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Soap & Skin // 25.03.2009 // Hamburg, Kampnagel

soapandskin05.jpgSie ist erst 19 Jahre alt, diese Anja Plaschg, und das Debütwerk steht erst kurz vor der Veröffentlichung. Und dennoch zerreißen sich die journalistischen Mäuler bereits über jene junge Dame: The next big thing – und wir kennen das ja bereits. Myspace-Sensationen gab es ja schon vielerlei. Bei so viel Trara im Voraus ist es bekanntlich immer das beste, sich ein eigenes Bild zu machen. Gesagt getan: Zusammen mit geschätzten dreizehnhundert weiteren Menschen wurden wir Teil eines aufregenden Abends im Hamburger Kampnagel.
Noch bevor man den ersten Ton ihrer Musik gehört hat, wird einem spätestens an diesem Abend klar, dass Anja Plaschg kein großes Interesse daran hat, eine gewöhnliche Musikerin zu sein. Die Wahl der Location – ein bestuhlter Theatersaal -, der Verzicht auf Supportacts und kleine, gut platzierte Details wie weiße Lilien am Bühnenrand, all das macht das ganz deutlich. Dabei geht es wohl weniger um Profilneurose als einfach darum, dass es sich hierbei um, nun, man möchte sagen, eine schlichtweg ganzheitliche Künstlerin handelt. Kunst, das passt viel schon viel besser.

Als Anja schließlich die Bühne betritt und an ihrem mit einem Laptop bestückten, großen Flügel Platz nimmt, verstummt der Saal auf beeindruckende Weise, und erzeugt eine „Stille der totalen Aufmerksamkeit“. Der Abend wird mit einem Instrumentalstück eröffnet, das zeigt, was Soap & Skin ausmacht: Eine überwiegend auf Tasten kreierte Klangwelt fernab des Alltäglichen, das darf man wohl sagen. Depressiv, mag manch einer meinen, doch sollte jeder für sich entscheiden, was diese Musik mit ihm anstellt.
Nach jenem eröffenenden Stück nimmt sie sich das Mikrofon: Ihre Stimme klingt wunderbar und gleichermaßen beängstigend fragil, als ein schwaches „Vielen Dank, dass ihr alle gekommen seid“ erklingt. Dazu ein schüchternes Lächeln. Doch die, die sie damit als völlig zart und zerbrechlich abgestempelt haben, sollten sich – wie sich während der folgenden Stücke zeigte – getäuscht haben. Denn Anja, das ist deutlich, hat eine Vorliebe für Kontraste, musikalisch wie scheinbar persönlich – als Kunstfigur.
So mischen sich nicht nur elektronische, verträumt bis teilweise aggressiv und nach kalten Industriemaschinen klingende Laptopsounds zwischen die Töne des Klaviers. Auch sie selbst ist es, die immer wieder ausbricht und ihre Stimme in unerwarteter Drastigkeit von einer dezenten Instrumentenergänzung zu einem Emotionsmunition verpulvernden Maschinengewehr verwandelt: In einem Moment völlig ruhig, im nächsten ein Schrei – was vor allem bei Thanatos für Gänsehautmomente sorgt.
Ja, es ist ein Konstrastprogramm, das in einem Theatersaal seinen richtigen Platz gefunden hat, gleicht das doch alles mehr einer spielerischen Darstellung, die – eben wie es Größen immer schon verlangten – das Publikum mit verschiedensten Gefühlswelten konfrontieren soll – und tut. Eine jener Wahrnehmungen ist sicherlich auch Verlegenheit, die entsteht, als Anja während eines rein elektronisch beginnnenden Stückes zerstreut auf der Bühne entlang läuft, immer wieder in einzelne Gesichter blickt, weiterläuft und sich letztlich – natürlich – im richtigen Moment wieder an ihren Flügel begibt, um in exakter Pünktlichkeit einzusetzen.

Nach zwei Zugabenrunden ist es eine lächelnde junge Frau, die die ihr kleines Kunstwerk vollendet und die Lilien an Gäste der vorderen Reihen verteilt. Und ein sicherlich zufriedenes Publikum, das später in nicht gerade kurzen Schlangen vor den Herren ansteht, die das erst am 10. April offiziell bei PIAS erscheinende Debütalbum „Lovetune for Vacuum“ verkaufen.

Die journalistischen Mäuler werden sich sicherlich noch eine ganze Weile über sie zerreißen und Soap & Skin in den Himmel loben. Aber ja, wir kennen das ja bereits, bleiben unbeeindruckt und machen uns ein eigenes Bild.

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2 comments

  1. janosch says:

    was und wie man alles interpretieren kann….seltsam. ich ar anwesend und war danach voellig verstoert: zum einem durch das massenpublikum und zum anderen durch die kreischende performance. wenn kontrast ueberzeugen soll…bitte wer es mag…

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