Das Indie-Pop-Quintett Voxtrot aus Austin/Texas ist zurzeit angesagter als geschnittenes Brot. Zu recht. Mit unheimlich viel Energie und Spielfreude, eingängig tanzbaren Melodien und einer Live-Premiere überzeugte die liebenswürdige Kapelle Anfang August bei ihrem ersten Konzert in Frankfurt/Main das erwartungsvolle Publikum davon, hier gerade das nächste große Ding zu erleben. Statt einer Vorgruppe gibt es heute Abend nur angenehm gute Konservenmusik, bevor die Hauptattraktion gegen 22 Uhr die viel zu kleine Bühne des Frankfurter Clubs Cooky’s betritt. Instrumente und Equipment stehen dicht gedrängt, Gitarrist Mitch Calvert verschwindet fast vollständig in der Sitznische am rechten Bühnenrand und die Zuschauer in der ersten Reihe müssen aufpassen, nicht von Jason Chronis’ energetischen Bassspiel erschlagen zu werden.
Die fünf Texaner beginnen ihr Konzert mit Raised by Wolves von ihrer gleichnamigen E.P., mit der sie vor zwei Jahren schon die Indie-Gemeinde aufhorchen ließen. Von der ersten Sekunde an kann man den wippenden Beinen und den leise mitsingenden Lippen vieler Zuschauer ablesen, dass sie sich heute nicht zufällig ins Cooky’s verirrt haben, sondern darauf gewartet haben, die kleinen Pop-Perlen von Voxtrot endlich live zu erleben. Auch der Band steht das Vergnügen ins Gesicht geschrieben. Ab dem ersten Takt springen Sänger Ramesh Srivastava und Bassist Jason Chronis auf der Bühne um die Wette und zeigen schon beim zweiten Stück Kid Glove (vom im Mai erschienenen selbst betitelten Debut-Album), dass sie auch richtig rocken können. Ohne große Bühnenshow, einfach und authentisch, dafür mit einer guten Portion Pop-Melodien, antreibenden Rhythmen, einem an der richtigen Stelle klimperndem Piano, flüsternden bis krachenden Gitarren und schmissigen Bass-Läufen.
Nachdem sich Ramesh zum Zwischen-Höhepunkt Your biggest Fan seiner Gitarre entledigt und wie ein Gummiball die frei gebliebene Bühnenfläche abgehüpft hat, setzt er sich für die nächsten Lieder an die Tasten und verschnauft bei ruhigeren Liedern wie Steven vom neuen Album. Abgesehen davon, dass sie zum ersten Mal in Frankfurt spielen, am Wochenende in Haldern ihren ersten Auftritt auf einem deutschen Festival hatten (wo ihnen große Teile ihres Equipments „abhanden kamen“…) und zurzeit und besonders in Deutschland vieles zum ersten Mal erleben, folgt kurz darauf eine weitere Premiere. Darf man der Band glauben, spielen sie heute zum ersten Mal ihre am 27. August auf Playloudrecordings/Beggar’s Group erscheinenden Single Firecracker live vor Publikum. Jenes ist sichtlich angetan von der Exklusivität dieses Abends und ist endgültig überzeugt von der Band, die so gar nicht nach ihrem Bundesstaat klingt. Ob Musiker oder Audienz mehr Spaß an diesem Konzert haben, vermag sich schwer zu sagen.
Nach gut einer Stunde Spielzeit wollen Voxtrot ausgerechnet mit The Start of Something ihr Konzert und damit den Beginn dieser wunderbaren Freundschaft schon wieder beenden, können umringt von glücklich klatschenden Menschen aber unmöglich die Bühne verlassen. Die Zugabe Missing Pieces zaubert den neu gefundenen Freunde noch ein weiteres Mal ein breites Lächeln auf’s Gesicht, dann ertönt wieder gut ausgesuchte Musik aus der Dose und die neuen Sympathieträger kämpfen sich durch’s begeisterte Gewühl. Wer mag wird zu einem Plausch an den Merchandise-Stand eingeladen und das mögen viele… [freda]