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V.A. – Tjue EP

Tjue EPMittlerweile sind die letzten sonnigen Tage zumindest für das Jahr 2009 endgültig Geschichte: Graues Nieselwetter hat die Oberhand gewonnen. Da kommt sie genau richtig, die neue Platte des kleinen Berliner Techno- und Minimal-Labels lordag Records. Vier düstere Club-Visionen veröffentlicht man auf der neuen EP, die den schlichten Namen „Tjue EP“ trägt (tjue = norw. zwanzig). Es ist der Soundtrack, zu einer nicht endenen Clubnacht, in der es keine Rolle spielt, ob es in der Welt draußen Sonne, Regen oder Schnee heraufziehen.

Mit Andy Kohlmann, Oscar, Steven Beyer und Mike Wall sind allesamt vier szenebekannte Berliner Namen auf dem feierlichen zwanzigsten lordag-Release vertreten.

Andy Kohlmann eröffnet mit einem soliden, aber nicht überraschenden Track: „Borthbarth“ ist einer dieser sich ausdehnden, in sich kreisenden Tracks, wie man von Kohlmann einige kennt – sofern er seinen Hang zu tropischen Sounds und warmen Karibik-Feeling zurückhält. Doch Entwicklungslosigkeit ist keineswegs ein Manko, so gefällt der Song dennoch. Dafür kann mich Oscar mit „Lakirol“ nicht begeistern: Das Grundsetting stimmt einfach nicht und die Dramaturgie des Songs wirkt dünn. Der Song verbleibt minimalistisch bei seinen klimpernden Tönen und seinem Beat – die eingestreuten Effekte tragen nichts zum Ganzen bei.

Der eher düstere Sound der Platte wird erstmals mit Steven Beyers „The Bap Bap Song“ sprichwörtlich aufgehellt. Der Stimmung auf der ersten Seite wird ein warmer, teilweise sakral-rituell anmutender Song entgegensetzt, der Freude bereitet. Und dennoch passt er zum Setting der EP, denn nach einigen Minuten kombiniert Beyer den Sound mit verhallten Klängen, die eine gewisse dunkle Tiefe entstehen lassen. Die so zu den hellen Sprachsamples entstanden Kontraste machen den Track unheimlich spannend. „The Bap Bap Song“ ist ein organischer Track, der definitiv als einer der besten Songs gesehen werden kann, den Beyer bis dato produziert hat.

Mike Wall steuert mit „Four Nou“ den letzten Song zur EP bei, der zunächst filigran und mit spacigen Klangflächen einsteigt, aber sich dann in den homogenen Sound der Platte einreiht. Wenn der Song nach ausgedehntem Intro sich dann schließlich ganz entfaltet, macht er Spaß. Definitiv ist „Four Nou“ ein gut gesetzter, letzter Track, der durch seinen verstrahlten Sound das Spektrum der Platte noch einmal ein wenig neu definiert.

Die zwanzigste EP aus dem Hause lordag Records überzeugt mit ihrem homogenen Sound, in dem sich definitiv Perlen finden lassen. Wir gratulieren und freuen uns auf mindestens zwanzig weitere Releases. Den Anfang mach Andy Kohlmann, mit der nächsten lordag-EP.

Tjue EP“ erschien am 17. September 2009.

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