Den Abschied von ihrem charakteristischen Exklamationszeichen scheinen die vier Jungs von Panic at the Disco recht gut überstanden zu haben, denn mit Pretty. Odd. kommt dieser Tage ihr zweiter Langspieler auf den deutschen Plattenmarkt. Sichtliche Veränderungen gab es aber nicht nur bezüglich der Schreibweise, sondern auch, was den musikalischen Stil der Amerikaner anbelangt. Was passiert, wenn man Synthesizer gegen eine Mundharmonika oder eine Piccolotrompete austauscht, hört man auf Pretty.Odd.
Oh how it’s been so long
We’re so sorry we’ve been gone
We were busy writing songs for you
You don’t have to worry because we’re still the same band
You don’t have to worry
You don’t.
Nachdem die Entschuldigung für ihre Abwesenheit akzeptiert wurde, führt ein nahtloser Übergang den Hörer zu ersten Single Nine In The Afternoon, welcher psychedelisch angehaucht den Weg in eine – für Panic at the Disco – völlig neue Richtung bahnt.
Beats und elektronische Einflüsse, die en masse auf dem Vorgänger zu finden sind, überlassen die vier Herren bei ihrem neuesten musikalischen Streich doch lieber anderen Musikerkollegen.
Ihre Intention auf diesem Album alles anders klingen zu lassen, als zuvor geschriebenes Material, haben sie wohl schon allein in der Auswahl der klassischen Instrumentation eindeutig realisieren können. Vielseitig, aber trotzdem stets mit gewohnt eingängigen Melodien bespickt, präsentiert sich Pretty. Odd. dem aufmerksamen Zuhörer.
Mit That Green Gentleman (Things Have Changed) stellt sich an fünfter Stelle das Titel gebende Stück als ein Midtemposong der Platte vor. Von I Have Friends In Holy Spaces, das Assoziationen an Hawaii erweckt über Pas de Cheval, das einen gedanklich trotz französischen Titels in einen Western leitet, erstreckt sich die Vielfalt des neuen Rohlings. Das elfte Lied des Albums Behind The Sea erinnert aufgrund von Melodie und Rhythmik an die Musik der Shins oder viel mehr an die der pilzköpfigen Beatles. Dieses beeindruckt vor allem mit dem rhythmischen Umschwung gegen Ende, welcher einem gelungenen und außergewöhnlichen Ausklingen nichts in den Weg stellt.
Unerwähnt dürfen jedoch auch die häufigen Gesangseinlagen des hauptsächlichen Verfassers der Texte, Ryan Ross, nicht bleiben. Unter anderem beim ruhiger anmutenden, geradlinigen Northern Downpour oder auch beim letzten Stück des Langspielers Mad As Rabbits hat sich der Gitarrist hinter das Mikrophon getraut, um nicht nur Backing Vocals zu singen, sondern als willkommene Unterstützung für Leadsänger Brendon Urie sein gesangliches Talent unter Beweis zu stellen. Charmant überzeugend und vor allem erfreulich ist dieser Wandel allemal.
Nach ihrem Debüt A Fever You Can’t Sweat Out ist Pretty.Odd. ein großer Sprung nach vorne, wenn auch musikhistorisch gesehen wohl eher einer nach hinten. Diese bunte Mischung anzuhören und im besten Falle noch für gut zu befinden, sollte beim Frühlingswetter doch zum Pflichtprogramm gehören.
Übrigens ein absolutes Muss für Freunde schöner Booklets.
I’d sing along. Wouldn’t you too?
VÖ: Pretty.Odd. erscheint am 22.03.2008 auf Warner Music.