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Visions Party – Portugal. The Man, Herrenmagazin und Saboteur

Forum Bielefeld 03.10.2008
Mal wieder lädt das hiesige Musikmagazin Visions zu einer ihrer beliebten Indoor-Parties im Bielefelder Forum. Drei wohl ausgewählte Bands durften dem Publikum einheizen, bevor später die Tanzfläche freigegeben wurde. Mit Saboteur hat das Visions Team dabei eine kleine, edle Indieperle als Opener auf die Bühne gehievt. Danach durften sich Herrenmagazin austoben und zeigen, dass sie das allseitige Lob auch verdienen. Als dritter Act dann schließlich eine Band, die im Kontext der Visions in den letzten Jahren hoch gehandelt wurde: Portugal.The Man. Die verschrobene Band aus Alaska mit ihrer wahnwitzigen Kunst den Spannungsbogen eines Songs derart zu strapazieren, dass er zu bersten droht.

Saboteur aus Hamburg wirken überaus sympathisch und unaufdringlich. Ähnlich wie ihre Songs.
Es sind Indiehits, man möchte was sagen weich und harmoniebedürftig, irgendwie edel, weil man diese Art von
Melodien zu schätzen weiß und auch dankbar dafür ist, dass die vier Jungs um Peter Tiedeken (ehemals One Man and his Droid sowie The Robocop Kraus und mit Dank an den Mischer des Forums, der den langen Schlacks mit therapeutischen Maßnahmen vor dem Gig eingerenkt hat) auch ordentlich rocken können, wenn sich das Publikum zu sehr auf der sicheren Seite wähnt. Ihre Art des Songwritings ist eigen und unaufdringlich. Das Album der Band hiermit eine offensichtliche Empfehlung.

Die Jungs von Herrenmagazin wurden schon zu Beginn ihrer Karriere von höchster Stelle (Markus Wiebusch/Kettcar)
in den siebten Himmel gelobt.
Ihre Songs sind natürlich sehr angelehnt an die Hamburger Schule, sind mitunter etwas punkiger, textlich
anspruchsvoll und gut arrangiert.
Am meisten überrascht jedoch ihre Spielfreude. Völlig losgelöst zelebrieren Herrenmagazin ihre Songs, allen
voran die eingängigeren Songs wie Atzelgift und 1000 Städte, die auch eine einnehmende, melancholische Seite haben.

Das was dann kommen sollte, war musikalisch kaum mit den beiden vorangegangen Acts zu vergleichen.
Portugal.The Man, die Band aus Alaska, die Band mit den seltsam schrägen Songs, der androgynen Stimme ihres Sängers,
dessen Melodien immer mehr an Soul gewinnen und die Band, die seit ihres Debut Waiter: „You Vultures“ immer aufs Neue für Aufsehen sorgt.
Auch heute spielt das eigentliche Quartett mit sechs Musikern auf und beginnt das Set chronologisch mit je einem Stück ihrer bisherigen Alben (AKA M80 the Wolf, Church Mouth, Colors).
Schon hier fällt auf: Ihr erstes Album hatte die verdrehteren Songs, mit denen sie auch heute am meistens Zuspruch finden. Colors vom neuen Album dagegen wirkt wie eine Verschnaufpause, weniger abgehoben und Songwriterorientiert. Und man fühlt sich sogleich von einem Zweischneidigen Schwert getroffen.
Das besondere, nicht greifbare der Band, das Portugal. The Man Gefühl früherer Konzerte, kommt bei den neuen Songs noch nicht auf, denn sie haben einen grundauf anderen Charakter. Der aber kein schlechter ist, nur eben bodenständiger.
Dennoch, der Aufritt ist beeindruckend, denn die Band ist in ausgiebiger Jamlaune, türmt Spannungsbogen auf Spannungsbogen und verwischt die Songgrenzen, sodass sie problemlos ineinanderfließen. Da bekommt man Sit back and Dream von Censored Colors serviert und bemerkt erst spät, dass die Band bei Elephants vom ersten Album angekommen ist. Auch die Zugabe besteht aus den ineinanderfließenden Songs My mind und einem aufblitzenden Part von How the Leopard got its Spots.
So einmalig diese Band auch zu seien scheint, ihre Konzerte ziehen einen nicht mehr den Teppich unter den Füßen weg.
Nach der dritten Platte im dritten Jahr weiß man, was man von Portugal.The Man zu erwarten hat und man vermisst das magische Gefühl der ersten Tour.
Heißt also: Die Erwartungen werden erfüllt, ohne dass es zu großen Überraschungen kommt, auch wenn das Aufbröseln und neu zusammensetzen eines Songs eine hohe musikalische Kunst ist, die einen Konzertbesuch immer aufs neue rechtfertigt.
Das Portugal.The Man sich zudem von Album zu Album weiterentwickeln macht die Band ausserdem interessant, denn nach Censored Colors, kann wahrhaftig alles passieren.

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