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Southside 2008 – Ein Bericht

Bereits zum 10. Mal fand das Southside-Festival statt und 50.000 Besucher fanden sich auf dem Flugplatz bei Neuhausen ob Eck ein, um dieses Jubiläum gebührend zu begehen. Aufgeboten wurden neben den Größen der heutigen Musikwelt Foo Fighters, Radiohead, Beatsteaks auch das Beste aus der Indie-Szene wie Nada Surf, The Weakerthans usw., leichte Sommermusik von Calexico oder Jason Mraz. Rock- bzw. Hardcore-Kracher wie Enter Shikari oder Rise Against. Aber auch ungewöhnliche Auftritte wie der von Rodrigo y Gabriela. Und vielen anderen.

Der Freitag bescherte einen angenehmen Festivaleinstieg. Bei feinstem Wetter mit Sonnenschein und einem kühlenden Lüftchen standen hauptsächlich sanftere Klänge auf dem Programm. So konnten sich Calexico über viel Zuspruch auf der Hauptbühne erfreuen. Und das Publikum bekam dafür den perfekten Soundtrack zum Wetter. Die leichten Melodien zauberten eine entspannte Stimmung und hier und da waren sogar „Arriba!“-Rufe zu vernehmen.

Als die Sonne dann langsam hinter dem Horizont verschwand und den Abendhimmel in ein feuriges Rot tauchte, standen die Isländer Sigur Rós auf der Bühne. Im Gepäck hatten sie natürlich auch Lieder vom neuen Album „Með suð í eyrum við spilum endalaust“, welche verspielter und bunter als die bisherigen ausgefallen sind. Und so die älteren Stücke ein wenig verblassen ließen. Aber ganz gleich ob man nun die ruhigeren Töne oder den Chorgesang bei „Gobbledigook“ beeindruckender fand, es war die perfekte Gelegenheit, sich der Musik hinzugeben und sie durch den gesamten Körper fließen zu lassen.

Auf der Zeltbühne gaben währenddessen die britischen Bands den Ton an. Bat For Lashes boten dabei ein sehr breites Spektrum an Stilen und Einflüssen dar, bei British Sea Power war dies schon eintöniger. Wirklich enttäuschend waren aber The Cribs, deren Show außer ein paar Gitarrenriffs und ein wenig Geschrei nichts weiter beinhaltete.
Deutlich variabler waren da die Donots auf der mittleren Bühne, die ihr Publikum auch mit diversen Showeinlagen bei Laune hielten. Nur war die Speicherkapazität „des Southside“ nicht ausreichend für einen längeren Satz, aber allein den Versuch war es wert. Denn lustig war es auf jeden Fall.

Die drei Herren in schwarz vom Black Rebel Motorcycle Club boten später auf der mittleren Bühne die perfekte Alternative zu Radiohead. Es war überaus beeindruckend, wie viel Kraft und Energie im Rock’n’Roll stecken kann. Und dies im Publikum an der eigenen Haut zu spüren.
Im Zelt feierte dann ein gut aufgelegtes Publikum den Auftritt von Nada Surf als Abschluss des ersten Festivaltages. Die Band spielte mit Unterstützung zweier Calexico-Mitglieder alte und neue Hits. Mit viel Einsatz und Freude, was man vor der Bühne gern aufnahm. Und so ging der erste Tag mit einem gepflegten „Oh fuck it, i’m going to have a party.“ zu Ende.

Am Samstag brannte dann die Sonne vom Himmel und auch musikalisch ging es ein gutes Stück härter zu. So brüllten Jaguar Love, wie man das eben schon von den Blood Brothers kannte, alles kurz und klein, nur eben ein wenig poppiger als bei der Vorgängerband.
Enter Shikari hauten ihrem zahlreichen und agilen Publikum die Hardcore-Töne dann ordentlich um die Ohren, dass die Fetzen flogen.

Im Zelt mussten die drei Australier von The Beautiful Girls mit ihrem Reggae-Folk-Rock-Sound zwar nichts zum Kochen bringen, denn die Temperaturen waren auch so schon jenseits von Gut und Böse, aber sie schafften eine angenehme und entspannte Stimmung.
Bell X1 aus Irland lockten dann leider nicht so viele Menschen ins Zelt. Aber diejenigen, die da waren, durften bei den vielschichtigen Songs in andere Welten verschwinden. Und so stand man im Publikum und fragte sich am Ende eines Liedes, wo man denn gerade sei, um mit den Klängen des nächsten Songs wieder zu entschweben.
Jason Mraz füllte das Zelt dann wieder und man wünschte ihm, seiner Musik und seinem Publikum eigentlich, dass der Auftritt unter freiem Himmel hätte stattfinden sollen. Stattdessen spielte Paul Heaton, ehemaliger Kopf der Housemartins, vor ein paar Menschen, die sich vor der mittleren Bühne eingefunden hatten. Seine abwechslungsreichen Lieder mit reichhaltigen Melodien und einer Mischung aus traditioneller englischer Musik und Popmusik stellten einen wunderbaren Kontrast zum üblichen Indie-Einheitsbrei dar, der derzeit von der Insel in alle Welt schwappt.
Bewaffnet mit ihren zwei Gitarren zeigten Rodrigo y Gabriella aus Mexiko dann, was man mit diesen Instrumenten alles anstellen kann. Während die eine sehr gekonnt und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf ihre Gitarre klopft und an den Saiten zupft, spielt der andere in mindestens genauso atemberaubender Geschwindigkeit Melodien. Zusammen ergibt das dann Cover von Pink Floyd, Metallica oder Led Zeppelin, die auch ohne Gesang beeindrucken und das Publikum zum beinahe frenetischen Mitklatschen animierte.

Im Zelt gab es zum Abschluss ein kanadisches Doppelpack. Zuerst bezauberten die Zwillinge Tegan and Sara mit ihrem Auftreten und ihrer Musik das Publikum. Die einzigartigen Stimmen der beiden sind live mindestens so eindrucksvoll wie auf Platte. Zusätzlich eroberten sie mit ihrer Ausstrahlung das ein oder andere Herz.
John K. Samson, Sänger der Weakerthans, strahlte während des Konzerts seiner Band selig über das gesamte Gesicht. Kein Wunder, denn es war ganz sicher einer der Höhepunkte des Festivals. Menschen standen im Publikum und sogen die Musik in sich auf und schütteten beim Mitsingen ihr Herz aus. Jeder einzelne Song wurde gewürdigt, wurde im Publikum aufgenommen und wie eine Ikone in der Kirche des Herzens behandelt. Sehr herzergreifend und liebenswert.

Draußen wurden die Beatsteaks gleichzeitig ihrer Stellung als Headliner mehr als gerecht. Es wurden nicht nur alle Medien, Bühnenhintergrund, Videowall usw. genutzt, sondern auch mit einer Menge Einlagen das Publikum unterhalten. Ob der gemeinsame Kniefall vor Joe Strummer oder das kollektive Ausziehen und T-Shirt-Schwenken, das war ganz große Unterhaltung vereint mit einer unbestreitbar erstklassigen Livedarbietung.

Am Sonntag schienen die Energiereserven des Publikums fast schon aufgebraucht. The (International) Noise Conspiracy, ganz in lila gekleidet, versuchten die müden Geister zu erwecken, mit eher mäßigem Erfolg. Trotzdem waren die neuen Lieder gut anzuhören und lassen einiges für das nächste Album erwarten. Millencolin legten den Schwerpunkt ihres Auftritts auch eher auf neue Stücke, so blieb die Zeitreise in die vergangene Jugend für ältere Semester wie mich leider aus. Rise Against rockten im Anschluss vor allem den jungen Teil des Publikums so derbe, dass die Feuerwehr zur Abkühlung anrückte.

Im Zelt gaben Blackmail und Biffy Clyro ihren Visitenkarten ab und wurden umjubelt. Besonders letztere hatten bereits nach den ersten Tönen das zahlreiche Publikum auf ihrer Seite und hauten ordentlich in die Saiten und Felle.

Eine große Überraschung gab es dann bei Panic At The Disco. Denn diese haben nicht nur ihr Ausrufezeichen abgelegt, sondern boten auch live ein anderes Bild als noch vor zwei Jahren. Die älteren Lieder wurden ohne Elektrobeat, dafür ruhiger und vor allem mit viel mehr Liebe zur Musik, dargeboten. Diese Konzentration auf die Musik und das Weniger an Entertainment taten der Band sehr gut. So wurde unter Beweis gestellt, dass da wirklich gute Musiker am Werk sind.
Maximo Park danach hatten zwar, wie auch die Kaiser Chiefs vorher auf der Hauptbühne, ein großes Publikum, wirken aber insgesamt etwas müde und ihre Songs wollten nicht so recht zünden.

Am Nachmittag gab es eine Sturmwarnung für das Southside, die später aber wieder aufgehoben wurde. Ein wenig trifft dies auch auf den Auftritt der Foo Fighters zu, wird ihm aber nicht ganz gerecht. Denn der große Knaller blieb aus, dafür bewiesen die Mannen um Dave Grohl aber großes musikalisches Geschick. So wurden manche Songs auf viertelstündige Hymnen aufgeblasen. Andere, beispielsweise „My Hero“, wurden in neuem Gewand präsentiert, in diesem Fall akustisch und mit Unterstützung einer Violine, Piano und diversen Percussion-Instrumenten. Desweiteren lieferte Herr Grohl wieder einen Beweis dafür ab, dass sein Hauptausdrucksmittel die Gitarre und nicht seine Stimme ist. Und mit eben jener Gitarre hatte er nicht nur das Publikum, sondern auch seine Bandmitglieder voll im Griff. Und selbst wenn die langen Schlagzeugsolos, zu denen Grohl Taylor Hawkins immer wieder ermutigte, das Publikum eher langweilten als anstachelten, so war der Auftritt insgesamt gesehen doch sehr abwechslungsreich und druckvoll. Und wird denjenigen, die die Foo Fighters das erste Mal sahen, also dem Großteil des Publikums, sicher noch lange in Erinnerung bleiben.

Das 10. Southside bot nicht nur ein glücklicherweise unwetterfreies Wochenende, sondern auch ein achtbares Programm. So kam sicher jeder der 50.000 Besucher auf seine Kosten, ganz egal welche Musikrichtung er oder sie bevorzugt. Daneben sorgten Veranstalter und Mitarbeiter für eine angenehme, für so eine große Menschenansammlung, sehr entspannte Atmosphäre, dass sicher auch das nächste Southside wieder ausverkauft sein wird. Und vielleicht bekommt man dann auch das Müllproblem besser in den Griff. Wobei hier vom Veranstalter fast alles mögliche getan wurde, vielleicht würde hier und da noch ein Müllbehälter die Lage verbessern. Aber was nützen diese, wenn sie nicht benutzt werden. Man kann sich schwerlich vorstellen, dass es in der Gegend, aus der der gemeine Southside-Besucher stammt, normal ist, dass man Müll einfach auf den Boden wirft. Aber die Müllberge, die bereits am Donnerstag auf dem Campingplatz zu sehen waren, sprechen eine deutliche Sprache. Leider. Darunter leidet ja nicht nur die Umwelt und die Mitmenschen, sondern es treibt auch den Ticketpreis weiter in die Höhe, da die Entsorgung und Reinigung eine Menge Geld kostet. Vielleicht denkt ja im nächsten Jahr der ein oder andere Besucher besser zweimal nach, bevor er eine Bierdose oder ähnliches auf den Boden wirft.


Die Bildergalerie zum Festival findet ihr hier. (Fotos: Freda Wagner)

11 comments

  1. b. says:

    „Zum 10. Mal fand das Southside-Festival in diesem Jahr statt und 50.000 Besucher fanden sich auf dem Flugplatz bei Neuhausen ob Eck ein, um dieses Jubiläum gebührend zu begehen.“
    Wo schon das zehnte Southside in diesem Jahr. Respekt, quasi alle zwei Wochen ein Southside-Festival. Die Bilder sehen nett aus, der Text wurde noch nicht gelesen.

  2. kate says:

    Hey,
    die göttlichen Enter Shikari haben am Samstag gespielt nicht Sonntag! :)
    Keine Ahnung welche Band du stattdessen meinst..
    Aber ES war wunderbar jaaa. ^^

  3. Danny says:

    Stimmt natürlich. Ich war mir beim Schreiben da so sicher, dass ich meine Oma drauf verwettet hätte. Hätte aber auch gut in den Sonntag gepasst. Danke jedenfalls, ich überarbeite das nochmal.

  4. Alex says:

    Die drei Herren in schwarz vom Black Rebel Motorcycle Club boten später auf der mittleren Bühne die perfekte Alternative zu Radiohead.

    waaaaaaaas? wie kannst du nur? : ))

  5. Michael says:

    Schade dass du den Auftritt von Xavier Rudd nicht gesehen hast! Ein wirkliches Highlight des Wochenendes!!!

  6. Danny says:

    Xavier Rudd hätte ich auch sehr gern gesehen, aber es war zu dem Zeitpunkt einfach zu heiß im Zelt für meinen Körper. Paul Heaton und Rodrigo y Gabriela waren aber auch durchaus sehenswert.

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