Startseite » Supershirt im Interview

Supershirt im Interview

Supershirt bringen heute auf den Tag genau ihr zweites Abum „8000 Mark“ in die Läden. Und da es 2008 doch bereits so schön war, hakten wir auch zum Release des neuen Albums nochmal nach, wie so der Stand ist. Wir trafen uns mit Hendrik Menzl und Henry Witt am 15.10.09 vor ihrem Konzert im Molotow zum Interview. Ein Gespräch über Musik, Haue und… 4000€.

Hendrik: Prost!

Ja, Prost!

Henry: Henning muss immer mit allen anstoßen. Ekelhaft!
Hendrik: Wie ein Bauer.
Henry: Ich hab Manieren. Henning hingegen hat das, was er für Manieren hält.

Zu den ernsten Dingen des Lebens: Eure Tour hat am 08.10. bereits angefangen, drei Konzerte habt ihr schon gespielt. Wie läuft es bisher?

Hendrik: Es läuft wie eine Eins. Wir sind begeistert von den Publikumsreaktionen. In Berlin haben wir angefangen und da war es schon erstaunlich voll für Berliner Verhältnisse.
Henry: – Für unsere Berliner Verhältnisse.
Hendrik: Ja! Peter Fox kann sich da mal ne Scheibe abschneiden. Und dann haben wir in Rostock gespielt, da hatten wir natürlich Heimvorteil. Aber wir hätten trotzdem nicht damit gerechnet, dass wir gleich den ganzen Mau Club vollkriegen mit über 500 Leuten.
Henry: Ja, natürlich sind wir begeistert, dass es besser läuft als erwartet. Sogar in Wolfsburg lief es gut, obwohl wir eigentlich dachten, dass es da total leer werden würde. Da haben wir uns echt gefreut.

Und heute Abend spielt ihr dann in Hamburg. Ist es für euch etwas besonderes hier zu spielen, da es die Labelheimat ist?

Henry: Es ist schon immer geil, weil man so viele Leute wiedertrifft, die man kennt, weil hier ja auch viele der Labelteilnehmer und Bands wohnen. Aber an sich ist Hamburg Rostock gar nicht so unähnlich. Wir sind ja eh Freunde der nordischen Städte. Natürlich ist das auch deswegen geil, weil wir hier reden können, wie wir wollen. In Bayern kommt es dann schonmal vor, dass man uns sagt: ‚Joa seids ihr ausm Noarden, oda wo kümmt ihr hea?‘ – Und dann können wir immer nur sagen: ‚Nö, wir kommen aus Rostock, das ist das Hamburg des Ostens.‘ – Von daher, ja, Hamburg schön! Hier kommen unsere besten Fans her und auch die Schönsten!

Wenn man euch letztes Jahr live gesehen hat, hattet ihr immer Tonnen an Knicklichtern dabei. Macht ihr das noch immer, oder ist euch das inzwischen zu Mainstream geworden, weil das inzwischen jeder macht?

Henry: Das machen wir immer noch! Tim Brenner?
Hendrik: Obwohl uns das eigentlich zuwider ist.
Henry: Aber im Publikum ist halt diese Erwartungshaltung da. Wenn Supershirt kommen, gibt es Knicklichter für umsonst. Und diese Erwartung wollen wir nicht enttäuschen, von daher machen wir das immer noch. Aber wir haben natürlich auch geilere Knicklichter als alle anderen. Selbst wenn es Tonnen im Media Markt gibt; unsere gibt es nicht im Media Markt und das sind die Besten!

Sind die denn inzwischen auch mal bedruckt mit eurem Namen?

Henry: Die werden bedruckt, wenn die Publikumszahlen weiter in einem so hohen Bereich bleiben. Das muss sich auch lohnen!

Wenn ich euch jetzt frag, warum euer Album „8000 Mark“ heißt, dann sagt ihr: ‚Weil 4000€ scheiße klingt“…

Henry: Das hat sich übrigens baze.djunkiii ausgedacht, nicht wir.

Aber irgendwo muss das ja herrühren, irgendeine Wurzel haben, wie man auf „8000 Mark“ kommt.

Henry: Ja. Erzähl du mal die lange Geschichte.
Hendrik: Ich möchte nicht behaupten, es sei eine Verschwörung. Wahrscheinlich ist es einfach eine Naturkonstante. Überleg doch mal, was zahlst du im Jahr an Miete, im Normalfall, in unserem Alter? 8000 Mark. Krankenversicherung? 8000 Mark. Opel Manta, 1970, als er rauskam? 8000 Mark. Schlossallee bei Monopoly, was kostet die? 8000 Mark! Es zieht sich immer so weiter, es kosten irgendwie alle Sachen 8000 Mark.
Henry: Ich hab auch letztens was Fieses gelesen: Grenzsoldaten in der DDR wurden mit 8000 Mark entlohnt, wenn die einen abgeballert haben.
Hendrik: Eine Geburt kostet auch ziemlich genau 8000 Mark. Genau wie eine Beerdigung. Und das durchschnittliche Erbe, das man in Deutschland bekommt, beträgt 8000 Mark. Also, irgendwas ist da im Busch. Wir haben diesen Komplott also nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern es hat sich uns einfach aufgetan, da wir die ersten sind, die das erschlossen und in Musik verpackt haben.
Henry: Wir wollen uns jetzt als nächstes Formeln ausdenken, um endlich die 23 abzulösen.

„8000 Mark“ ist ja jetzt auch schon zu einer Art Running Gag geworden in kleinen Kreisen. Egal, was man fragt, was kostet dies und das, alle sagen: ‚8000 Mark‘. Ist es also euer großes Ziel ‚Und alle so yeaahh‘ zu übertrumpfen?

Henry: Das war doch quasi schon am zweiten Tag abgelöst. Ich weiß ja nicht, wie das hier in Hamburg war, aber in Berlin hat man das ziemlich fix umgewandelt in: ‚Und alle so Steinmeiyeaahh!‘
Hendrik: All diese Internethypes halten nicht allzu lange.
Henry: Internetmems! Die Abkürzung für Internetmemories.
Hendrik: Ja. Die Memory ist halt nicht besonders groß. Und daher ist das am nächsten Tag schon wieder abgelöst durch den nächsten dummen Spruch.
Henry: Bei „8000 Mark“ ist das was ganz anderes,
Hendrik: Das frisst sich erst so langsam hoch. Wir persönlich sagen das schon seit mindestens einem Jahr. Das ist ja auch stark inspiriert von zwei Samples, die wir gefunden haben, durch die wir erst auf den Trichter gekommen sind. Nämlich von Jacques Palminger, der das DJ Koze auf seiner ersten Platte erzählt. Und Dirk Stermann, der das auch in einem Cabaret-Stück gesagt hat. Und da haben wir den Zusammenhang einfach hergestellt, auch wenn er eigentlich nicht vorhanden ist.

Kennt ihr das Lied „5000€“ von Remute? Da ist nämlich auch so ein Sampler drin aus einem Gespräch über 5000€.

Hendrik: Das kenn ich nicht, muss Zufall sein. Aber da gibt es mehrere solcher Zufälle. Ein Freund von mir ist grad nach Berlin-Neukölln gezogen. Und auf dem Hinterhof dort, da gibt es so ein Rapstudio. Und da sind auch so ein paar Jungs, die einen Song machen – und zwar schon seit Wochen – in denen 100€ der Leitfaden sind.
Henry: Wir sind da also offensichtlich auf etwas gestoßen, das jetzt zum Trend wird. Menschen wollen Preise aus sich rausschreien. Es steckt wahrscheinlich in jedem noch ein Marktschreier drin, aber es darf nicht jeder Marktschreier werden. Aber so darf jeder beim Supershirt Konzert einmal aus sich rausschreien: „8000 Mark und die Banenen gibt’s umsonst!“
Hendrik: „Und für dich, min Jung, noch zwei Packungen Enthaarungsgel obendrauf!“
Henry: „Und nochmal den ganzen Korb Käse! Gouda, Emmentaler, Camenbert für dich nochmal obendrauf! Und ein halbes Hähnchen. Und deinen Trabanten kannst du mir schenken.“

Euer Lied „Haue“…

Henry: Danke! Du sprichst das so schön nordisch aus. Das heißt „Hauäää“! Es gibt nämlich Leute, in Sachsen oder so, die sagen dann so „Hau-e“.

Abgesehen davon, was soll das Lied darstellen? Eine Hommage an Aggro Berlin?

Henry: Wir haben die Absicht gehabt, Rap damit zu retten. Aber der eigentliche Grund rührt daher, dass wir nach Konzerten immer noch gern um die Häuser ziehen, wenn die Clubs schon alle dicht haben und da landen wir dann immer in irgendwelchen Kneipen und Kaschemmen. Und da sitzen dann 40 bis 60jährige Alkis, die sich derbe zuknallen und die wollen sich dann immer hauen. Und dann beleidigen die sich da die ganze Zeit und das hat uns irgendwie inspiriert. Und natürlich haben wir uns auch bei Bud Spencer und Terrence Hill inspirieren lassen. Auch das Zitat ‚Ich reiß dir den Kopf ab und scheiß dir in Hals‘ fanden wir wunderbar, das ist noch aus der HipHop Szene irgendwie an uns hängen geblieben.

Das Video zu „8000 Mark“, da seid ihr ja auf einem Feld unterwegs. Wusste der Bauer, dem das gehört, dass ihr da unterwegs seid und ein Video macht?

Hendrik: Jo, das war abgesprochen. Wir haben ja mit einer professionellen Crew gedreht, die auch schon einige Filme zu verzeichnen haben. Und von daher haben die das alles abgeklärt. Der Bauer hat sich nur hinterher beschwert, dass wir irgendwie die Kiste da hätten stehen lassen, aber ich glaub die hat dann doch noch irgendjemand abgeholt. Und das ganze Schaumstoffzeug, was in dieser Kiste drin ist, was man am Anfang des Videos siehst, das ist aus Mais! Und sobald der mit Wasser in Berührung kommt, löst der sich auf. Wir hatten da beim Dreh auch ein wenig von genascht, weil wir so viel Langeweile hatten. Wie das beim Drehen eben so ist.
Henry: Mir hat halt auch keiner geglaubt, dass es wirklich Mais ist, aber ich hab es dann irgendwann einfach gegessen. Und dann haben alle gedacht: ‚Iiih, der isst jetzt Styropor.‘
Hendrik: Das sieht aus wie Erdnussflips und schmeckt wie Mais. Das ist ganz reguläres Verpackungszeug, aber eben biologisch abbaubar. Ist auch günstiger als Plastik.

Im Video zu „8000 Mark“ da rennt ihr ja einem Kerl hinterher. Und im „Teitmaschine“-Video ist es das Gleiche, da verfolgt ihr auch jemanden. Ist das Absicht?

Hendrik: Das war keine Absicht, das ist uns noch gar nicht aufgefallen.
Henry: Aber man kann da natürlich spontan drauf antworten, dass wir im ersten Video den Typen teit machen wollten und im Aktuellen wollen wir ihn kalt machen! Das ist ein himmelweiter Unterschied. Da sieht man auch dran, dass unser Aggressionspotential auf dem neuen Album immens gesteigert wurde! Das liegt bestimmt auch daran, dass wir jetzt nach Berlin gezogen sind. Reiner Hass, die Stadt, wirklich. Rostock ist ja so ein bisschen laid back, aber Hamburg und Berlin, da sieht das schon anders aus.
Hendrik: Agressive Städte. Dauernd wird einem ein Bein gestellt. An jeder Ecke steht einer mit einem Bein!

Euer Blog, teitmaschine.de, der hat oben im Titel stehen: „Stiefmütterlich behandelter Blog“ – Das hat ja bis vor einem halben Jahr auch gestimmt, aber jetzt seid ihr inzwischen ja gut dabei.

Hendrik: Ja, das stimmt, das müssen wir wohl mal ändern. Wir haben einfach viel mehr Lust, da jetzt was draus zu machen. Außerdem ergeben sich auch immer technische Möglichkeiten. Da passiert es schonmal, dass wir per Handkamera ein paar Videos drehen und die online stellen. Außerdem bringen wir ja demnächst ein neues Album raus… Da muss dann ja auch was passieren. Klackern gehört zum Handwerk, wie man sagt.
Henry: Hauptgrund ist natürlich die Technik. Tim Brenner hat jetzt so ein geiles Multimediaphon, mit dem man alles machen kann. Früher hat es 5 Wochen gedauert, bis man irgendwelche Fotos hochladen konnte, jetzt sind die innerhalb von 2 Sekunden nach der Entstehung online.
Hendrik: Da kann man die halt hochtwitpicen,
Henry: Abgoogeln und downbooken und reinstudivzen und wegspacen. Alles ist möglich! Unglaublich, Internet.
Hendrik: Das neue Ding. Merkt euch den Namen!

2 comments

Wir freuen uns über deinen Kommentar: