„Come on Feel Me!“ Tonnenschwer wälzen sich die Riffs durch ein Meer voller Wut und Leidenschaft. Urgewaltige Assoziationen tuen sich auf, mäandrierende Ströme voller akustischer Lava bahnen sich ihren Weg ins Tal. Das Trio, das den Noiserock in Deutschland mit begründet hat, meldet sich erneut zu Wort: Ulme sind zurück!
Durchsucht man Wikipedia nach dem Begriff „Ulme“ wird man dahingehend fündig:
„Ulmen haben in der Jugend ein Pfahlwurzelsystem. Selbst auf temporären Nassböden bilden Ulmen ein tiefes Wurzelgeflecht, dieses ist daher außerordentlich stabil.“
Eine schöne, passende Assoziation für die gleichnamige Flensburger Band, die bereits seit 1993 besteht. Trotz aller Umbesetzungen, interner Streitigkeiten und Pausen, ihre Wurzeln haben sie nie vergessen. Es scheint, als hätten Ulme aus ihnen 2009 frische Kraft schöpfen können, denn „Tropic Of Taurus“ ist zu einem starken Stück musikalischer Brachialität und Emotionalität gereift.
Gleich zu Beginn wird man von einer gewaltigen Dampfwalze überrollt, die die Marschrichtung für die nächsten 56 Minuten vorgibt. „Rubber P.“, eine Ode an den Herzschmerz, wie so viele Songs von Ulme. Der Clou; man muss sich angesichts der gewaltigen Riffs schon gehörig konzentrieren, um den Texten von Sänger Arne Heesch folgen zu können. Mit „Come On Feel Me!“ klingt der erste Brecher aus, wohlgemerkt nicht mit drei Punkten, sondern mit einem gehörigen Ausrufezeichen. Darauf schließt sich in „Sisyphus, Crack The Stone!“, dem zweiten Track der Platte, gleich ein lässiges „Dear Lovers, Fuck You All“ an. Viel Wir, viel ich, viel Leid, denn manche Dinge ändern sich eben nie. Soweit die textliche Grundthematik von „Tropic Of Taurus“.

Als Produzent hatte niemand geringeres als Blackmail-Mastermind Kurt Ebelhäuser seine Finger an den Reglern, zudem wurde das Album in seinem Koblenzer Tonstudio 45 aufgenommen. Und wie immer, wenn der Mann mit den langen, schwarzen Haaren involviert ist, stechen vor allem die Gitarren heraus, organisch und fett produziert. Der typische Ebelhäuser-Sound dröhnt auch bei ULME zweifellos hervor, beim Track „Orpheus“, einem Höhepunkt der Platte, ist Kurt sogar gesanglich zu vernehmen:
[audio:http://www.noisolution.de/downloads/ulme_orpheus_edit.mp3]
„Orpheus“ hier herunterladen!
Neben Bandkopf Arne Heesch, der neben allen Texten und Gitarren auch noch die Bilder im Booklet selbst angefertigt hat, überzeugt Drummer Lutz Möllmann mit seinem konstant-präzisem Spiel, das zusammen mit dem Bass von Tim Liedtke das Fundament legt, auf dem sich der stimmgewaltige Heesch austoben darf. Und das geht ganz schön in die Magengrube, Verschnaufpausen sucht man genau wie cleane Gitarren fast vergebens. Einzig bei „Lights In The Threes“ kehrt anfangs ein Gefühl ein, das man Ruhe nennen könnte. ULME sind heavy und scheinen keine Kompromisse mehr eingehen zu wollen, gut so! Die richtige Musik zum Abschalten, zum körperlichen Erfühlen von Urgewalt. Wie ein Herbststurm, der einem eisige Winde ins Gesicht weht und merken lässt, dass die warme Jahreszeit endlich vorbei ist. Die Dunkle kann kommen, denn Ulme sind zurück!
„Tropic Of Taurus“ erscheint am 02. Oktober via Nois-O-Lution.
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