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Wildbirds & Peacedrums – The Snake

wp_coverIn den Zeiten der Krise muss der Gürtel auch schon mal enger geschnallt werden. Da kann es vorkommen, dass sich diese Sparmaßnahmen auch auf die Musik übertragen: Weg von übertriebenen Stilmitteln, hin zur ökonomischen Bescheidenheit. Wildbirds & Peacedrums bieten mit ihrem neuen Album „The Snake“ erneut diesen experimentellen Hang zur Monotonie und zeigen, wie weit man sich hier aufs glatte Eis wagen kann.

Bereits während ihrer Studienzeit an der Academy of Music and Drama in Göteborg wollten sich Sängerin Mariam Wallentin und Schlagzeuger Andreas Werliin nicht so recht mit den normalen Standards der Musik abfinden. Um diesem Verlangen nach mehr Freiheit und Gefühl nachzugeben, begannen die beiden unter dem Synonym Wildbirds & Peacedrums ihre eigene kleine Welt aus Rhythmus und Gesang zu kreieren. Eine Leidenschaft, deren Ausübung sich auch auf ihren Alltag ausbreitete und 2005 die Hochzeit des Duos zur Folge hatte. So brachte das frisch vermählte Ehepaar drei Jahre später ihr Erstwerk Heartcore heraus, landete damit in zahlreichen Top-10-Charts diverser Musikmagazine und heimste zusätzlich einen Preis beim Jazz In Sweden 2008-Award ein. Aufbauend auf diesen Erfolgen veröffentlichen Wildbirds & Peacedrums nun ihr zweites Album und machen es dem Zuhörer keineswegs einfacher.

Im Gegenteil, denn The Snake wirkt wie die schon oft beschriebene musikalische Achterbahnfahrt, nur dieses Mal ohne Schoß- oder Schulterbügel. Ständig wird man hin- und hergeworfen bei diesem Wechsel aus Pop, Jazz und Afrobeat, ohne dass man auch nur jemals auf Sicherheitsvorkehrungen hoffen sollte. Alleine die ständige brutale Nacktheit aus der Stimme Wallentins und Werliins Rhythmen lassen einen nur zu oft fassungslos am Boden zurück, während nur eine angehauchte Melodie aus Zithern oder Xylophonen versucht, einem selbst wieder auf die Beine zu helfen und doch bleibt es eben oft nur bei diesem Versuch. Gerade in den Momenten, in denen man sich vielleicht selber eingestehen muss, dass diese Reduzierung zu diesem melodischen Minimalismus doch nicht die eigenen Hörgewohnheiten und -vorlieben trifft, steht man quasi unverhüllt vor diesem Album und traut sich nicht so recht, eine Richtung einzuschlagen. Denn obwohl Songs wie „Places“ oder „There Is No Light“ alleine durch ihre Rhythmen funktionieren und eine nicht zu verachtende Bestimmtheit in den Raum werfen, braucht man viel Kraft, um den Schleier des musikalischen Experiments abzuwerfen und sich mit vollem Bewusstsein darauf einlassen zu können.

Vielleicht sind es auch gerade die jahrelang antrainierten Hörgewohnheiten, die einem persönlich den Strich durch die Rechnung machen. Der Funken jedenfalls lodert lieber ein wenig schutzlos im Wind und verweigert sich überzuspringen. Muss er auch gar nicht, denn wenn diese Musik auch nur den Zweck hatte, zwei Menschen zueinander zu führen, so hat sie trotz ihres kantigen Äußeren viel mehr Inhalt, als man sich vielleicht anfangs zugestehen möchte.


„The Snake“ erschien am 05. Juni 2009 auf Haldern Pop Recordings.

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