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pelle carlberg – the lilac time

Kein einziges (relevantes) Suchergebnis für Pelle Carlberg auf mainstage.de, und auch keins für Edson. Das ist mir – nun da ich an der Rezi zu Soloalbum Nummer drei schreibe – natürlich erstmal peinlich. Muss ich wohl mir anlasten.

Edson – das nur kurz vorweg – ist Carlbergs ehemalige Band, die zumindest in eingeweiten Kreisen einen unglaublichen Ruf hat für das Schaffen immer leichter, immmer im gerade richtigen Maß melancholischer Popsongs, wie etwa Sunny Days.

Seit dem Ende der Band 2005 befindet der Enddreissiger sich nun schon auf Solopfaden, das Debüt Everything. Now bescherte uns zurückhaltenden Singer/Songwriter-Pop, akustischer als die Edson Nummern, eher von Belle & Sebastian, Divine Comedy und Simon & Garfunkel (und – natürlich – den Beatles) inspiriert als von Nick Drake, Elliot Smith oder Bob Dylan. Das Zweitwerk In a Nutshell klang da schon deutlich instrumentierter und überzeugte mit einem Ohrwurm nach dem anderen.

The Lilac Time schafft es nun, vor allem zwei Dinge zu steigern, die auch schon die vorherigen Alben ausmachten: Zum einen wird die (musikalische) Tendenz zum fröhlichen Schwedenpop a la Jens Lekman ausgebaut, zum anderen wird es textlich ernster, nachdenklicher. Da führt ein defektes Auto zum Abbruch der Tour. zum Streit mit der Frau. zum Nachdenken über die Sinnhaftigkeit des Musiker-Seins. Und zum Abschluss des Albums hören wir ihm zu, wie er müde wird, sich selbst zu ertragen. Tired of Being PC, harter Tobak für jemanden wie Pelle Carlberg.

Durch diesen Wandel mögen manche Album Nummer drei nun vor allem vorwerfen, dass das ja alles ganz nett sei, aber da doch schon irgendwie die altbekannten Hitsongs fehlen. Als Kommentar dazu fällt einem nur der Hitsong vom letzten Album ein, Carlberg schreibt zuallererst unauffällige Songs, deren Melodien aber wird man nicht mehr los. Schon nach zweimaligem Hören summt man leise „I`ll nerver fly with you again, Ryan“ oder „metal to metal is no good“ leise vor sich hin. Auch schafft es The Lilac Time mehr als früher die Präsenz, die Pelle live immer verströmt, zu transportieren. Freundlichkeit und Höflichkeit – vom allgegenwärtig-nervendem Dienstleistungsgedanken befreit – wärmen einem das Herz und produzieren Gedanken wie: Die besten Menschen müssen wohl in Orten aufwachsen, die Uppsala heissen.

I’ve come to a point where I have to admit
That either people have bad taste or my music is shit
My children are starving and I’m running out
of anti age serum, patience and guts

Das einzige was man Herrn Carlberg wirklich fragen kann: Warum ist the Lilac Time nur 34 Minuten lang und: warum verdammt haben es die drei Songs, die man mit einem der CD beiliegendem Code runterladen kann, nicht noch aufs Album geschafft? Das entspannte Soon after Christmas ist meinetwegen verzichtbar, doch auf das wunderbar ironische Pelle Carlsberg und vor allem The Last Song I Will Ever Record hätten es verdient. Im Besonderen letzterer wäre der Abschluss des Albums, auch und gerade weil Tired of Being PC das eigentlich schon ganz gut gut erledigt.

So this is the last song I’ll ever record
I’ll sing you the last verse; I’ll strum the last chord
Yeah this is the last song I’ll ever record
This is the last song I can afford

Zum Schluss sei noch empfohlen in die Credits zu den Bonustracks reinzuschauen, Pelle endet mit der interessanten Umkehr eines bekannten Neil Young Zitats, das sagt vielleicht mehr über seine Art, Musik zu machen aus, als alles andere.

Nu är det slut

VÖ: 10.10.2008

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