Die Disco – schon lange ist sie nicht mehr der Ort, an dem afrogelockte Jungs und karottenbehoste Mädels der 70er sich allwöchentlich aus einem Grund treffen – Tanzen. Heutzutage geht man eher in die Disco, um Alkohol zu trinken, das andere Geschlecht zu beobachten und zu bezirzen oder schlicht „weil man am Wochende einfach mal raus muss“. Die Anzahl der reinen Tänzer ist verschwindend gering geworden. Und doch erwischt man sich immer wieder dabei, Sekundenbruchteile nach Beginn des Lieblingssongs auf die Tanzfläche zu stürmen und für drei-vier Minuten selbst zum Tänzer zu werden. The Sunshine Underground wollen mit Raise The Alarm diese Musik für uns machen.
Der Plan der vier Jungs aus Leeds ist tanzbare Musik machen, die im Plattenladen unter Alternative steht, sich aber trotzdem vom Sound der New Wave of New Wave á la Kaiser Chiefs, Franz Ferdinand und Bloc Party abgrenzt. Der Bandname stammt von einem Chemical-Brothers-Song (man möge auf Surrender suchen), welcher den Dance-Faktor nicht minder beeinflusst.
Raise The Alarm beginnt mit einem passend betitelten Song – Wake Up. Allerdings machen Franz-Ferdinand-Gitarren und an Bloc Party erinnernder Gesang schon früh einen Strich durch die Rechnung des eigenen Sounds. Die darauf folgende Single Put In Your Place hat einen frischen Sound und erinnert an die Killers, wie auch viele der restlichen Songs. Die Mitte des Albums zeigt neben poppigeren (Borders – nicht nur vom Namen an mindestens einen Titel von Hot Hot Heat erinnernd) und ruhigeren Stücken (Sombody’s Allways Getting In The Way) auch die rockigere Seite des Quartetts auf – und gerade diese funktioniert. Klappen tut die Abgrenzung zu vorher genannten Bands also nicht wirklich, denn Indie können The Sunshine Underground ein bisschen besser als Disco. Zwischen diesen Stilen wird die Albumlänge über generell der Spagat gehalten, ohne sonderlich platt oder zwanghaft strukturiert zu wirken. Die anfänglich eventuell als nicht überragende Stimme des Sängers Craig passt sich nach mehrmaligem Hören immer besser dem gut angestimmten Sound des restliche drei an.
Mit Put In Your Place, dem eingängigen Panic Attack und dem verspielten Bastard von Titeltrack haben The Sunshine Underground auf jeden Fall drei Stücke vorzuweisen, die manchen Discoabend oder Partys rettet den persönlichen Abend retten können. Die anderen Stücke gefallen nicht direkt, brauchen aber einfach ihre Zeit. Und wer sowieso schon die aktuelle Musik aus dem UK hört, hat weniger Probleme, Gefallen daran zu finden, als die Band möchte, denn die Referenzen hört man teilweise deutlich heraus.
Raise The Alarm ist eine durchweg gut gemachte Platte, die jedoch aus ihrer Szene nicht so weit herausragt, dass sie essentiell wäre. Allerdings macht sie die Disco wieder ein wenig besser.
7/10