Auf der Weltausstellung ’86 in Vancouver begann die Freundschaft fünf junger Kanadier. Vor dem „Cars Of The Future“-Exponat schlossen sie, sehr trefflich, einen Pakt: In der fernen Zukunft der frühen 2000er würden sie einander irgendwo wiedertreffen, um zusammen eine Band zu gründen – mit Gitarren und allem. Als Spencer Krug 2003 das Angebot bekam, The Arcade Fire zu supporten, erinnerte er sich an diesen Pakt und rief kurzerhand die alte Truppe zusammen und Wolf Parade ins Leben.
Nun, sieben Jahre später, zollen die verbliebenen vier Gründungsmitglieder mit ihrem nunmehr dritten Album der Anekdote zu ihrer Gründungsgeschichte Tribut. Zwei Jahre nach At Mount Zoomer erscheint mit Expo 86 das am schnellsten aufgenommene Album der Bandgeschichte. Erst im März diesen Jahres fanden die abschließenden Aufnahmen zum Drittling statt, welcher nun bereits in den Läden steht.
Einige der Songs zeigen sich ebenso getrieben, wie der Entstehungsprozess: In Drums und Keyboards des Openers „Cloud Shadow on The Mountain“ hört man die Eile der Produktion reflektiert, ohne dass es unausgereift wirkt. Das ist solider Indie-Rock, der vor allem durch Dan Boeckners Vocals oftmals an Modest Mouse oder Clap Your Hands Say Yeah erinnert. „I don’t think I should be sorry for things I do in my dreams“ heißt es in „What Did My Lover Say? (It always Had To Go This Way)“ und damit ist auch die surreale Bildhaftigkeit gerechtfertigt, die die Lyrics in der Folge transportieren. So werden beispielsweise Urlaubsstädte zu riesigen, glänzenden Ohrringen an der Wange des Meeres und schwarze Sandburg-Herzen zu Glas. Mit einem Primat von Gitarren und Drums zeigt sich die Musik dazu sehr viel bodenständiger – das ansonsten sehr dominante Keyboard bleibt hier im Hintergrund.
Allzuviel Varianz lässt sich jedoch nicht finden. Vielleicht ist es auch so zu erklären, dass zahlreiche Regisseure, denen im Zuge eines verworfenen „Jeder-Song-Ein-Video“-Konzepts ein jeweils anderer Titel für die visuelle Umsetzung angeboten wurde, allesamt ein Video mit einem Ferrari vor Wüstenkulisse im Sinn hatten – ein zweifelsohne stimmiges Bild. Doch wenn dieses für die Umsetzung aller 11 Songs des Longplayers taugt, dann sind echte Perlen schwer zu ermitteln.
Gleichzeitig bedeutet dies jedoch auch, dass Expo 86 durchgehend mit einer hohen PS-Zahl aufwarten kann. Die Geschwindigkeit flaut auch auf der Zielgeraden nicht ab: So entlässt der Closer „Cave-O-Sapien“ den Zuhörer mit einem sechs-minütigen, energetischen Endspurt, der einen ganz unweigerlich wohlwollend auf den Rest der Spritztour zurückblicken lässt – mag die Strecke auch noch so monoton gewesen sein.
VÖ: Expo 86 erscheint am 02.07.10 bei Cargo Records