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Tomte und Walking Concert in Hann. Münden (12. März 2006)

An diesem sehr kalten Spätwinterabend des 12. März spielten Tomte im Kurbelkasten in Hann. Münden. Die Beschreibung der Location erspar ich mir, weil Jakob das im Olli-Schulz-Review schon treffend gemacht hat. Wie gesagt: Eine toller Ort für Konzerte dieser Art.
Mit der Erwartung, dass ?wieder irgendeine langweilige lokale Vorband? auftritt war die Überraschung groß ? Walking Concert. Wie, der Name sagt nichts? Na gut, aber sicher der des Sängers. Der heißt nämlich Walter Schreifels. Der hat mittlerweile schulterlange Haare und spielt mit Walking Concert Indierock. Ist halt was anderes als Hardcore und Postcore, aber betont einfach, dass der Mann älter geworden ist und schlicht ruhiger. Überzeugend vorgetragen war es auf jeden Fall und Walter kam durch seine Versuche, die Songthemen zu beschreiben (meiner Ansicht nach eher nicht gelungen) und seine Deutschkenntnisse (?Was immer dein Herz dir sagt?) sympathisch rüber. Auch von den Leuten vor der Bühne und dem Applaus waren Walking Concert mehr als eine normale Vorband.
tomte - thees und dennisWenig später betraten Tomte mit ihrem Frontmann Thees Uhlmann die Bühne. Sie begannen direkt mit einem Lied ihres neuen Albums ?Buchstaben über der Stadt? und obwohl die Tour auch so heißt, spielten sie nicht das komplette Album. Dabei wurden vom tollen Vorgänger ?Hinter all diesen Fenstern? bis auf zwei Lieder alles dargeboten. Sogar auf zwei Stücke der ?sonnigen Nacht? verzichtete man nicht. Tomte wollen halt nicht nur verkaufen, die wollen Spaß haben und spielen. Das brachte auch Thees bei seinen Ansagen rüber. Der Mann könnte dafür noch extra Eintritt verlangen. Beispielsweise spielte man den Tag vorher in Köln und Hann. Münden wäre da ja nur ?halbe Kraft?. Sagt?s und spielt das nächste Stück so, dass man berechtigte Angst vor der vollen Kraft haben sollte. Als Thees nach einem Lied schwitze, trat eine junge Dame mit der liebevollen Absicht auf die Bühne, ihm den Schweiß mit einer RHCP-Mütze aus dem Gesicht zu wischen. Er selbst war überrascht und auch nicht sonderlich positiv überrascht und sang im nächsten Song ?..und es sind gewöhnliche Leute, die dir den Schweiß mit einer Pudelmütze aus dem Gesicht wischen? ? die Lacher waren (bei einem durchaus ernsten Lied) auf seiner Seite. Weitere uhlmannsche Privatgeschichten aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Licht- und Tontechnik waren übrigens für die kleine Location hervorragend und tauchten nicht umsonst auf Herrn Uhlmanns Dankesliste auf. Wie natürlich auch die anderen Bandmitglieder, die zwar ihrem Sänger die Show überließen, hier aber nicht vergessen werden sollten.
Nach dem ersten Durchgang spielten Tomte noch eine Zugabe von rund 5 Liedern und man kam auf eine Nettospielzeit von fast zwei Stunden, die damit endete, dass Thees die Gitarre zu Boden fallen lies, das Mikro in die Hand nahm und immer wieder ?das ist nicht die Sonne, die untergeht, sondern die Erde, die sich dreht? (aus ?Die Schönheit der Chance?) sang, bis das Licht ausging. Selten hat eine Band Humor und Gefühl so perfekt kombiniert. Jeder, dem ich ins Gesicht sehen konnte, ging mit einem Lächeln, einer der beiden Faktoren wird sicher Grund gewesen sein.
Am Merchstand wartete dann eine Überraschung. Der Mann, der das alles nur noch für das Geld tun könnte oder sich einfach backstage ausruhen könnte, stand dort und scheute nicht den Kontakt zu den Fans. Walter Schreifels ist einfach ein Musiker aus Leidenschaft. Und was nennt man Pech? Neben (einem nicht mehr so ganz nüchternen) Thees Uhlmann zu stehen, ihn zu fragem was da gerade läuft und ?Olli Schulz? zu hören bekommen. Asche auf mein Haupt.

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