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Populario Festival 2006

Von Petrus verschont, den Besucherrekord geknackt und die überwiegend jungen Menschen sogar in den Umbauphasen zum Springen gebracht: Am 18. und 19. August fand das nunmehr fünfte Populario Festival auf einem kleinen, gemütlich gelegenen Flugplatz in Nardt statt und eben dort, wo sonst wohl ehrgeizige Piloten ihr Bestes geben, pilgerte an zwei Festivaltagen eine zum Glück überschaubare und glücklich wirkende Menschenmenge mit ihren Zelten, um ein sehr gutes Musikprogramm zu genießen.

Und der beste Freund eines jeden Festivals, der den schönen Namen „Sonne“ trägt, war zweifelsfrei zu einem großen Teil für die sehr ausgelassene Stimmung während des Festivals verantwortlich, denn selbst in Anbetracht der Wetterprognosen, die vorher etwas von „leicht bewölkt“ und irgendwie eher „mild“ erzählten, war die Hoffnung auf ein sonnendurchflutetes Festival eher gering. Doch dann kam, wieder einmal, alles anders. Nachdem noch etwa zwei Stunden vor offiziellem Einlass die letzten Regentropfen auf den Zeltplatz herabrasselten, zogen pünktlich gegen 16.00 Uhr alle Wolken hinüber und eine Sonne mit genug Motivation für zwei Tage Durchscheinen trat hervor und tat eben genau das, was sie am besten kann: Wärme und gute Stimmung verbreiten!

Die Überraschung über die kurzfristige Entscheidung des lieben Petrus, uns die Sonne doch noch vorbeizuschicken, war so auch den meisten Besuchern anzumerken: Nachdem der Moderator des Festivals, Stephan Michme, den der ein oder andere wohl noch aus einer hier nicht erwähnenswerten Band kennen mag, das Publikum herzlich begrüßte, gelang es der ersten Band, namentlich Earthbend, nur schwer, die ersten Reihen vor der Bühne zu füllen, geschweige denn in Bewegung zu bringen. So blieb der im Laufe dieses Berichts noch öfter erwähnte Winson derjenige, der schon zu dieser Zeit am ausgelassensten tanzte, und das zu diesem Zeitpunkt sogar noch vor der Bühne. Ähnlich wie Earthbend erging es auch den Jungs von Garp, die im Bauchfrei-Outfit versuchten, das Publikum mit einer Mischung aus Rock- und Skamusik zu überzeugen, was aber nur sehr bedingt gelang.

Zwar war es zu diesem Zeitpunkt noch nicht schwer, die bisherige Leistung des Publikums in den Kategorien „Tanzen“ und „Mitsingen“ zu übertreffen, doch taten die drei jungen Menschen von Hund Am Strand dies gleich doppelt und dreifach. Ob es daran lag, dass die Besucher sich inzwischen vom plötzlichen Auftauchen der Sonne erholt hatten, ober ob sie tatsächlich alle dem Auftritt der Berliner entgegen fieberten, sei dahingestellt. Ersichtlich war, dass der Platz vor der Bühne innerhalb von kurzer Zeit völlig gefüllt von tanzwütigen Menschen war, die während des gesamten Auftritts ausgelassen feierten.

Für die erste Überraschung sorgte der bereits erwähnte Winson, der, zusammen mit seiner Band, eine energiegeladene Show lieferte und mit dieser auch das immer noch tanzfreudige Publikum überzeugen konnte, was ohne Zweifel nicht nur daran lag, dass seine Oberkörperbekleidung schon nach den ersten Songs verschwand. Neben den zwei altbekannten Überhits „Wovon lebt eigentlich Peter?“ und „Liebeskummer ist Luxus“, die in deutlich gitarrenlastigere und rockigere Versionen ummodelliert wurden, gab es viele Stücke des aktuellen Albums, das den Namen „Frag‘ die richtigen Leute“ trägt.

Nachdem Winson, sicherlich unbeabsichtigt, für einige Verzögerungen im Zeitplan gesorgt hatte, betraten auch die Jungs von Virginia Jetzt! die Bühne mit einiger Verspätung, was allerdings den Vorteil hatte, dass es inzwischen völlig dunkel geworden war, sodass neben der Band auch die Lichtshow ihr Bestes geben konnte. Die Band um Sänger Nino konnte sich über das freuen, was Winson mit dem Ende seiner Show vor der Bühne stehen ließ: Ein ausgelassenes, mitsing- und tanzfreudiges Publikum, das sich vor allem bei Stücken wie „Mein Sein“ selbst übertraf. Nachdem gut verteilt alle Songs der soeben veröffentlichten neuen EP „Bitte bleib nicht, wenn du gehst“ gespielt wurden, verabschiedete sich die Band, die in mancher Hinsicht der eigentliche Headliner des Freitagabends war, mit „Von guten Eltern“ und schickte zumindest diejenigen, die keine Lust auf Elektrorock hatten, in ihre Zelte oder an den Tresen.

Ebenso unverschuldet verspätet betraten als letzter Hauptact Northern Lite die Bühne, um ein für viele unerwartet entgegen kommendes und ebenso mitsingfreudiges Publikum zu begrüßen. Und während im Zelt die ebenso elektrolastigen Lexy & K-Paul den ein oder anderen zum Tanzen brachten, sorgten die DJs Whatever and Madbrain auf der Hauptbühne mit Indieklängen dafür, dass auch die letzten Kräfte in den Beinen der Besucher bis in die späte Nacht hinein genutzt wurden.

Erneut unter brennender (eine Eigenschaft, die ihr doch eigentlich niemand übel nahm) Sonne hatten am Samstag die Jungs von Dorfdisko die Aufgabe, den Festivaltag zu eröffnen. Während am Freitag zum Auftakt nur die ersten beiden reihen gefüllt waren, schien sich während des Auftritt dieser Band schon ein sehr größerer Teil der Besuchermasse vor der Bühne eingefunden zu haben.

Die erste Aufforderung zum Bewegen gab jedoch die zweite Band des Tages, welche keine geringere als Rhesus aus Frankreich war, der es wieder einmal gelang, eine energiegeladene und, vor allem im Kontrast zum Album, laute und schnelle Show hinzulegen, die auch unter zumindest zenitähnlichem Zustand der Sonne eine Menge Menschen zum Tanzen brachte. Während bewusst auf den Titeltrack „Sad Disco“ verzichtet wurde, gab es einige alte EP-Stücke zu hören..

Nachdem die Boxen während des Auftritt von Kate Mosh schienen, als seien sie noch ein weiteres Stück aufgedreht worden, machte der Anblick der Massen vor der Bühne klar, dass es so einige unter den Besuchern gab, die auf den Autritt der Briten von Chikinki warteten. Und da freundliche, gut gesinnte Menschen ein Warten belohnen, gab es von dieser Band eine gute Mischung aus elektro- und gitarrenlastigen Klängen, deren Kombination die Beine des Publikums nicht verschont ließ. Leider fiel die Stimmung dann mit dem „Parallelauftritt“ eines eher schlecht gelaunten Gastes in einer der vorderen Reihen, der Spaß daran hatte, die Band zu beleidigen und dementsprechend schlechte Stimmung zu verbreiten.

Nachdem also erst Frankreich und dann Großbritannien zum Tanzen einluden, war nun auch das Gastland dran: Die Nürnberger The Robocop Kraus zogen erstmals eine Menschenmasse vor die weltbedeutenden Bretter, die den Eindruck machte, als müsse der Zeltplatz während des Auftritt wie leergefegt sein. Neben den allesamt tanzwütigen Songs des aktuellen Albums sowie einer Showeinlage der Extraklasse, im Rahmen welcher Schlagzeug im Publikum gespielt wurde, wurden bereits neue Stücke unter beeindruckendem Instrumentenwechsel präsentiert, die viel Vorfreude aus das neue Album erzeugten.

Nur teilweise tanzeinladend, dafür aber nicht weniger gut, folgte der Auftritt der schwedischen Shout Out Louds, dessen Wirkung nicht darunter litt, dass unter den Bandmitgliedern eine leicht traurige Stimmung herrschte, die wahrscheinlich daher kam, dass dies der letzte Auftritt der „Saison“ sein sollte, bevor es wieder ins Studio geht. Nachdem die Spannung lange aufrecht erhalten wurde, gab es dann kurz vor Schluss den nun doch sehr tanzfreudigen Hit „Please Please Please“, bevor sich die Band für wohl erstmal längere Zeit von der Bühne verabschiedete.
Im Anschluss betraten Phillip Boa & The Voodooclub die Bühne, um, wider Erwarten, nicht nur die Besucher älteren Semesters zum Springen zu bringen. Ob es die Band war, die Petrus dergestalt umstimmte, dass es nun doch den angekündigten Regen, wenngleich auch nur in geringem Maße, gab, konnte noch nicht geklärt werden. Was jedoch feststand war, dass sowohl die Spannung als auch die Vorfreude auf den Headliner des Tages und irgendwie auch des gesamten Festivals sekündlich anstieg.

Nicht um den Dieben der Ortschaft alle Freude zu machen, sondern um eben jene Headliner zu sehen, versammelte sich dann gegen 01.00 Uhr das nahezu gesamte Publikum des Festivals vor der Bühne. Nach ausgiebigem Soundcheck und in dem Fall eher unangebrachter Anmoderation des Herrn Michme betraten dann etwa 15 Minuten später Tocotronic die Bühne, um innerhalb von knappen zwei Stunden ein wundervolles Set zu spielen. So gab es neben einigen Stücken des aktuellen Albums eine gute Auswahl an alten Liedern: Während „Drüben auf dem Hügel“, „Hi Freaks“ und „Jackpot“ zu den in der Setlist fest etablierten gehören, überraschten die Tocos vor allem mit „Ich verabscheue euch wegen eurer Kleinkunst zutiefst“. Zur Freude derer, die auch oder nur diese alten Stücke mögen, gab es außerdem Lieder wie „Ich bin drei Schritte vom Abgrund entfernt“, „Ich muss reden, auch wenn ich schweigen muss“ und „Freiburg“. Um etwa 03.00 Uhr verabschiedeten sich die Jungs um Dirk von Lowtzow mit einer ausgedehnten Version von „So jung kommen wir nicht mehr zusammen“ und während manche danach ihre Zelte aufsuchten, tobten sich andere noch auf der Aftershowparty aus.

Alles in allem wurde das Jubiläum (Populario #5) in allen Formen ausgiebig und zu Recht gefeiert. Wir sagen danke und hoffen auf ein stattfindendes Populario 2007.

Galerie:

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2 comments

  1. Anne says:

    Ziemlich unfähr doch, hier die Opening Acts der ES-WIRD-NICHT-GETANZT-LANGEWEILE zu überführen!
    Earthbend mußten um 18.00 Uhr ran, niemand vor der Bühne, keiner kennt sie(bisher…), hatten aber für meinen Geschmack die besten Songs im Gepäck…wenn Winson nicht „den schwarzen peter“ rausholen könnte, um 18.00 Uhr rangemußt hätte, wäre das „tanzende Bein“ wohl etwas geringer ausgefallen, trotzdem find ich den natürlich auch juuut.

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