Die Killers aus Las Vegas hauen mit ihrem Zweitling Sam’s Town (Island Records) jedem „One Hit Wonder“-schreiendem Kritiker eine Platte um die Ohren, die getrost auf die Mr. Brightside-Referenz scheißt und die Latte gitarrenlastiger, amerikanischer Rockmusik weiter gen Himmel hebt. Teilweise hat man schon fast das Gefühl, eben dieser heilige Ort sei erreicht, beispielsweise beim ersten großen Hit When You Were Young, der gleich an dritter Stelle abgefeuert wird. Herausragend.
Sam’s Town merkt man zu jeder Sekunde an, dass die Band ein deutlich größeres Budget zur Verfügung hatte und dieses auch voll auskostete. Seien es Queen-artige Chöre, verstärkter Geigeneinsatz oder auch nur das hintergründig eingesetzte Glockenspiel. Die bandtypischen Keyboardsounds und das schöne Zusammenspiel von Bass, der teilweise wirklich große Momente hat, und dem Schlagzeug verschwinden durch den Bombast nur partiell im Hintergrund. Die Markenzeichen der Killers hört man raus, so man sich denn schon am Vorgänger erfreute. Nicht zuletzt der Gesang Brandon Flowers’ bereitet immer wieder Freude und ist das Aushängeschild des Vierers, und wer dabei nicht zwangsläufig an The Cure denkt, ist ein verdammter Banause. Auf den Stimmverzerrer verzichtete man zu Gunsten verbesserter Melodien fast gänzlich, auf die dramatischen, immer auch melancholischen Repetitionen im Chorus aber glücklicherweise selten.
Nicht nur auf den Fotos im Booklet des Albums präsentieren sich die Killers im 70er Jahre Look. Die Aufnahme an sich atmet den experimentellen Sound dieses Jahrzehnts. Und wer denkt, dass die Killers auch mal Fehler machen, beispielsweise bei dem wirklich starken Read My Mind und den darauf enthaltenen schrecklichen Keyboardflächen, darf sich im Laufe des Songs auch gerne eines Besseren belehren lassen. Das können sie, die vier Killers, Songs schreiben. Verdammt gute sogar. Für Rockmusik-Fans darf in diesem Herbst kein Weg an Sam’s Town vorbeiführen. Übrigens auch ein mittelheißer Anwärter auf die Platte des Jahres.