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zapatistischer Einfluss und der Weg nach Berlin

ZSK kommen ursprünglich aus Göttingen, sind aber nun Wahl Berliner und gelten als große Hoffnungsträger im Bereich der deutschen Punkszene. Im Rahmen des 20 Jahre Juzi Festivals in Göttingen bekam ich Gelegenheit mich mit Frontmann Joschi über allerlei zu unterhalten.

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Da ihr in Deutschland noch nicht so bekannt seid, stell dich und deine Band doch mal ein wenig vor.</b>
Ja, ich bitte dich. Wir haben 1997 oder so ähnlich angefangen und es sind immer noch die gleichen Leute wie damals. Wir nahmen dann unser erstes Demo auf, waren viel unterwegs und haben viel getourt. Irgendwann kam dann der Plattenvertrag mit Wolverine, seid Mai ist dort auch das Album erschienen und jetzt läuft es doch alles sehr gut. Das war jetzt eine ganz kurze Bandvorstellung.<b>
Dann kommen wir doch gleich zur nächsten Frage, erzähl doch mal ein wenig zur Entstehung eurer CD &#8222;Riot Radio&#8220;.</b>
Ja, das ist unser erstes richtiges Album was wir aufgenommen, haben. Ir waren zwar schon bei den Demos und der Split CD im Studio, aber nun haben wir endlich ein komplettes Album vorzuweisen. Wir haben von vorne rein überlegt, es sollte richtig toll werden, denn nichts ist beschissener als ein Album, auf das alle gewartet haben, das dann richtig Scheisse ist, vom Sound oder vom spielen oder so. Daher haben wir gesagt, wir investieren richtig viel Geld und so auch richtig viel. Aus diesem Grunde hat es überhaupt solange gedauert, bis wir unser Album draußen hatten, weil wir immer gesagt haben , wir warten noch und sparen noch ein wenig Geld und proben noch ein wenig, um noch besser zu werden. Anschließend haben wir uns einen Produzenten ausgesucht, den Flo von Schwarz aus Hamburg, das ist der Sänger von Pyogenesis. Wir fanden auch ein gutes Studio, das Woodhouse Studio in Hagen und haben dort aufgenommen. Siggi Bemm ist einfach der Abmisch Gott. In 12 Tagen haben wir das dann aufgenommen und noch zwei Tage abgemischt, sind alle hingefahren, haben uns ne Wohnung gemietet Vorort, und dort übernachtet, weil wir absolut kein Geld hatten. Es war eine Einzimmerwohnung für einen Monat und wir haben in Schlafsäcken auf dem Boden gepennt, weil Jugendherberge für vier Leute einfach megateuer ist, dann haben wir uns richtig reingehängt und viel gearbeitet und ich finde, dass das Album wirklich gut gefunden ist. Wir hören auch immer wieder, dass der Sound super gut geworden ist und bei der Musik muß halt jeder selbst entscheiden, ob es ihm gefällt oder nicht.<b>
Ihr singt doch deutsch.</b>
Ja, aber nur halbe halbe, halb deutsch, halb englisch.<b>
Ja, aber wie kamt ihr dazu deutsch zu singen, da ich viele Bands kenne, die aus Deutschland kommen, aber einfach kein deutsch singen.</b>
Ja , ich weiß, da gibt es auch immer Diskussionen drum. Es gibt auch viele Leute die sagen, wir sollten doch bitte nur noch deutsche Texte machen, andere, die sagen, macht bitte nur noch englische Texte.
Wir haben halt damit angefangen, halb deutsch, halb englisch zu singen und das war schon immer so. Manche Sachen kann man einfach auf deutsch besser sagen, als auf englisch und natürlich anders herum genauso. Gerade bei Liebesliedern find ich es auf deutsch einfach super schwierig, da es immer irgendwie gleich nach Tocotronic klingt oder so Toten Hosen Krams und das ist beides irgendwie nichts. Daher singen wir das dann eben auf englisch, aber genauso passen andere Sachen dann wieder nur auf deutsch.<b>
Was verstehst du unter deutschem Skatepunk?</b>
Hm, wir sind halt früher immer viel Skateboard gefahren und so, aber jetzt schaffen wir das leider nicht mehr, da wir immer verdammt viel zu tun haben. Es ist halt eine Mischung aus Skaten und Punkrock. Mit richtigem Deutschpunk konnten wir uns noch nie wirklich identifizieren. Klar, wir haben die ganzen Bands auch gehört, wie Slime, und die ganzen amerikanischen Bands und so. Wir haben halt dann relativ begonnen die ganzen Amisachen zu hören, ich war auch in den USA eine Zeitlang in Berkeley und dort war eine Antifa Demo, auf der die Hälfte der Kids ein Skateboard mit dabei hatte. Abends hast du die gleichen Kids dann auf einem Punkkonzert vor und irgendwie kam mir das alles doch sehr unpolitisch vor. Skateboard und Punkrock passten für uns schon immer zusammen und als das dann in Amerika mitgekriegt hatte, haben wir gedacht, das kann man ja hier genauso machen. Die ganze Szene ist ja nicht nur auf Amerika beschränkt, daher haben wir gesagt wir machen jetzt Skatepunk. Manche Leute sagen aber auch, ihr macht doch gar kein Skatepunk sondern Punkrock und wieder andere sehen das noch wieder ganz anders. Aber ich hab da kein Problem mit, ob nun Skatepunk, was ja auch auf den Plakaten immer mit drauf steht oder Punkrock. Mir ist das auch ziemlich egal, aber wir machen kein Deutschpunk.<b>
Ihr seid ja alle aus Göttingen, aus welchem Grund seid ihr komplett nach Berlin übergesiedelt?</b>
Wir sind alle in Göttingen geboren, glaube ich und hier aufgewachsen und nach dem Abi, war dann die Frage was wir machen. Die meisten wollten halt nicht in Göttingen bleiben, denn 18 Jahre Göttingen war zwar schön, war dann aber auch mal gut. Gleichzeitig wollten wir aber auch die Band weitermachen, da das Ganze für uns schon mehr als nur ein Hobby geworden ist. Daher haben wir uns dann dazu entschlossen komplett nach Berlin überzusiedeln, Berlin war eben die erste Wahl. Dort studieren wir jetzt alle, außer unserem Gitarristen, der ist noch in Hannover wird aber bald auch nach Berlin ziehen. Wir sind ja auch noch häufiger hier, soll ja nicht heißen, dass wir Göttingen nicht mehr mögen, aber ein Standortwechsel musste mal sein.<b>
Na klar, aber wohnt ihr dann alle in Kreuzberg?</b>
Wir wohnen fast alle in Kreuzberg und halb in Neukölln. In Berlin da pulsiert es halt einfach, da ist viel los, auf Konzerten triffst du da tausend Leute. Na klar ist es teuer, aber da MAD die meisten Konzerte da veranstaltet, und wir bei denen auch gebucht sind, komm ich halt auf viele Konzerte so drauf. Na klar, Finanzprobleme hat man immer, tja, aber da muss man durch oder jobben, was ich auch noch tue.<b>
Von wem wurdet ihr am stärksten beeinflusst? Oder hattet ich große Vorbilder?</b>
Beeinflusst wurden wir natürlich von vielen Bands, aber Vorbilder? Wir haben nie gesagt, wir wollen jetzt genau so und so klingen wie die Band, das wäre ja auch ein wenig langweilig. Die Bands die wir hören beeinflussen natürlich unsere Musik. Wir haben die ganzen alten Sachen gehört, wie Slime, Sham 69, Gorilla Biscuits und so und natürlich auch viel Amizeugs, wie US Bombs, Distillers, F-Minus, was uns sicher beeinflusst, davon kann man ausgehen.
Richtig Vorbilder hatten wir aber nicht. Wir brauchen ja keinen Führer oder Persönlichkeiten, denen wir dann so nacheifern, aber es gibt viele Bewegungen, die uns berührt haben, und in unseren Texten kommt das auch vielfach vor. Zum Beispiel die EZLN, die Separatisten in Mexiko, die dort 1994 einen Aufstand gemacht haben, mit Kommandante Marcos, und auch immer noch im Krieg mit Regierung sind, Das hat uns schon bewegt und wir haben viel darüber gelesen und uns informiert. Aber genauso antifaschistische Gruppen oder die Animal Liberation Front oder die Tierbefreier in Deutschland sind uns wichtig und inspiriert uns schon. Die sind halt auch wirklich wichtig und richtig. Und wenn man viel Konzerte in linken Jugendzentren spielt bekommt auch viel in der Richtung mit. Ich finde es auch gut, dass man zwangsläufig damit konfrontiert wird, mit Flugblättern und so.
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Du hast du ja gerade schon darüber geredet, was ihr für Themen in euren Lieder verwendet, aber erzähl noch Mal genauer, was sind das für Themen?</b>
Also das sind die Sachen, die uns interessieren und auch was angehen, mit denen wir was sagen wollen. Menschenrechte, Tierrechte, bis hin zu den Antifas und den Guerillas in Mexiko, dass sind halt Sachen, die uns wichtig sind. Einerseits sind das die politischen Texte, weil würden wir keine inhaltlichen Texte machen, wäre die Band jetzt auch nicht das, was sie jetzt ist. Wichtig ist im Punkrock, finde ich, dass man auch seine Meinung sagt und Themen anspricht. Des weiteren aber haben wir auch Texte über Liebesbeziehungen und so, aber wir haben zum Beispiel keine Sauflieder, denn das ist mir einfach zu blöd. Also jetzt nichts gegen saufen, dass machen wir auch, aber da brauche ich kein Lied drüber zu machen.<b>
Eure Bandgeschichte ist jetzt so ungefähr fünf Jahre als, was würdest du persönlich bis jetzt als den größten Erfolg bezeichnen?</b>
Das ist eine gute Frage, da habe ich noch nie so wirklich drüber nachgedacht. Ob jetzt irgendwie oder irgendwas Erfolg ist oder auch nicht, da haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Ich sehe es schon als Erfolg an, dass wir eine wirklich gutes Album gemacht haben, das wäre unser größter Erfolg bisher.<b>
Dann nennen wir es doch einfach euer schönstes Banderlebnis</b>
Das schönste Banderlebnis ist mit Sicherheit, dass wir vor fünf Jahren angefangen haben Musik zu machen, als vier Freunde die Musik machen wollten und auch heute noch so zusammen spielen und auch immer noch super gute Freunde sind. Es läuft noch immer, wir sind die besten Freunde, die Band bedeutet mir auch viel mehr als die Musik. Die ist zwar auch wichtig, aber hätten wir jetzt zum Beispiel jetzt einen neuen Bassisten, dann wäre es nicht mehr dasselbe. Das finde ich am wichtigsten, und gerade auch wichtig ist uns, dass wir mit unseren Texten total viele Leute erreichen. Wir bekommen ständig E-Mails von irgendwelchen Kiddies, die fragen, sie möchten gerne Vegetarier werden, wie geht denn das und so. Oder auch, die sagen, ich habe Stress mit Nazis, was kann ich da machen. Ich find es schon irgendwie komisch, wir sind doch keine Politgurus. Aber ich find es auch schön, dass Leute die Texte so ernstnehmen und die Texte lesen und somit die Leute dazu bringen können über bestimmte Themen nachzudenken und selber dann etwas zu unternehmen. Deshalb haben wir auch die Seite riotradio.de ins Internet gestellt, wo nur Links zu verschiedenen Gruppen zu finden sind. Antifagruppen, Besetzte Häuser usw.
Also die zwei Sachen; Freundschaft und Leute erreichen!<b>
Ich habe gerade mitbekommen, dass heute Abend viele Kids erwartet werden, würdest du dich als Boyband des Punkrock bezeichnen?</b>
Ne, auf keinen Fall, denn für eine Boyband sind wir nicht hübsch genug. Es ist schon meistens ein sehr junges Publikum, was unsere Konzerte besucht. Es ist halt schon ein Unterschied, ob du ein junges Publikum hast, was ja nicht unbedingt schlecht ist und wie damit umgehst. Ich meine andere Bands wollen halt nur ihre Platten loswerden. Ich finde es aber gerade gut, wenn junge Leute auf unsere Konzerte kommen, denn ansonsten gebe es ja auch keinen Nachwuchs für das Juzi oder die Punkbewegung. . Und die müssen dann irgendwann das erste Mal herkommen und sehen das es cool ist. Ich denke aber nicht, dass uns die Leute als die Superband sehen, wir sind doch noch sehr normal geblieben und suchen auch den Kontakt zu Fans nach der Show. Ich finde es aber schon manchmal sehr merkwürdig, wenn die dann Autogramme haben wollen, das gibt es auch manchmal. Wir geben die auch, denn du kommst viel bescheuerter rüber, wenn du sagst, wir geben keine Autogramme. Wir machen denen dann aber klar, dass wir genau wie sie sind, halt nur Musik machen. Sollten wir eine Boyband sein, würden wir wohl auch andere Musik machen.<b>
Gut, letzte Frage, wie sieht es mit Zukunftsplänen aus? Platten, Tourneen, etc?</b>
Die Platte kam ja gerade erst raus und da sind wir jetzt noch dabei die ein wenig zu promoten und Interviews zu geben. Wir haben auch jetzt noch jedes Wochenende Konzerte, im Oktober ist dann eine Woche Schweiz angesetzt, zusammen mit Peace of Mind. Anschließend gehen wir dann auf drei Wochen Deutschland Tour, Holland und Belgien zusammen mit Venerea aus Schweden. Dann werden weitersehen. Wenn es .klappt, wollen wir dann noch mal eine 7inch aufnehmen, weil es unsere CD nicht auf Platte gibt. Ansonsten machen wir weiter und schauen, was sich so ergibt.<b>
Vielen Dank!</b>

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