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Tocotronic – Pop Portrait

In Zeiten von Programmen wie last.fm kann man kinderleicht die Plattenregale des Nachbarn ausspionieren und ähnlich skurrile Sachen – Ich sehe, was du hörst. Da dieses Prinzip auf eine Band aber natürlich schwer anzuwenden ist, man aber trotzdem gerne wüsste, was im Tourbus so aus den Boxen feuert, hat PIAS die Reihe „Pop Portrait“ ins Leben gerufen. Mixtapes, von Musikern gebastelt. Und nach Jan Delay bespielten Tocotronic nun den zweiten Rohling.

Und das Ergebnis ist eine wilde Mixtur aus Songs, denen man den Einfluss auf Tocotronics eigene Musik nicht absprechen kann, aber auch allerlei anderen Stücken, mit welchen man nicht gerechnet hätte. Dirk von Lowtzow, Jan Müller, Arne Zank und Rick McPhail sind vier ganz verschiedene Persönlichkeiten und die Schnittmenge der Geschmäcker spiegelt sich im Pop Portrait farbenfroh wider.

Die Tracklist:
01) Justus Köhncke – Was ist Musik
02) Sonic Youth – Schizophrenia
03) Stephen Malkmus & The Jicks – No more Shoes
04) Workshop – Scheusalstage
05) The Magnetic Fields – Washington DC
06) Günther Kaufmann – Young And Joyful Bandit
07) Mutter – Ich weiß ja wer du bist
08.) Animal Collective – Leaf House
09) The Fall – My New House
10) Red House Painters – Shock me
11) JaKönigJa – Diese Schmerzen Musst du Teilen
12) Faust – Liebeswehen 2
13) Klaus Beyer – Ballade von Struppi
14) Wilco – Impossible Germany
15) Todd Grundgren – Hello It’s Me
16) Aheads – Minuteman
17) Tocotronic – Muzik

Einige ausgewählte Tracks überraschen nicht. Spätestens seit „Ich hab geträumt ich wäre Pizza essen mit Mark. E. Smith“ ist jedem klar, dass Tocotronic The Fall nicht abgeneigt sind und Sonic Youth und Stephen Malkmus (Pavement) werden auch allerorts als Einfluss genannt. Generell findet man eine handvoll fabelhafter gitarrenlastiger Rockmusik auf diesem Sampler. Aber psychedelische Musik à la Animal Collective, JaKönigJa oder The Magnetic Fields hätte man den Herren nun nicht unbedingt zugetraut. Auch elektronische Musik wird auf dem heimischen Plattenteller anscheinend gerne mal aufgelegt, Justus Köhncke ist der Beweis. Am meisten Eindruck hinterlassen aber kuriose Songs wie „Struppi“ von Klaus Beyer oder „Scheusalstage“ von Workshop. Ganz zum Schlus der Compilation findet sich noch ein Song der Tocotronicer selbst: „Muzik“ – Ein Cover des House-Helden DJ Pierre und firlefanzige Electro-Musik sondergleichen. Manchmal zischt der Strom eben nicht nur durch die Gitarren der Tocojungs, sondern auch durch deren Blut. Der Track stellt in Anbetracht des Eröffnungsstücks „Was ist Musik“ von Köhncke nicht nur eine Antwort darauf, sondern auch einen eleganten Schlussstrich dar.

Insgesamt also eine wirklich schöne Zusammenstellung, gespickt mit Liedern, die sich sicherlich auch auf langen Zeitraum noch gut hören lassen. Nun also ins Auto steigen, Platte einwerfen und mit auf Tour fahren. Zumindest für etwas über eine Stunde. Und sich dann dabei erwischen, schon wieder Repeat zu drücken. Pure Vernunft darf schließlich niemals siegen.


VÖ: „Pop Portrait“ erscheint am 03.10.2008 auf PIAS.

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