Niemand fiel während des Konzertes von William Fitzsimmons im Karlstorbahnhof in Heidelberg in Ohnmacht so wie am Vortag in München. Ein besonders bewegendes, gleichzeitig sehr melancholisches und humorvolles Programm des US-amerikanischen Songwriters konnten alle Besucher in vollen Zügen genießen. Lachen und Tränen machte der ausgebildete Psychotherapeut in knapp zwei Stunden möglich.
Dass er und seine Band eine Liste für die 27 während der Tour in Ohnmacht gefallenen Besucher führen, war eine der vielen Anekdoten, die William Fitzsimmons am Abend dem Publikum eröffnete.
Der Singer/Songwriter aus Pittsburgh präsentierte seine Songs live noch überzeugender, noch intensiver, noch bewegender als sie auf den Alben erklingen.
Dennoch schaffte er es mit seiner sehr humorvollen Art das Publikum immer wieder zum Lachen zu bringen. Die akkurat geführte Liste erweiterte Heidelberg dennoch nicht.
Über sich selbst, das nicht anwesende Bandmitglied Jonathan, seinen Bruder hinsichtlich dessen musikalischer und anderer Qualitäten sowie über das Publikum selbst scherzte er und schaffte gerade deshalb, sich und seine Songs so sympathisch und vor allem authentisch darzustellen.
Kontakt zum Publikum sucht er während des Konzertes stetig und wo nur möglich auf deutsch.
Den sichtlich begeisterten Besuchern eröffneter er einige persönliche Geschichten und entschuldigte sich für seine Trunkenheit beim letzten Konzert in Heidelberg.
Fitzsimmons präsentierte ein sehr ausgewogenes Programm an alten und neuen Songs, an Melancholie, Fröhlichkeit und Ironie.
Eine Coverversion von „Free Fallin'“ (The Smith), eine drei-stimmig akustisch präsentierter Song und eine kleine Vanilla Ice- Einlage von Bandmitglied Josh Kaler sorgten unter Anderem für Abwechslung und Lebendigkeit.
Kleine Zwischenfälle wie eine nicht eingepluggte Gitarre wurden nicht übergangen, sondern humorvoll hingenommen und erklärt („The Show is not fucked yet!“).
Auch ein überlaufendes Bier konnte die ausgelassene Stimmung nicht zerstören und wurde spontan bezüglich des folgenden Songs tiefenpsychologisch interpretiert.
Nicht nur besonders beliebte Songs gab Fitzsimmons an diesem Abend zum Besten: Auch der bei einem Rating auf Itunes als am schlechtesten abschneidende Song war Teil des Sets. Eben so wurde auf Songwünsche des Publikums in den Zugaben eingegangen.
Als Support war der Multiinstrumentalist und laut Fitzsimmons „the cutest bandmember“ Josh Kaler schon zuvor zusammen mit Michael Flynn und Scott Baumil zu sehen. „Slow Runners“ waren mehr als die Vorbereitung auf ein wunderbares, herbeigesehntes Konzert und sind als Anspielempfehlung ernst zu nehmen.
Weder optisch noch musikalisch wird man William Fitzsimmons nach diesem sehr gelungenen Konzert vergessen. Im Anschluss gesellte er sich unter das Publikum mit der Bitte, seinem außerordentlich wuchtigen Bart nichts Verrücktes anzutun.