Seattle – stets beladen mit hohen Erwartungen und der nachgesagten Existenz eines unverkennbaren Stils – bringt auch nach Jahren des Hypes, Bands hervor, die einerseits in das Klischee von Grunge- und Undergound-Musik passen, es gleichzeitig aber auch glücklicherweise schaffen, dem Sumpf der reaktionären und uninspirierten Reproduktion zu entkommen. The Pharmacy ist so eine Band.
Nach ihrem Debütalbum aus dem Jahre 2005 erschien vor einiger Zeit nun ihr kraftvolles Zweitwerk „Choose Yr Own Adventure„. Dass kein Grund besteht, diese Band in Europa weiterhin in Unbekanntheit versinken zu lassen, schafft diese Platte mit Nachdruck zu beweisen. Kraftvoll ist sie dabei ohne weiteres. Schon der gleichnamige Opener des Albums, ein akustischer Song, der durch Streicher untermalt ist, bricht plötzlich aus und wird eine wahre Punk-Nummer, endet am Ende in Gitarrengeschrammel. Sänger Scott Yoder erinnert dabei mit seiner ungeschliffenen, hohen Stimme an den unperfekten Charme von Clap Your Hands Say Yeah-Sänger Alec Ounsworth – auch wenn der Klang dabei nicht ganz so markant ist.
The Pharmacy beweisen Einfallsreichtum, was die Wahl der Instrumente in ihren Songs anbelangt. Neben typischen Rockpassagen finden sich zahlreiche Streicherparts, Klavierpassagen oder analoge Synthesizer-Sounds wie in „Tropical Yeti“ – bis hin zu Cembalo-Klängen. Relativ häufig lässt man so akustische Klänge einfließen, ohne jedoch damit ins Folkige abzugleiten. Verwunderlicherweise verliert „Choose Yr Own Adventures“ dennoch im Verlauf an Spannung. Es wäre zu viel, zu behaupten, es fühle sich an, als höre man immer wieder den selben Song.
The Pharmacy zeigen sich als Newcomerband mit Potential, leider fehlt es ein wenig an handfeste Gitarrenlinien oder Ohrwurmpassagen, um dieses Album unverkennbar zu machen. Gespannt kann man dennoch sein, wie es mit den jungen Musikern aus Seattle weitergeht.
„Choose Yr Own Adenture“ erschien auf dem amerikanischen Markt am 29. Februar 2008 und ist mittlerweile auch in Europa erhältlich.