In einem guten Monat bespielt Rainald Grebe die berliner Waldbühne, deren Auditorium am 18. Juni mit 22 000 Menschen gefüllt sein wird. Am vergangenen Freitag genießen 150 Glückliche das Privileg, den Kabarettisten während einem seiner Club-Konzerte in einem ungleich intimerem Rahmen zu erleben.
In der Tat dürfen sich die Besucher des HongKong-Konzerts, wie Grebes aktuelles Programm heißt, als Gewinner einer aufregenden Karten-Lotterie fühlen. Denn viele, die den Künstler gerne gesehen hätten müssen am heutigen Abend draußen bleiben. Zu groß ist der Ansturm auf die begehrten Billets, als dass jedem Ticket-Wunsch entsprochen werden könnte. Zwei Tage nach der Termin-Veröffentlichung sind sämtliche Karten abgesetzt- und das ohne nenneswerte Werbe-Aktionen des Studentenclubs. Grebe zu veranstalten ist momentan offenbar ein Selbstläufer.
Spätestens seit seinen Liedern über die Neuen Bundesländer ist der Kleinkünstler einem breiten Publikum bekannt. Im Fernsehen ist der gebürtige Kölner Dauergast, wird von Kurt Krömer als Rainald Grebe aus Jena/Paradies angekündigt. Mittlerweile lebt der Musiker ironischerweise in Brandenburg. Mit seinem bissigen Humor vermag Grebe wie kein Zweiter sowohl die breite Masse, als auch die intellektuelle Haute Couture anzusprechen. Und gerade letztere ist es, die es sich auf den Holzstühlen im Zuschauerraum so bequem wie eben möglich macht. Überwiegend studentisches Publikum hat sich eingefunden, aber auch einige Interessierte älteren Semsters sind gekommen. Diese fordern nachhaltig „Brandenburg“, was allerdings gar nicht dem Geschmack der Studenten entspricht und tatsächlich einige Buh-Rufe nach sich zieht. Der im roten Anzug auf der Bühne sitzende Maestro gönnt sich indes den Spaß, sein wohl populärstes Stück zumindest kurz anzuspielen.
Grebe ist gesprächig und verlegt sich verstärkt auf spontane Zoten, die ab an auch auf Kosten des Pubikums oder des greifswalder Stadtteils Schönwalde gehen, in dem sich der Studentenclub befindet. Übel nimmt das dem Humoristen natürlich niemand. Ganz im Gegenteil. Die Plattenbauten in der greifswalder Südstadt könnten tatsächlich als Schablone eines der zynischen Grebe-Schmählieder dienen.
Immer wieder kokettiert der Künstler mit seiner Popularität und erwähnt, dass er demnächst in der Waldbühne spielen werde. „Dort kostet eine Karte 40 Euro, ihr bezahlt gerade ‚mal 17. Hätte ich das früher gewusst…“, meckert Grebe süffisant. Auch die technische Ausstattung des Clubs bedenkt Grebe mit entsprechenden Kommentaren:“Drei Scheinwerfer, fast wie Abi-Disko.“ Über den lokalen Spargel vermag der Musiker indes nur gutes zu berichten. Er habe diesen probiert und sei positiv überrascht, lobt Grebe die kulinarische Qualität des greifswalder Gemüses.
Dass der Künstler auf Stücke wie „Wortkarger Wolfram“ und „Thüringen“ verzichtet stört dabei überhaupt nicht. Grebe erweist sich als rund um als motivierter und vor allem freigibiger Künstler, der sein 100-minütiges reguläres Programm um geschmeidige 45 Minuten Zugabe verlängert.
Anschließend lädt Grebe zur Diskussion. „Ihr seid doch Studenten. Die gehen ohne Plenum nicht nach Hause.“ Danach schreitet der Kaberettist pathetisch durch den Innengang des Auditoriums und zieht einen endgültigen Schlussstrich unter einen äußerst gelungenen und höchstwahrscheinlich einzigartigen Abend, denn sobald wird Grebe sicherlich nicht wieder in der Hansestadt zu sehen sein. Glück gehabt, kann man nur denen zu rufen, die dabei gewesen sind.
So ein ganz kleines und privates Clubkonzert ist sicherlich toll, aber ich freue mich auch auf das große Jubiläumskonzert in der Waldbühne! Hier gibts es übrigens alle Infos zu dem Konzert und man kann Karten gewinnen. Ich hab zwar schon welche, aber für alle, die noch ohne Tickets sind, bestimmt praktisch: http://www.myvideo.de/channel/rainaldgrebelive