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Rhesus – Sad Disco

Rhesus - Sad Disco

Es gibt ja diese Länder oder Regionen, allen voran das Vereinigte Königreich, aus welchen in unregelmäßigen, aber zweifelsfrei nie zu langen Zeitabständen immer wieder eine neue „ganz große Band“ präsentiert wird. Auf der anderen Seite gibt es dann aber auch die Länder, aus denen man eher selten etwas Neues und gleichzeitig Erfreuliches hört. Zwar steckt Frankreich wohl eher in letztgenannter Kategorie, doch kommt genau daher nun ein junges Trio aus Grenoble, namentlich Rhesus, das uns mit ihrem Debutalbum auf eine musikalische Traumreise schickt, in welcher wir uns sehr wohl fühlen.
Das am 26. Juli 2006 veröffentlichte Debutalbum trägt den Namen „Sad Disco“ und trifft mit diesem Titel den Nagel auf den Kopf, ohne sich dabei auch nur um einen einzigen Millimeter zu verschätzen. Kennt man die Musik noch nicht, so mag man es für einen Widerspruch halten und damit, ganz pragmatisch gedacht, vielleicht sogar Recht haben: „Sad“ und „Disco“ in einem? Das geht doch nicht so ganz! Und dann legt man die CD ein, schließt die Augen und taucht in eine Welt ein, die völlig von den Tönen dieser Band umgeben ist. Und dann, in diesen Momenten des Abtauchens, passt dann doch alles ineinander, ohne irgendwelche zweifelnden Spuren zu hinterlassen. Ja, „Sad” und “Disco” – Und zwar in einem fast symbiotischen Verhältnis

Wir tauchen also ein und, schon kurz unter der Oberfläche, werden wir von dem das Album eröffnenden Lied, „Bikini Test“, begrüßt. Und da ist es schon wieder, dieses fragmentähnliche Objekt, das durch diese Welt fliegt und auf dem immer wieder die Worte „Sad Disco“ erscheinen. Während die Harmonie dieser Instrumente, also Auréliens Gitarre, Lauras Bass und Simons Drums, mit einem leuchtenden und blinkenden „Disco“ beschriftet sind und uns zum Aufstehen und Tanzen auffordern, schwingt über den melancholischen Wörtern, die aus Auréliens Mund in einer angenehmen Geschwindigkeit herausfliegen, das prägnante „Sad“.
Ja – Wir alle hätten nicht gedacht, dass das funktioniert. Doch jetzt, einmal tief genug drin, gibt es nichts, das besser ist als das.

Als gäbe es nach der Begegnung mit diesem ersten Lied gar keine Gedanken an einen vorzeitigen Abbruch der musikalischen Reise, treiben wir weiter, immer tiefer in die von dieser jungen Band geschaffene Welt, die das Leben in einer sehr verträumten Art und Weise darstellt. Mit uns bewegt sich auch die Zeit und aufgrund der Intensität jedes einzelnen Songs verspüren wir Erschöpfung, sodass wir beschließen, uns etwas auszuruhen. Wir landen im „Afternoon“, einem ruhigen, vom Piano eingeleiteten Stück, in welchem neben der Stimme des gerade erst 24-jährigen Auréliens immer wieder auch die schöne, Gänsehaut erzeugende Stimme von Laura zu hören ist. Zusammen erzählen sie uns aus ihrem Leben und erzeugen damit eine gewisse Empathie, die vor allem durch das Einbringen mancher metaphorischer Elemente verstärkt wird. „Your words are sweets, all different shades of blue“ singen sie zusammen, bevor kurze Zeit später das Schlagzeug zur Unterstützung der Pianotöne einsetzt.
Nachdem das Stück gen dessen Ende den Höhepunkte erreicht hat, in welchem Schlagzeug und Piano gemeinsam mit voller Wucht hämmern, während die Stimmen immer wieder „I don’t know“ singen, klingt es genauso sanft aus, wie es einst begann und verabschiedet sich mit einem leisen, aber tief wirkenden „I see sparkles“.

Nach zwölf Liedern, die sich alle in unterschiedlichen Ausführungen irgendwo zwischen Melancholie und Euphorie bewegen und dabei mal laut und mal leise, mal schnell und mal langsam sind ohne jemals ihre Wirkung zu verfehlen, erwachen wir langsam wieder. Die Augen schmerzen nach dem ersten Lidschlag, da uns diese Welt, in der wir uns befinden, fremder scheint als die, durch die uns diese französische Band geführt hat. Das erste Gefühl, das wir verspüren trägt den Namen „Dankbarkeit“. Dankbarkeit für die Möglichkeit, für eine kurze, zwölf Lieder umfassende Weile in eine Welt abzutauchen, die uns näher scheint als das, was da draußen geschieht. Dankbarkeit für all die Intensität, die dieses Werk prägt.

Mit „Sad Disco“ gelingt es Rhesus, ein Album zu veröffentlichen, das, mit der notwendigen Aufmerksamkeit aus allen Richtungen, das Potential hat, nicht in der Kategorie „Best Newcomer“, in welcher sie vor zwei Jahren von einem französischen Magazin ausgezeichnet wurden, stehen zu bleiben, sondern sich neben die ganz großen Bands zu stellen, deren Platten man auch nach vielen, vielen Jahren immer noch gerne hört, weil sie einem ein gutes Gefühl geben.

Mit Freude präsentiert Mainstage.de die „Sad Disco Tour“ dieser großartigen Band. Alle weiteren Infos dazu gibt es hier.

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