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Washington – Rouge/Noir

washingtonDrei Skandinavier veröffentlichen ein Album, das wie kein anderes in die dunkle Jahreszeit passt. Ein dichtes Schneegestöber, das die Sicht versperrt. Die Kälte zieht in die Glieder und irgendwo besingt eine glasklare Stimme die Hoffnung auf eine sternenklare Nacht. Ob man die Musik von Washington wohl als romantisch bezeichnen darf?

Ja, darf man. Wenn auch eine verschrobene Form der Romantik gemeint sein kann. Wer das Debut der drei Norweger kennt, weiß welche heißkalten Schauer einen über den Rücken laufen können, wenn Sänger Rune Simonsen in seinen wunderbaren Elegien schwelgt. Das Album A new Order Rising fing diese ganz besondere Melancholie ein, die man Skandinaviern im speziellen so nachsagt.
Heißkalt, treffender kann man es kaum in Worte fassen. Mit dem Zweitwerk Astral Sky schlugen sie in dieselbe Kerbe und es wurde noch deutlicher, wie wertvoll Simonsens Stimme ist, in dessen Melodien stets eine versponnene Poppigkeit mitschwingt.

Um es gleich vorweg zu nehmen. Rouge/Noir kommt nicht an die überragende
Klasse des Debüts heran. Stattdessen ist dem Album anzumerken, dass Washington vielmehr darauf bedacht waren einen Schritt vorwärts zu machen und eine Wiederholung des Dagewesenen zu vermeiden. Rouge/Noir ist verschlossener als seine Vorgänger, spart auch an Pop-Anteilen, ist aber ein intensiveres Hörerlebnis. Da passiert viel unter der Oberfläche und man braucht den ein oder anderen Hördurchlauf, um den Melodien zu folgen, bevor sie dann doch den Weg ins Herz finden. Und da ist es dann wieder: Der heiskalte Schauer.
Washington fangen Atmosphäre ein und bieten ein Wechselbad aus unterkühltem Sound, dem aber doch ein warmer Kern inne wohnt. Knackpunkt auf Rouge/Noir ist Appendix 1: As Waves Shape the Sea, dass sich langsam
aufbaut und dann den einzigen wirklich Ausbruch auf diesem Album markiert. Mitten im Album, mitten im Kern, da bebt das Herz dieses Albums. Ein mitreissender Moment, der den Zugang zu den anderen acht Songs erleichtern könnte.

Als Fazit bleibt, dass Washington die Sinne ansprechen. Man spürt ein Stück weit die Kälte (-20 Grad Celsius) die während der Aufnahmen in einem kleinen Bergdorf in Norwegen geherrscht haben, glaubt aber gleichzeitig ein warmes Feuer knistern zu hören, hat den Geschmack von Rotwein auf der Zunge und sieht den Rauch einer Zigarette durch den Raum geistern. Rouge/Noir eben.

Washington – Rouge/Noir ist seit dem 31. Oktober über Glitterhouse erhältlich

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