hätte, wo doch die Veranstalter dieses Jahr so viel Mühe und Geld in eine ordentliche Drainage gesteckt hatten. So kamen viele mit Gummistiefeln bewaffnet auf das Gelände, aber das wäre gar nicht nötig gewesen. Die Drainage hielt was sie versprach und der von Kettcar am Vorabend eingeführte Leitspruch des Festivals behielt seine Gültigkeit: Ein Hoch auf die Drainage! So heizten The Busters dem Publikum ordentlich ein und es wurde sich in vorwiegend rosa Regenponchos zum Takt der Ska-Musik bewegt. Da trauten sich dann auch mal einige Mitglieder der Band Friska Viljor vor die Bühne, wenn auch nur kurz. Danach waren sie nämlich auch schon dran. Die fünf Schweden hatten sichtlich Spaß auf der Bühne, das Publikum vor der Bühne und sogar die Security-Männer dazwischen konnten sich ein Wippen im Takt der rockig-poppigen Musik und ein Lächeln nicht verkneifen. Ebenfalls auf der Mainstage folgte dann ein weiterer Act aus Schweden, das Duo Johnossi. Auch hier waren Friska Viljor wieder als Zuschauer zugegen, was leider fast mehr Aufmerksamkeit auf sich zog als der energiegeladene Rock von Johnossi selbst, denn so richtig wollte der Funke nicht überspringen. Ganz und gar sprang jedoch der Funke über bei Mediengruppe Telekommander. Die Temperaturen in der Tentstage erreichten Sauna-ähnliche Werte. Danach ging es direkt weiter mit dem Headliner des Festivals: Fettes Brot! Es schien als wären alle ein letztes Mal aus ihren Zelten gekrochen um die Hamburger live zu erleben. Pünktlich zu Beginn des Auftrittes fing es wieder an zu regnen, aber gestört hat das so richtig niemanden, denn beim Omas Teich Festival sind ja schließlich viele Nordish by Nature und von daher Anderes gewöhnt. Zu Beginn kündigten Fettes Brot an nur B-Seiten und unbekanntes Material spielen zu wollen und wurden bejubelt. Das hätte der Stimmung keinen Abbruch getan. Sie spielten natürlich doch viele Klassiker und einen neuen Hit „Buh Laserdinger Buh“, den sie spontan aufgrund eines nervigen Lasers im Publikum „komponierten“. Danach pilgerten dann viele noch zu Supershirt um ein wenig über den Wert von 8000 Mark zu philosophieren (Wer das Lied noch nicht kennt, hat was verpasst). Electro Pop vom Feinsten. Für den Rest war Omas Teich 2010 hier so langsam zu Ende.
Ein Hoch auf die Drainage
Alles in Allem war Omas Teich 2010 ein tolles Festival, obwohl ein paar mehr Hinweisschilder bei der Anfahrt hilfreich gewesen wären, aber dafür war die Drainage toll – „Ein Hoch auf die Drainage“ – und man kann ja schließlich nicht alles haben. Auf ein Neues im nächsten Jahr. Am Ende waren doch alle ein bisschen Nordish by Nature…