White Denim haben vor gerade mal einem Jahr ihr Debütalbum „Workout Holiday“ auf den Markt geworfen. Seitdem ist viel passiert. Dieses Experiment hat den Endzwanzigern so zugesagt, dass sie ihr Leben, das sie davor führten, restlos auf den Kopf gestellt haben. Keine Spur mehr von Familienplanung oder seriöser Jobsuche. Ob sich diese Hingabe gelohnt hat? Das zeigt das Nachfolgealbum „Fits“.
„Fits“ knüpft da an, wo „Workout Holiday“ aufgehört hat. Bereits der erste Song bollert dem Hörer mit rumpelndem Basslauf ins Ohr und Gitarre, Schlagzeug, sowie Gesang stolpern hinterher, so schnell es ihnen gelingt. Allgemein lässt sich sagen, dass Schlagzeug und Bass der Faktor sind, von dem die Platte lebt. Durch die Vielfalt, mit der White Denim diese beiden Instrumente einsetzen, werden die Komponenten, die sonst immer nur als Hintergrund dienen, zum Zentrum der Musik gemacht. Aber dass White Denim ihre Vorbilder in den 70ern haben, merkt man der Musik ebenso an. Gitarrenriffs werden bis zur Unkenntlichkeit durch die Songs geschleppt und es ist keine Seltenheit, dass hier und da auch mal Instrumente aus Jazz, Soul und brasilianischer Popmusik mitten in die Tracks geschleust werden.
Und in dieser Form bratzen White Denim auf der ersten Hälfte der Platte nur so um sich; aber stellen zum Ende hin sogar noch den oder anderen gelassenen Song auf die Beine, z.B. „Paint Yourself“, „Regina Holding Hands“ oder das psychdelisch angehauchte „I’d Have It Just The Way We Were“. Auffällig dabei ist allerdings, dass dabei nicht so viele Ohrwürmer abspringen wie noch beim Debüt, das quasi voll mit hitreifen Songs war. Die Musik ist nicht mehr so leicht verdaulich, was vielen sauer aufstoßen wird. So gesehen war das Debüt in musikalischer Hinsicht eine Klasse besser.
Was den Gesang angeht, wie schon beim ersten Album: Die Stimme des Sängers James Petralli klingt extrem nach Dave Grohl, nach wie vor. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Durch den Aufnahmestil erinnert der Gesang in „Syncn“ an Matthew Bellamy von Muse.
Es wäre sicherlich vermessen, zu sagen, dass White Denim die Animal Collective der Rockmusik seien. Aber wenn man die Experimentierfreudigkeit vergleicht… Ganz daneben ist dieser Vergleich eben auch nicht. Wer dieses Album zum ersten Mal hört, der wird kaum Struktur in der Musik erkennen. Aber wer sich erstmal die Zeit genommen hat, diese reizvoll komplexen Songs zu durchblicken, der wird sie auch so schnell nicht mehr missen wollen.
VÖ: „Fits“ erschien am 26.06.2009 auf PIAS.