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Stella – Fukui

Stella ist eine der Bands aus den Dunstkreisen der bewegten 90er Jahre in Hamburg, die man eigentlich schon für verschollen gehalten hat. 2004 erschien das letzte Album „Better Days Sound Great“ und seitdem hat man von dem wundersamen Trio nichts mehr hören dürfen. Nun erscheint in diesem Jahr unerwartet das neue Album „Fukui“ – und bringt so einiges an Veränderung mit sich.

Auf der einen Seite ist es bereits die Geschichte der Band, die beeindruckt. Das dreibeinige Monster heißt Thies Mynther, Elena Lange und Meense Reents. In den Adern von Stella fließt somit das Blut der Bands Egoexpress, Die Vögel, Phantom/Ghost, Das Bierbeben und vieler anderer Projekte. Auch House-Legende Hendrik Weber aka Pantha Du Prince war eine ganze Weile Mitglied der Band. Und als wenn das nicht genug wäre, können sie mit der Zusammenarbeit von Künstlern wie Boys Noize, Dirk von Lowtzow (Tocotronic) oder Schorsch Kamerun (Die Goldenen Zitronen) prahlen.

Auf der anderen Seite ist es das Ergebnis, das beeindruckt. Stella waren schon immer ihrer Zeit voraus und haben mit Songs wie „OK, Tomorrow I’ll Be Perfect“ oder „Bad News Entertainment“ schon vor knapp zehn Jahren den Electropop-Sound auf die Beine gestellt, der erst heute weit verbreitet ist. Und dass sie es sich auch auf „Fukui“ nicht nehmen lassen, die Vorreiterrolle einzunehmen, lässt sich nicht bestreiten. Sie betreten den musikalischen Raum, der bisher nur in Ansätzen ausgeleuchtet ist. „Fukui“ ist düstere Housemusic, kombiniert mit vereinzelten Aspekten aus Klassik und Funk. Das Ergebnis ist ein trockener und steriler elektronischer Sound. Ausgeglichen wird dies durch den Gesang von Elena Lange. Durch ihren Aufenthalt in Japan wurde sie so stark geprägt, dass dies auch auf dem Album seine Spuren hinterlässt. Wo früher nur englische Lyrics herrschten, wird jetzt japanisch gesungen; durch vereinzelte englische Schlagwörter ergänzt. Durch ihre Stimme gewinnt der düstere Sound an Nähe und Wärme, jedoch nur zu einem gewissen Maß. Wer der japanischen Sprache nicht Herr ist, wird die Stimme wie ein weiteres Instrument wahrnehmen. Entfremdung und Verwirrung als Konzept.

Sicher wird es alteingesessene Hörer verstören, dieses Album zu hören. Von der Catchyness oder sogar Tanzbarkeit der letzten Alben ist hier nichts mehr zu hören. „Fukui“ ist ein Album, auf das man sich besinnen muss. Doch wenn man es wagt, sich auf diese Klangwelten einzulassen, will man daraus auch so schnell nicht mehr verschwinden. Stella haben nicht nur ein Album herausgebracht, sondern ein Zeichen gesetzt. Zukunftsmusik. Tomorrow they’ll be perfect…


VÖ: „Fukui“ erschien am 27.08.2010 auf Snowhite.

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