Thursday waren schon immer anders. Immer ein Stück dramatischer, immer mit dem Quäntchen mehr Verzweiflung, immer eine markante Melodie mehr als alle anderen in der Hinterhand und lyrisch taumelnd zwischen Klaustrophobie und Weltuntergang. Wer sie zu schnell in die „Emo“- Schublade steckte hat sich schon immer geirrt. Diejenigen die Thursday bereits abgeschrieben haben ebenso. Das Bandgefüge zeigt keinerlei Risse und Common Existence ist eines der bislang geschlossensten Alben des noch jungen Jahres.
Paris stand 2001 in Flammen und War all the Time verkündete der Nachfolger. Geoff Rickly ist ein besonderer Texte und Sänger. Seine hohe Stimme wirkt angeschlagen, er selber wie ein ausgemergelter Mann mitte dreißig. Full Collapse hieß der Durchbruch seiner Band Thursday – wie passend- beschreiben Ricklys Texte bis heute die Angstzustände einer mit sich und den Systemen hadernden Gesellschaft. Full Collapse ließ sich schon zu seiner Veröffentlichung nur spärlich in die Screamo und Emo Schublade zwängen. Das Werk Full Collapse war in seinem Ausmaßen, Ambitionen und starken Momenten zu gewaltig. Thursday Melodien sind aufwendig, die Arrangements durchdacht und Steve Pedulla brüllt sich dermaßen inbrünstig die Seele aus dem Leib, dass manch einer beim Hören innehalten möchte. Besonders der Kontrast zwischen Pedullas orkanartigen Organ und Ricklys heller Stimme bedient ein Konzept, dass selten so gut aufgeht wie hier. Die Nachfolger zu Full Collapse werden allgemeinhin weniger hoch gehandelt, auch wenn sie nicht weniger ambitioniert sind. Es sind solide Platten, mit weiterhin hochwertigem Textgut, aber vor allem sind sie gespickt von Ideen, Melodien, Stilen. Die Band ist offensichtlich um Weiterentwicklung bemüht und vor allem bleibt die Band in ihrem Gefüge bestehen. Die Voraussetzung für ihre fünfte Veröffentlichung Common Existence. Und die Voraussetzung für dieses geschlossene Werk. Thursday feiern die Befreiung. Losgelöst von jeglicher Erwartungshaltung machen sie alles richtig, mischen ihren Hardcore und Punk Sound mit Postrock Momenten auf und schaffen wieder diese einmalige Atmosphäre, die einem die Kehle zudrückt, wenn man zu genau hinhört.
Thursday klingen so reif und entschlossen und gleichzeitig so unbekümmert wie nie zuvor.
Der Opener Resuscitation of a dead man als Synonom für die Auferstehung der Band, wo es folgerichtig nur heißen kann „Ambulance, let me in./ Don´t make me stay here.“ Die mitreissende Fülle an Ideen ist auf Common Existance verblüffend groß. Immer wieder geistert eine neue Melodie durch den Gehörgang, immer wieder findet der Song eine neue Richtung. Die erste Hälfte des Albums ist das überzeugende Statement einer vitalen Band und Time´s Arrow, inmitten des Albums, ist plötzlich meilenweit entfernt von dem Orkan, den Thursday bis hierhin heraufbeschwören haben. Zurückgenommen und zerbrechlich scheint es, als singe Rickly über die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, mit dem eignen Sein, eben von Dingen, die unwiderruflich geschehen sind und der Zeit die sich niemals zurückdrehen lässt. Time´s Arrow klingt mit all seiner Tiefer und seinem klanglichen Raum als stamme es aus der Feder von Radiohead. Ein weiteres Kompliment an die sechsköpfige Band. Einziges Manko an Common Existence ist, dass die zweite Hälfte des Albums etwas an Fahrt verliert, mit dem kompromisslosen You were the Cancer aber ein kompromissloses und gebührendes Ende findet.