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The 1975 | 11.10.2014 | Täubchental, Leipzig

1173661_673196259376842_1567952_n The 1975 klingen wie auf Platte, allerdings ohne das es langweilig wird. Letzendlich ist ein Konzert der vier Manchester so unlangweilig, dass man das Gefühl hat beste Freunde mit Matt Healy zu sein und wandelt mit Songs im Ohr, die auf dem Album untergingen, ein bisschen verliebt nach Hause.

Auf den ersten Blick sahen POOL aus wie eine Gruppe Hamburger Schuljungs, die das Angebot, es mal auf der großen Bühne zu probieren, nicht ausschlagen wollten. Um ehrlich zu sein: der erste Song klang auch so. Doch Song um Song zeigte sich die musikalische Bandbreite und Professionalität der Band, die sich vor fast ausverkauftem Haus völlig lässig an Gitarre und Schlagzeug die Seele aus dem Leib spielt, solange der Bassist auf der Suche nach einem funktionstüchtigem Instrument ist.

Was die Band ausmacht ist nicht nur das erbarmungslose Getrommel des Schlagzeugers Nils Hansen, sondern vor allem das Zusammenspiel der beiden Sänger, Daniel Husten und David Stolzenberg, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der eine geschmeidige, manchmal etwas zu sehr autogetunte Stimme hat, tut sich der andere mit einer unglaublich eckigen, ziemlich sexy, manchmal aber auch nach Phoenix-Sänger Thomas Mars klingende Stimme hervor. Insgesamt entsteht ein Soundteppich, der irgendwo zwischen Disco-Funk, Psychedelic Rock, straighter Pop-Musik und House schwebt.

Unter tosendem Gejubel (das bei derart jungen Publikum kaum anders zu erwarten war) werden George Daniel (Schlagzeug), Ross MacDonald (Bass), Adam Hann (Gitarre) und (besonders) Matthew Healy (Gesang, Gitarre) auf der Bühne begrüßt. Mit „The City“ knüpfen die Jungs aus Manchester an das an, wofür POOL ziemlich gut den Weg geebnet haben, und setzen eins drauf.

The 1975 klingen wie auf Platte, allerdings ohne, dass es per se langweilig ist. Während doch einige der Songs ihres Debüts „The 1975“ live in ähnlichem Fahrwasser schwimmen, gibt es Songs, die überraschen. „Talk!“ und „She Way Out“ beispielsweise, die auf dem Album eher untergehen. Das unanfechtbare Highlight des Abends aber beginnt damit, dass Matthew Healy sein Publikum bittet, sich den nächsten Song nicht über ein Handy- oder Kameradisplay anzusehen. Er setzt sich mit seiner Flasche Rotwein und einer Zigarette an den Bühnenrand und singt „Me“, so herzerweichend schön, dass einem vier Minuten lang der Atem stockt.

10659218_915508975145568_767291963481201936_nAls könnte man der Gänsehautmoment nicht größer werden, holen The 1975 ihren „best and oldest friend“ John Waugh auf die Bühne, der einem mit seinen Saxophone-Soli den Rest gibt.

Weil es keinen Sinn macht vor der Zugabe nochmal Backstage zu gehen, weil Backstage nur ein paar Quadratmeter hinter einer Tür neben der Bühne sind, wo die Band nur rumstehen würde, bleiben sie und spielen das super-romantische „Robbers“ und (endlich) auch die Smash-Hits „Sex“ und „Chocolate“. Das Publikum ist so aus dem Häuschen, das man in dem Meer aus Handydisplays kaum etwas anderes sieht.

Am Ende kann man nicht anders als The 1975 verfallen zu sein. Besonders Matt Healy, wie er mit seiner fast leeren Rotweinflasche, die Hipstermähne schüttelnd, in seinem ganz eigenen Tanzrhythmus über die Bühne stolpert, mit dem Publikum witzelt, seinen Roadie knutscht oder schafft gleichzeitig zu singen und zu rauchen.

Zum Glück hat Matt Healy angekündigt 2016 ein zweites Album zu veröffentlichen, mit dem The 1975 auch 2016 wieder nach Deutschland kommen werden. Sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen.


Bild-Quelle: The 1975, Facebook

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