Ein Knacken im Unterholz. Das flimmernde Licht der Straßenlaternen. Der warme Atem, den man plötzlich im Nacken spürt und die Flucht im Antlitz einer anonymen, abweisenden Großstadt, vor einem Menschen, dessen Motive man nicht kennt, wohl aber die Abgründe einer schonungslos entgleisten Zeit, in denen man in tausenden von dunklen Korridoren zu verschwinden droht. Es sind schaurig-(schöne) Geschichte wie diese, von denen die Schotten von The Twilight Sad gerne erzählen. Ein beinahe Meisterwerk. Aber nur fast…
Wenn undefinierbares Unbehagen mit wohlig warmen Schauern einhergehen, muss musikalisch etwas von hohem Eigenwert passieren. Unter Schichten von Gitarren, polterndem Schlagzeug und schummrigen Hall entfalten sich die Potentiale von The Twilight Sad. Besonders die Gitarren drücken bei guten Songs an allen Ecken und Enden, drängen den Hörer in eine finstere Ecke, wo man von Sänger James Graham höchstpersönlich gestellt wird. Textlich und stimmlich nah an den Editors und Interpol, jedoch dank des schottisch gefärbten Akzent mit hohen Widererkennungswerts, die in Verbindung mit seinen ungewöhnlichen Melodieführungen die Aura des fabulesken noch weiter ausbauen.
Was sich hier findet, ist eine selten so dagewesene aufwühlende Unaufgeregtheit der Musik selbst. „There´s people downstairs- a heavy hand takes hold“, besingt Graham im Opener Reflection of the Televisions seelenruhig, während der umliegenden Welt die Farben zu entweichen scheinen. In eine ähnliche Kerbe schlagen nahezu alle Songs der ersten Hälfte von Forget the Night ahead. Dann scheinen Segen und Fluch jedoch sehr nah beieinander zu liegen.
Vorher eingestimmt in dieses Bad aus vernebelter Atmosphäre und heraufbeschworenen Ängsten, geht der Band plötzlich etwas verloren. Streiten könnte man an dieser Stelle auch über die Reihenfolge der Songs von Forget the Night ahead. Warum lässt man das Interlud Scissors nicht im letzten Drittel die Spannung aufrechthalten, dürfte es doch jedem Klaustrophobiker schon alleine beim hören die Schweißperlen auf die Stirn treiben, so eng schnürt dieser Song das Korsett um den Hörer. Stattdessen wird unmotiviert in The Birthday Present eingefadet. Substanzlos und etwas gleichgültiger auch die umstehenden Songs, auch wenn das Ende mit At the Burnside dann doch wieder gelingt.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, dem seien I became a Prostitute und Interrupted ans Herz gelegt.
Der Band dagegen möchte man empfehlen beim nächsten Album die eigenen Stärke nicht so sehr aus den Augen zu verlieren, denn das, was sie auf einer Hälfte von Forgeht the Night ahead veranstalten ist bedingungslos gut, eindringlich wie in dieser Form einmalig und verdient es gehört zu werden.