Es passiert sehr oft: eine erfolgreiche Band ist am Höhepunkt ihrer Karriere angekommen, löst sich auf und ein Teil der Band gründet eine neue Band. So auch hier: Boysetsfire trennten sich 2007, noch im gleichen Jahr gründete Sänger Nathan Gray zusammen mit Gitarrist Joshua Latshaw The Casting Out. Joshua verließ aus gesundheitlichen Gründen die Band. Nathan machte weiter und tourte mit „Go Crazy! Throw Fireworks!“ durch Amerika und Europa. Jetzt waren The Casting Out gerade mit dem zweiten Album in Europa unterwegs. Wir haben uns das Album angehört und sind tatsächlich erfreut darüber, dass die Band einen kleinen Schritt zurück geht.
Manchmal ist gar nicht so schlecht, wenn eine Band den Rückwärtsgang einlegt. The Casting Out haben uns mit „Go Crazy! Throw Fireworks!“ 2009 ein perfekt durchproduziertes Album präsentiert, dass sich irgendwo zwischen Punk und Pop bewegt. Mehr Pop als Punk. Auf dem neuen, selbstbetitelten Album, klingt alles deutlich rotziger und rauer. 12 Songs, die einmal mehr zeigen, dass bei The Casting Out der Spaß an erster Stelle steht. Der größte Unterschied zum Vorgänger: die neuen Songs sind schneller und punkiger und – ganz wichtig – Nathan zeigt, dass er das Schreien nicht verlernt hat. Es ist klar, The Casting Out profitieren gerade hier in Deutschland nach wie vor von ihrem Boysetsfire-Bonus. Tatsächlich geht es musikalisch teilweise wieder zurück zu Boysetsfire, aber eben auch nur teilweise.
Hört man sich „Heaven Knows“ an, denkt man erst an einen schnellen Punksong. Nichts Besonderes. Nach einem kurzen Break wird man vom Gegenteil überzeugt, denn da sind sie wieder, die scheppernden Riffs und auch Nathan zeigt, dass er noch gerne schreit. Ähnliches hören wir bei „Let It Bleed„, dem zweiten Song. Die raue Stimme von Nathan geht perfekt mit den melodischen Gitarren zusammen.
Songs wie „The Power And The Glory„, „Before We Die„, „Wait“ und „Headfirst“ überzeugen durch eingängige Melodien und die Einfacheit guter Punksongs. Sie geben Gas, nicht nur auf dem Album, auch live. Man merkt der Band an, dass sie große Lust und vor allem eine Menge Spaß haben, mit voller Energie die neuen Songs zu präsentieren.
Boysetsfire sind Geschichte und wir haben jetzt The Casting Out. Weniger ernst, mehr zum Spaß und doch so gut wie einst Boysetsfire. Mit dem zweiten Album zeigt Nathan, dass er’s nicht verlent hat und The Casting Out auch nach dem Ausstieg von Joshua Latshaw und Chris Rakus überzeugen. Es macht nicht nur Spaß, The Casting Out live zu sehen. Das 36-müntige dreckige Punk-Album, dass mitten ins Gesicht geht, macht genauso viel Spaß.
„The Casting Out – Self-Titled“ erscheint am 11. Juni via Eyeball Records