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the notwist – the devil, you + me

Es gibt so einige Bands, die jahrelang ein neues Album vermissen lassen, ja Bands wo man sich so sehr sehnt, nach neuen Liedern, nach der nächsten Entwicklung, dass man gar nicht glauben mag, dass seit dem letzten Album geschlagene sechs Jahre vergangen sind. The Notwist sind so eine Band.

In der vorliegenden Bandgeschichte hatte jedes Album etwas Eigenes, etwas Neues und bot eine Weiterentwicklung der Band wie es sie sonst selten zu sehen gibt. Das – neben vielen anderen Dingen – machte The Notwist nicht nur zu einer der spannendsten deutschen Indierockbands überhaupt (vielleicht sogar die einzig international relevante), sondern gar zu den Begründern einer ganzen Szene.

Weilheim ist ihr Name, und ob die Bands nun Lali Puna, Tied & Tickled Trio oder MS John Soda heißen, alle sind sie mehr oder weniger aus dem Notwist`schen Erfolg heraus entstanden. Vielleicht ein Grund, warum man ganze 6 Jahre auf den Nachfolger der überragenden Neon Golden warten musste. Ein anderer ist vielleicht die Detailbessesenverliebtheit dieser Band, die nicht zuletzte in On/Off The record so wunderbar herausgearbeitet wurde.

the devil, you + me nun beginnt mit good lies zunächst eher altbekannt, fast schon versöhnlich. Wer den nächsten großen Sprung erwartet hat, muss sogleich in die Schranken gewiesen werden. Wäre aber auch die Frage gewesen, wohin es da hätte noch gehen sollen, schien doch schon der Vorgänger so nahe an der perfekten Poplatte. Doch schon where in this world reißt uns mit dissonanten Klängen heraus aus unserm Traum.

War die Neon Golden nach Hardcore Anfängen und Jazz Ausflügen (grob angerissen) ein schillerndes, mit leichter Melancholie strahlendes Licht, so nimmt uns the the devil, you + me ganz dem Titel entsprechend mit hinein in dunklere Gefilde. Was musikalisch zunächst wie eine Rückblick oder gar eine Rekapitulation auf vergangene Werke wirkt stellt sich alsbald als die einzig logische Weiterentwicklung ihrer Musik heraus (und klingt überraschend oft noch ein wenig nach 13 & God).

Let’s just imitate the real, until we find a better one.

Was aber schon immer da war, und noch immer da ist, und m.E. das Projekt Notwist vielleicht immer schon ein Stück mehr zu dem gemacht hat, was es ist: Markus Archers Gesang, melancholisch, zärtlich und zerbrechlich. Selbst das Attribut unaufgeregt scheint hier fast schon zu extrovertiert, als sänge er noch nicht einmal nur für sich selbst. Ganz leise in die Welt hinein.

I will never let you go.

Diesen Satz singt er uns so wahrhaftig und zuversichtlich entgegen, dass er zum mutgebendem Versprechen wird. Das abschließende gone gone gone stimmt hoffnungsvoll und versöhnlich, man bekommt eine Idee, wie The Notwist unplugged klingen könnten.

the Devil, you + me ist eine gute Platte geworden, übertrifft die Neon Golden über die ganze Länge vielleicht nicht, schafft aber genug Innovation um einen Abklatsch und jegliche Langeweile zu verhindern.

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