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William Fitzsimmons – Gold in the Shadow

I. Der Mann mit dem Bart
Der Mann mit dem Rauschebart hat sich den Kopf neuerdings ansatzweise kahl geschoren und wirkt jetzt noch etwas schräger, als zuvor. Mit den Kahlschlag scheint auch Richtungsänderung gekennzeichnet. Nicht etwa im musikalischen Stil, aber in der textlichen Ausrichtung. Das lässt bereits der Titel Gold in the Shadow vermuten. Der Optimismus hält Einzug in die Welt des William Fitzsimmons. Endlich, möchte man da sagen.

II. Das ewige Lied

Auch dieses Mal verlässt sich William Fitzsimmons hauptsächlich auf sich selbst. Sein Gitarrenspiel und seine fragile Stimme reichen seit jeher aus, um intensive Musik zu produzieren. Warum William Fitzsimmons kein verspieltes und experimentelles Album macht? Vermutlich weil die große Anziehungskraft seiner Musik die forcierte Intimität ist. William Fitzsimmons schafft eine enge Bindung zu seinen Hörern, weil er seine Lebenserfahrung mit ihnen teilt und Worte wählt, wie man sie selbst oft in seinem Leben sucht und nicht findet.

III. Jedem Album sein eigener Rahmen

Jedes Album William Fitzsimmons wurde bislang von einer persönlichen Rahmengeschichte begleitet, die den Songs eine übergeordnete Deutungsebene gibt. Sei es die Verarbeitung seiner Scheidung oder die Reflexion über das Zerbrechen seiner Familie in der Kindheit. Fitzsimmons macht sich damit nahbarer, als es andere Künstler sind. Man könnte fast davon sprechen, dass er den therapeutischen Heilungsprozess durch die Musik mit seinen Hörern teilt. Und dadurch entsteht eine Intimität, die sich nicht einfach so aufkündigen lässt. Fitzsimmons kann folglich nur schwerlich ein Album über seine Lieblingsstadt oder sein Lieblingsgemüse schreiben. Dennoch ist das vielleicht der Hauptgrund dafür, dass auch Gold in the Shadow in Tradition zu seinen Vorgängern steht. Es beschreibt den Wandel einer Perspektive auf das Leben. Doch diese neue Sicht wirkt genauso aufrichtig und ehrlich wie die Musik.

IV. Wunsch nach Veränderung?

Den muss jeder Hörer selbst definieren. Es ist vielleicht bezeichnend, dass man an Gold in the Shadow am meisten aufhorcht, wenn ein kleines Orchester auftritt oder die Sängerin Leigh Nash ihre Stimme leiht, also immer dann, wenn Fitzsimmons weiche Stimme etwas Unterstützung bekommt.
Dennoch versteckt sich hinter dieser Beobachtung kein Plädoyer für den Wunsch nach totalem musikalischen Wandel bei William Fitzsimmons. Gold in the Shadow ist nämlich ein vielleicht noch besseres Album, als es seine Vorgänger waren, weil Fitzsimmons ein noch besseres Songwriter geworden ist. Das Album fließt, die Melodien greifen und die Stimmung ist genauso, wie der Albumtitel es ankündigt. Besser können Folkrock und dezente Elektronik-Einflüsse nicht zusammenfließen.

V. Gold in the Shadow

Ist ruhig und kraftvoll. Leise und aussagekräftig. Entspannt und ernst. William Fitzsimmons Songs klingen so, als gelänge es ihm mit spielerischer Leichtigkeit anschmiegsame Melodien, ernste Themen und spannende aber unverkrampfte Arrangements zu einem Song zu verpacken. Und das ohne große Überraschungseffekte. Gold in the Shadow wird so zu einem geselligen Begleiter im Alltag, der einem hin und wieder vor Augen führt, dass man seine Einstellung dem Leben gegenüber von Zeit zu Zeit neu definieren muss, um zu entscheidenden Erkenntnissen zu gelangen. Gold in the Shadow ist so eine Erkenntniss.

Anspieltipps: The Tide Pulls From The Moon, Psychasthenia, Let you Break

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