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Thursday – No Devolución

Sind dem Löwen da etwa die Zähne ausgefallen? Die sonst so angriffslustigen Post-Hardcore-Pioniere von Thursday haben mit No Devolución ein derart entspanntes Album aufgenommen, dass die Enttäuschung bei eingefleischten Fans ziemlich groß sein dürfte. Der Hang zum Pathos, zu melancholischen Klängen und ausgefeilten Melodien ist geblieben. Was nun jedoch fehlt ist die Dramatik und das ungestüme Element der Wut.

 

Gemeint sind die Wut und Dramatik die aus Full Collapse einen Klassiker des Genres gemacht haben und ihr letztes Album Common Existence nochmal zu einem großen Wurf werden ließ. Zugegeben, die Formel könnte einfach nicht sein. Ein Frontmann, der eine besondere (in diesem Falle besonders hohe, beinahe weinerliche) Gesangsstimme hat und ein ewiger Schreihals im Hintergrund. Beide fallen in regelmäßigen Abständen übereinander her, während die restlichen Musiker in virtuoser Weise zwischen Stakkato-haften Lärmpassagen und ruhigen Klangidyllen pendeln. Textlich übrigens haben Thursday auch bereits jedes Weltuntergangs-Szenarien durch exerziert. Soviel zur Vergangenheit.


Wie effektiv und wertvoll diese Formel für Thursday war, zeigt sich auf No Devolución, denn das neue Thursday Album will plötzlich ohne das stetige Wechselspiel der zwei Charakterstimmen auskommen und sogleich wirkt das alles etwas weniger dynamisch und ganz nebenbei bemerkt ziemlich unausgegoren, druck- und lustlos. Vor allem aber klingt es ungewohnt „nett“.
Hin- und wieder kann sich Frontmann- und Thursday Mastermind Geoff Rickly noch eine gelungene Hookline aus den Rippen leiern, aber genauso klingt das auch: wie Ideen, die nicht weitergedacht worden sind. Betrachtet man die Geschichte hinter No Devolución ist das übrigens gar nicht so unwahrscheinlich. Als Thursdays Produzent des Vertrauens, Dave Friedmann, erfuhr, dass die Band ihren Studiotermin mangels Songideen aufschieben wollte, verdonnerte er sie dazu, die Songs direkt bei ihm ihm Studio zu schreiben und aufzunehmen. Das Ergebnis ist No Devolución. Ein,wenn man so will, Schnellschuss-Album.
Was man Thursday zu Gute halten sollte, ist dass sie nach dem 10 jährigen Jubiläum vom Durchbruch-Album Full Collaps noch immer auf den Bühnen der Welt stehen und den Mut und das Potential haben sich zu verändern, will sagen, No Devolución hätte mit seinen neuen Ansatz den Motor mal zu drosseln auch einen weiteren Meilenstein markieren können. Hat aber leider nicht geklappt. Vermutlich hätte eine wesentlich krassere Veränderung und Entfremdung vom Bisherigen stattfinden müssen, aber das scheint zunächst nie Thursday Intention gewesen zu sein.
Letztendlich kann man sich aber sichern sein, dass eine einfache Wiederholung alter Großtaten auch negativ markiert worden wäre. So haben sie sich am Ende vielleicht sogar den kleinstmöglichen mutigen Schritt entschieden. Vermutlich hakt man das Album am Besten unter dem Stichwort „vorrübergehende Altersmilde“ ab. Mit den nun wieder gesenkten Erwartungen an das nächste Album, kann wieder ein „großes“ Thursday-Album entstehen.

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