Es hätte keine bessere Stelle geben können, um den sozialen Tag in diesem Jahr abzuleisten: Audiolith Records, das Hamburger Vorzeigelabel was Electropopmucke anbelangt. Und wie es allgemein bekannt ist, arbeiten Audiolith und mainstage.de öfter zusammen, da bot sich auch in diesem Fall ein Deal an. Und das Ergebnis ist nicht nur eine soziale und gute Tat, sondern speziell auch ein Einblick in den Job eines Praktikanten bei Audiolith und die generellen Geschehnisse der Labelarbeit – Und der Spaß kam definitiv auch nicht zu kurz!
Doch mal ganz von vorne: Hat überhaupt schonmal jemand etwas vom „sozialen Tag“ gehört? Falls nicht, die Kurzdefinition sieht in etwa so aus: Schüler machen einen Tag etwas anderes als Schule, suchen sich einen Job und die Bezahlung, die sie erhalten hätten, wird von Schüler Helfen Leben an eine Hilfsorganisation gespendet. Während andere also beim Lebensmittelfachmarkt um die Ecke ihre Bestimmung fanden, machte ich mich auf den Weg von Eutin nach Hamburg.
Und da fing das Chaos direkt an: Liebe Deutsche Bahn. Wie wäre es mit funktionstüchtigen Ticketautomaten am Eutiner Bahnhof? War an dem Tag bei einer Fahrt wohl nicht inklusive, da blieb mir nichts als die Schwarzfahrerei übrig – Wie schade! Dieser frisch erlernte Überlebenstrick sollte im Verlauf des Tages in der geliebten Großstadt noch öfters zum Einsatz kommen, aber sowas behält man dann natürlich für sich.
Nach einer Fahrt, bei welcher ich angesichts der noch frühen Tageszeit ca. 15mal einschlief und vom Geruckel wieder aufwachte, kam ich dann auch endlich in Hamburg an und traf mich mit Lars Lewerenz, Labelchef and God Of Basecaps, vor dem Karostar Musikhaus, dem Sitz vieler Musikschaffender in der Hansestadt, z.B. Grand Hotel van Cleef oder Devil Duck, wo eben auch Audiolith Records einen Büroraum ergattert hat.
Lars kam übrigens 5 Minuten zu spät und er bestand selbst darauf, dass das hier Erwähnung findet! In dramatisierter Version sieht das dann so aus: Lars kam fast 10 Minuten zu spät und liess mich in kalten Regen vor der Tür stehen! So, genug gemeckert, dann gings ja erstmal in den Karostar-Bunker, in dem ja bekanntermaßen eher tropische Temperaturen herrschen, bereits morgens. Also kurz die Fenster im Büro aufgerissen und dann das Karostar wieder verlassen.
Der erste Termin an diesem Tag, wie es jeden Dienstag stattfindet, war ein Treffen der Chefköpfe der sogenannten Label WG. Die Label WG ist ein Zusammschluss der Labels Audiolith, Devil Duck, Buback, BB*Island, Stickman, Crunchy Frog, Affairs Of The Heart und Bone Voyage, die allesamt in Hamburg ansässig sind. Und an diesem Tag traf man sich im Café Mangold im Karoviertel mit den Veranstaltern vom Reeperbahnfestival, um die Förderung lokaler und internationaler Label WG-Acts auf dem Festival durchzukalkulieren.
Kaffee und Cola gabs auch noch, irgendwie musste man ja schließlich wach werden. Um eine Pause einzulegen wurde dann ordnungsgemäß vor der Tür geraucht und danach ging es weiter mit der Planung einiger anderer Konzertabende in Hamburg. Ich sag nur so viel: Wer bald etwas von Freiwurst im Grünen Jäger hört, der sollte sich nicht wundern, sowas passiert bei Audiolith-Veranstaltungen eben gerne mal!
Nach dem Meeting ging es dann zum ersten Mal richtig ins Audiolith-Büro. Das Karostar Musikhaus liegt an der U-Bahn-Station Feldstraße und somit direkt an Clubs wie Uebel&Gefährlich, Knust und Grüner Jäger. Audiolith selbst ist dann in einem relativ kleinen Büroraum im zweiten Stock angesiedelt, wo neben Schreibtischen, zwei Rechnern und einem Sofa eben auch ein ganzes Regal voller heißem Merchandise, Stickern und Platten vorzufinden ist.
Und mit was ist der Cheffe dort so den ganzen Tag beschäftigt?
Hauptsächlich natürlich mit PC-Arbeit. Das Wichtigste, so sagte er, sei es Kontakte zu pflegen. E-Mails beantworten, telefonieren, Anfragen rausschicken, mit den Artists im Gespräch bleiben, die Audiolith-Homepage, last.fm und Myspace pflegen. Und wenn zwischen all den anfallenden Außenterminen dann noch Zeit ist, widmet er sich dem Shop und Päckchenpacken. Aber das Beste daran ist eben: Lars Lewerenz ist sein eigener Chef. Er kann arbeiten, wenn er Zeit und Lust dazu hat, sich die Arbeit selbst einteilen. Ein großer Vorteil der Selbstständigkeit. Abends dann auf Events abhängen gehört natürlich auch noch zum Job mit dazu. Klingt gar nicht allzu schlecht, oder?
Doch was erledigt ein Praktikant beim Label? Meine erste lobenswerte Tat bestand darin, CD-Hüllen aufzuknacken und alte Cover mit Tippfehler gegen neue, Korrigierte auszutauschen. Währenddessen ließ Lars die neue Egotronic-Platte abfeuern, die noch dieses Jahr erscheint. Heißer Scheiß, so to say. Erster Eindruck ist wahrlich kein Schlechter! Danach packten wir dann gemeinsam die Pakete, die im Blog des Audiolith Streetteams verlost wurden. Platz 1 machte zufällig eine Freundin von mir und so sahen wir uns dazu berufen, dieses Paket bis zum Anschlag mit Audiolith-Kram vollzustopfen. Aber auch Platz 2 und 3 werden in den nächsten Tagen ordentliche Kolosse in ihren Briefkästen wiederfinden. Wer es nicht glaubt, hier ein bescheidenes Beweisfoto der guten Tat, wir haben ja schließlich sozialen Tag, nicht wahr?
Danach lag es dann an mir, mich mit einem ganzen Batzen an Päckchen und Umschlägen auf dem Weg zur Post zu machen. Das verlief soweit auch absolut problemlos, mal davon abgesehen, dass der Mann hinter dem Schalter der Post mich am liebsten mit Blicken getötet hätte, als ich da mit den 20 Sachen angedackelt kam. Als Rache hat er sich dann extra viel Zeit gelassen, anders kann man sich den Rekord von 10minütigem Geklebe von Briefmarken wohl nicht erklären.
Als ich zurück kam, wies Lars mich dann in das Internet-Leben des Labels ein. Wie das Mail-Programm läuft, etc. Anschließend erledigte ich dann Aufgaben bei Myspace: Top Friends aufräumen, Freundanfragen annehmen und Nachrichten beantworten, sowie ein neues Lied hochladen, angesichts der aktuellen Single von Knarf Rellöm Trinity. Nachdem ich soweit mit den Myspace-Aufgaben durch war bekam ich eine Zeit lang von Lars frei, weil ich noch ein paar Häuser weiter Tocotronic-Manager und Ex-Lado-Mitarbeiter Stephan Rath einen Besuch in seinem neuen Büro abstatten wollte. Doch nur zum Gucken war man ja nicht da, auch letzte Details für ein Interview mit Arne Zank für den Freitag diese Woche wurden noch abgeklärt. Jaja, mainstage.de schläft nie!
Als ich zurück kam war es dann auch schon an der Zeit, für den nächsten Außentermin loszuwandern. Es stand ein Treffen mit dem Digital Media Service Finetunes auf dem Plan. Dazu musste man nach Altona und fuhr Bahn. Ob nun schwarz oder nicht, das darf man sich selbst ausmalen oder die oberen Absätze nochmal aufmerksam durchlesen! Auf dem Weg zur Bushaltestelle lief man dann noch Rick McPhail über den Weg. Hamburg City, meine Güte, wat für ne Stadt! In Altona angekommen trafen wir eine Partnerin von Lars und es machte sich der Hunger bemerkbar. Zu dritt suchten wir also Subways für eine ausgeglichene Mahlzeit irgendwo zwischen Sandwich, Cola und Bionade auf. Das Witzige daran: Bedient wurden wir von Jugendlichen, die grad selbst den sozialen Tag nutzten und uns mit breitem Grinsen die Brote belegten. Man muss aber sagen: Hat ausgesprochen gut geschmeckt, trotz dem Unprofessionalitätsansatz!
Den Magen gefüllt und den Nikotinmangel befriedigt ging es dann also weiter zu Finetunes. Dort wurde man liebevoll empfangen und bekam gleich von ungefähr 3 Leuten einen Kaffee angeboten! Sehr sympathische Sache. Gesprochen wurde dann über die Zukunft des Onlinevertriebs der Audiolith-Sachen. Und damit es jetzt nicht so aussieht, als hätte ich von dem Fachgesimpel, um das es da ging, keine Ahnung, schreib ich einfach mal, dass ich zu solch einer intensiven Verschwiegenheit gezwungen wurde, dass ich dazu leider gar keine weiteren Worte verlieren kann – Höhö. Nur so viel: Der Kaffee war gut, die Weintrauben auch und auch ansonsten schien alles gut gewesen zu sein. Als wir Finetunes wieder verließen war es dann auch schon langsam so weit, den Tag nicht mehr Tag, sondern frühen Abend zu nennen. Alle Termine waren abgehakt, das Büro abgeschlossen, kurz gesagt:
Es war Feierabend! Und was macht man zum Feierabend? Rischtisch: Bierchen trinken. Und wo macht man das? Natürlich im Audiolith-Stammschuppen Hafenklang. Und was trinkt man? Astra, klar, Hamburch.
Die Zeit floss so dahin und irgendwann war es dann an der Zeit, wieder getrennte Wege zu gehen. Lars musste noch einige Platten abholen und meine Bahn zurück nach Hause wartet ja leider auch nicht ewig.
Alles in allem lässt sich aber unweigerlich eines feststellen: Hinter diesem Label – Und vermutlich nicht nur hinter diesem – steckt SO viel Herzblut, Planungsarbeit und Größenwahnsinn. Unfassbar, was alles so passieren muss, bis man Lieder auf CD gepresst in der Hand halten kann. Und umso schöner, dass es Menschen wie Lars dort draußen gibt, die sich genau dieser Labelarbeit mit Hingabe und einem Kopf voller Ideen verschrieben haben. Und eins sag ich euch: Wenn ich auch nur einen beim illegalen Musikdownload erwische, dann gibt es ab jetzt Standpredigten! Das hat so ein Label nicht verdient. Danke, danke. Und Afrika dankt auch. Einen Betrag in zweistelligem Bereich haben Lars und ich klarmachen können – Wenn das mal nichts ist!
BLOW YOUR MIND WITH GOOD MUSIC!
geiler scheiß, man!
du solltest öfter mal soziale tage machen, da haben ja echt alle was von. du, coole musiklabels, ich, afrika..
ja lars ist schon ne geile sau!
schöner bericht :)
spitzenmäßig!
hey, super bericht! schön geschrieben und mit dem label eins der besten in hh erwischt!
: )