Während sich manche Künstler für ganze Dekaden im Studio verschanzen bevor man Neues von ihnen zu Ohren bekommt und gerade Zweitlingswerke eine besondere Hürde darstellen, können andere neben Dauertouren gar nicht schnell und viel genug Output produzieren. Seit dem Debutalbum der britischen Pigeon Detectives sind gerade mal dreizehn Monate ins Land gezogen. Nun steht der Nachfolger „Emergency“ in den Läden und möchte ganz dringend angehört werden.
„This Is an Emergency“ rufen die Tauben gleich beim Opener von den Dächern. Ein Notfall im New Wave-Brit-Punkrock-Gewand, der zwar nicht ganz unerwartet kommt, aber doch Aufmerksamkeit erregt und durch Schau- und Hörlust für blockierte Straßen sorgt.
Straßen, über deren aufgeheizten Asphalt man – wenn die Aufregung abgeklungen ist – lässig mit runtergekurbeltem Fenster und raushängendem Arm rollt, um die Szenerie mit seinem Sommer-Soundtrack zu beschallen. Dazu wird 2008 diese Scheibe zweifellos für jeden gehören, der drückend-treibende Rhythmen, krachende Gitarren, ein gewisses Maß an Abwechslung, aber nicht zu viel Experimentalität mag und seine Stimmbänder mit eingängigen Mitsingmelodien nicht ganz so stark strapazieren möchte.
The Pigeon Detectives aus Leeds machen mit „Emergency“ munter da weiter, wo ihr Erstling „Wait For Me“ aufhörte und bewegen sich mit ihren plakativen, eingängigen Refrains immer irgendwo zwischen dem Punkrockern Blink 182 und den eher poppigen Rooney, um mal amerikanische Beispiele zu bemühen. Die Briten, die vor allem auf der Insel für ihre energetischen Liveshows gefeiert werden, wissen, wie man Ohrwürmer macht, die weder zu glatt noch zu kantig sind. Und das müssen sie uns auch mit jedem Stück neu beweisen. Ob mit flehenden Bitten („Keep on Your Dress“), Kennenlerngeschichten, plumpen Anmach-Sprüchen wie „They say we look pretty good together. Don’t you wanna find out?“ oder stampfenden babababada in „I’m a Liar“.
Einzige Ausnahme bildet die akustische Schlussmach-Ballade „Nothing To Do With You“, die ganz ohne hektische Gitarren und Hooklines auskommt, aber einen auch nur knappe zwei Minuten zum Verschnaufen gibt. Die übrigen zwölf Stücke sind von vorne bis hinten durchtanzbar und unterscheiden sich trotz eindeutigem Stil stark genug, um nicht zum identitätslosen Einheitsbrei zu werden. Ein bisschen mehr Experimentierfreude wäre trotzdem schön gewesen. Vielleicht nächstes Jahr?
VÖ: 30. Mai 2008