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Scott Matthew – There Is An Ocean That Devides…

scottmatthew1 Mit „There Is An Ocean That Devides And With My Longing I Can Charge It With A Voltage That’s So Violent To Cross It Could Mean Death“ hat Scott Matthew definitiv eine Steilvorlage zum Alben-Galgenmännchen-Spiel abgeliefert. Die elf Stücke auf seinem zweiten Album zeigen den gebürtigen Australier zwar weniger bedrohlich, doch nicht minder theatralisch in Melancholie und Sehnsucht zu ertrinken drohen. Man weiß ja, welche Wasser die tiefsten sind..

„There Is An Ocean…“ ist nichts für schwache Gemüter. Die See, in die enttäuschte Liebende stechen, ist den wenigsten freundlich gesinnt. Schwermütig wiegt sich Scott Matthews bittersüße Musik auf den Wogen, in denen schon so viele Singer/Songwriter verschollen sind. Doch der Sänger mit dem zusseligen Seemannsbart kennt den Kurs, weiß wie er die großen Gefühlsströmungen nutzt, aber Kitsch und triefende Verklärung gekonnt umsegelt.

Drown me sweetly, sea of tears so far from shore

Genug der Metaphorik. 2009 aalt sich Scott Matthew immer noch in Leid und Sentimentalitäten und könnte dabei nicht besser klingen. Mit seiner markanten Stimme, die über Großteile des Albums als heimliches Hauptinstrument fungiert und im Timbre nicht selten an Jarvis Cocker oder die androgyne Zerbrechlichkeit Antony Hagertys erinnert, umhüllt er Perlen der Traurigkeit und Verzweiflung. In Titeln wie dem wunderschöne „White Horse“ seufzt, haucht und fleht Matthew in allen Facetten, dass es eine wahre Freude ist.

Zur musikalischen Untermalung hat sich der selbstbetitelte „quiet noise maker“ Freunde wie Kevin Devine (Gitarre) oder Holly Miranda und Chie Tanaka für pointierten Hintergrundgesang in’s Studio geladen, die den zwischen spartanisch und reich instrumentierten Stücken eine besondere Fülle verleihen. Die melancholische Grundstimmung des Albums wird gleichsam immer wieder durchbrochen und verstärkt durch den Einsatz einer Ukulele, bedachte Streicherarrangements und fast schon fröhlich klingende Bläser („Ornament“, „Thistle“) und mantrische Chorgesänge („Make it beautiful now!“ in „German“). Solche Ausreißer zeigen einmal mehr, wie schmerzhaft und flehend Folkpop und Kammerorchester watteweich und ohne viel Pathos Händchen halten können.

Fast schon paradox schmiegen sich herzerweichende Harmonien unter die düsteren Verse über Einsamkeit und Herz- und ganz allgemein Weltschmerz. Bei Zeilen wie „Now you’ve seen all that I’ll never be, It thrills me ‚cause you’re still not leaving“ möchte man Scott Matthew gerne mal am Kragen, wenn nicht sogar gleich am Bart, packen, schütteln und zu seinem Glück zwingen. Im abschließenden „Friends and Foes“ kommt schließlich doch noch die Läuterung: „In the darkest of oceans there’s light.“ Da ist er, der Hoffnungsschimmer am Horizont. Sie habe Ihren Zielhafen erreicht.

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Bisher hat sich Scott William Matthew vor allem durch die Untermalung von japanischen Animeserien einen Namen gemacht. Auch waren sechs seiner Songs auf dem Soundtrack zu John Cameron Mitchells großartigem Film „Shortbus“ vertreten. Letzten Sommer konnte der Exil-Australier vor allem im Spiegelzelt auf dem Haldern Pop Festival auch das hiesige Publikum begeistern. Bald tourt der Australier wieder durch Europa:

  • 02.05. München – Musikexpress Club @ 59:1
    06.05. A-Wien – WUK
    09.05. A-Ebensee – Kino Ebensee
    11.05. Stuttgart – Schocken
    30.05. Köln – Kulturkirche
    31.05. Frankfurt – Mousonturm
    01.06. München – Theatron Pfingstfestival
    02.06. Berlin – Passionskirche
    15.07. CH-Montreux – Montreux Jazz Festival (mit Antony & The Johnsons)

„There Is An Ocean..“ erschien am 24. April 2008 bei Glitterhouse Records

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