Eine halbe Dekade ist es her, dass diese jungen Herren die Musiklandschaft aufwirbelten und seitdem aus keiner Indiedisse mehr wegzudenken sind. Ich weiß noch genau, wie ich im Sommer 2003 zum ersten Mal von Franz Ferdinand las und dachte, dass mit diesem Namen gar nichts oder nur ganz Großes passieren kann. Kurz darauf waren sie überall, ausgehen ohne „Take Me Out“ quasi unmöglich. Nun steht ihr drittes Album „Tonight: Franz Ferdinand“ in den Startlöchern und bittet um den nächsten Tanz.
2005 verkündeten die Schotten unterhaltsam mit viel Düdüdü, dass wir es (noch?) besser haben könnten. Diesmal schickten sie mit „Ulysess“ vorab einen Lalala-Chorus ins Rennen, der repräsentativ besser zum Debut denn zur neuen Scheibe gepasst hät. Ein Köder, der zu viel oder zumindest etwas anderes verspricht.
Während sich der typische Franz Ferdinand-Sound bisher durch zackigen Gitarrengroove definierte, glaubten die Jungs – ähnlich wie ihre Kollegen von Bloc Party – jetzt den Synthesizer anwerfen und anderes elektronisches Beiwerk untermischen zu müssen, um den Weg zurück auf die Tanzfläche zu finden, die in der Zwischenzeit von MGMT, Hot Chip, Foals und Justice erobert wurde. Ganz extrem etwa beim erstmal angenehm hörbaren „Lucid Dreams“, dessen Vorabversion um drei Minuten Techno-Flatulenzen erweitert wurde und so gar nicht passend zu den beiden finalen und ruhigsten Stücken der Platte „Dream Again“ und „Katherine, Kiss Me“ überleitet. Diese Tendenz ist wahrscheinlich nicht zuletzt dem für seine Breakbeats bekannten Produzent Dan Carey (Hot Chip, Kylie Minogue) geschuldet. Gelungen zeigt sich die neue Experimentierfreude bei dem gesanglich leider eher mäßigem „Twilight Omens“, bei dem der großartige Text über in Taschenrechner getippte oder spiegelverkehrt auf der Stirn abgefärbte Namen kaum zur Geltung kommt.
Die übrigen Stücke klingen vertraut und anders, durchschnittlich, könnten auch Remixe früherer Werke sein, aber nicht so ganz mitreißen. Natürlich dreht sich alles immer noch um Alex Kapranos‚ Abenteuer im Nachtleben und deren Auswüchse, Mädchen und Nebenbuhler. „Send Him Away“ mit entspannten Gitarrenlauf und Testosteronduft in der 60er Disco, locker aus der Hüfte geschüttelt. „No You Girls“ und „What She Came For“ laden mit ihren repetitiven Refrains zum inbrünstigen Mitsingen und Popowackeln ein. Reicht definitiv für die Tanzfläche und auf der machen Franz Ferdinand auch 2009 noch eine passable Figur.
Das ganze gibt es kostenlos auf Myspace zu hören, in den regulären Formaten und einer Deluxe-Version mit DVD und sechs 7″-Scheiben zu erwerben.
VÖ: 26. Januar 2009 bei Domino
Tourdaten zum Album:
- 14.03.2009 – Köln/Palladium
- 24.03.2009 – Hamburg/Docks
- 25.03.2009 – Berlin/Columbiahalle
- 26.03.2009 – München/Tonhalle