Die Briten von The Coral legen mit „Butterfly House“ den nunmehr siebten Langspieler , inklusive dem 2008 veröffentlichten Sammelsurium „The Singles Collection“, respektive das sechste eigenständige Album ihrer bereits 14-jährigen Laufbahn vor. Den Hörer erwarten 12 geschniegelte, ausladende, pompöse Pop-Songs mit eindeutigen 60er-Jahre-Allüren, die bis zum Exzess befriedigt werden.
All das begann in einem schnöden Proberaum der Hilbre Highschool in West Kirby, einem gerade einmal 8 000 Einwohner fassendem Nest in Süd-West England. Dass an derart verschlafenen Örtchen große Gedanken entstehen und schadlos reifen können , ist bekannt. Und so zeichnen The Coral seit je her für einen bedeutungsschwangeren Stil, der wohl epischer nicht sein könnte. Psychedelische Choräle, Hammond Orgel, sanft gezupfte Akustik-Gitarren, Glockenspiel. Wenn eine Band mit ähnlicher Philosophie existiert, sind es wohl die nord-amerikanischen Fleet Foxes. Der mystische Titel „Butterfly House“ scheint daher als äußerst passend.
Zu Beginn des neuen Werkes fährt die Formation um Sänger James Skelly direkt schweres, wenn nicht gar schwerstes Geschütz auf . „More Than A Lover“ steht plötzlich auf den Punkt genau im Raum. Fließende Melodie-Linien, Hammond und ein wabernder Sumpf aus unzähligen, weiteren Instrumenten. Sicher ist, Tiefstapeln ist sicher nicht gefragt. Umso beeindruckender, dass The Coral vorab der Aufnahmen zu „Butterfly House“, ihr neues Material ausführlich auf Live-Qualtität überprüften.
Den eher düsteren Kontext, vermag erstmals das süße „Sanhills“ samt Shellys positiv klingender Stimme zu brechen, wobei das anschließende „Butterfly House“ wieder in eine dunklere Ebene abgleitet. Ein Choral breitet seine Flügel aus, eine, wie ein Uhrwerk tickende, Akustikgitarre leitet ein. Die Handlung fliegt dahin, Landschaften ziehen vorrüber und verbrennen letztendlich im lodernden Feuer aus Gitarre und Schlagzeug bei energisch werdenderen Gesängen. The Coral brechen allerdings nie gänzlich aus ihrem Schema aus, sondern kultivieren ihre Triebe, um daraus ein strukturiertes Ganzes zu erschaffen, das in seinem Anblick bombastisch und beeindruckend wirkt.
„Butterfly House“ als effektives Konzeptalbum, mit einem fast schon erdrückend dichten Klangbild. Ein letzter rasanter Ritt („North Parade“), ein letztes Duell im Morgengrauen und der Schmetterling ist aus dem Blickfeld entschwunden.
Letztlich haben The Coral ein in sich geschlossenes Album kreiert, das als Einheit wirklich von beeindruckendem Ausmaß ist, dessen seperate Songs sich allerdings eher nicht in der Erinnerung verankern.
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„Butterfly House“ erschien am 30. Juli 2010 via Cooperative Music.