Darker My Love kommen aus dem sonnigen Kalifornien und klingen ehrlich gestanden, gleichermaßen wie es ihre Herkunft und Name vermuten lassen. Keinesfalls ist hingegen erkennbar, dass sowohl Sänger und Schlagzeuger eigentlich in der Hardcore/Punk-Szene von L.A. verwurzelt sind. Mit „2“ veröffentlich das Quintett ein Album, welches sicherlich auch in den Sixties positiven Anklang gefunden hätte. Nun erscheint der Zweitling endlich auch in Europa.
Nahezu müßig die Äußerlichkeiten der Musiker zu beschreiben, denn es darf bereits erahnt werden, dass selbstverständlich auch das Erscheinungsbild so herrlich ins Klischee passt wie die berühmte Faust aufs Auge. Zwei Vollbärtige, einer davon bebrillt und drei doch in leichtem Maße überheblich drein schauenende machen den ersten Eindruck von dieser Formation eindeutig rund.
Und doch passen zwei Personalien weniger in das so perfekt eingefahrene Kollektiv. Sänger und Gitarrist Tim Presley sowie Schlagzeuger Andy Garnelli waren vormals in der Hardcore-Szene aktiv, spielten gar in derselben Band: The Nerve Agents. Garnelli obendrein bei der Punk-Formation The Destillers.
Mit Darker My Love schlägt das Duo musikalisch nun komplett neue Pfade ein. Denn das was die Nord Amerikaner darbieten hat nicht das Geringste mit der stilistischen Vergangenheit von Presley und Garnelli zu tun. Tatsächlich spielt das Quintett verworrenen Blues-Rock mit Tendenz zu progressiven Arrangments. Bebende Hammond-Orgel, teils glockenhelle, teils bis zur Unkenntlichkeit übersteuerte Gitarren, klare Bass-Linien und ein eher im Hintergrund gehaltenes Schlagzeug verhelfen den Songs zu Homogenität, die druckvoll aufwühlt.
Etwas Traditionelles schwingt dabei stets mit. In etwa verdeutlicht durch die Songauswahl, die mit „Nothern Soul“ und einer im Fuzz-Genre gerne eingesetzten Rückkopplung beginnt. Darker My Love grooven sich ein. „Blue Day“ zieht taktvoll an, während „Two Ways Out“ zu traben beginnt. Ein wahrhaft großartiger Song, wenn auch etwas großspürig und melodramatisch in seinem Appell. Aber ist es nicht auch genau diese Großspurigkeit, die sich der Hörer in gewisser Weise von einer Band dieses Kalibers erhofft? Ziehen wir Black Rebel Motorcycle Club sowie Wolfmother für die gegenwärtige und ja, Steppenwolf sowie The Kinks für die damalige Kultur heran. Bei Steppenwolf bitte nicht „Born To Be Wild“, sondern „Magic Carpet Ride“ vor dem geistigen Auge aufblitzen lassen. All diese Bands episch in ihrem Ausdruck, wild gestikulierend oder ruhig verklärend, psychedelisch in ihrer Artikulation. All dies vereinen Darker My Love, während „Buschtrommeln“ in der Einleitung des letzten Songs „Immediate Undertaking“ den müden Reiter in den Schlaf wiegen. „Good look to the rider with compass and knife.“
Mal in ruhigen Wassern treibend, mal stürmisch nach vorne preschend. Mal schweigsam, Mal lauthals anklagend. Diese Attitüde hat sich Presley offensichtlich bewahrt, während er klanglich schwebend dieser Platte ein stimmliches Gesicht verleiht:“Anything more. You’ve been come so far, but did you burry your needs in your own Backyard?“
„2“, das bereits im vergangenen Jahr in den USA erschien, ist die ideale LP für jeden, dem es möglich ist die Welt um sich herum für eine knappe Stunde zu vergessen. Denn dieses Werk ist eindeutig kein Album, das der Hörer beliebig auseinander reißen kann. Ganz im Gegenteil. „2“ muss im Kontext verstanden werden. Darker My Love laden zu einer rasanten Reise, in der ausreichend Regenerationsphasen nicht fehlen.
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„2“ enthät 11 Tracks und erscheint am Fr., 7. Aug. ’09 bei Pias.
Im Zuge der Veröffentlichung bietet die Band den Song „Talking Words“ gratis zum Download an. Den Track bekommt Ihr hier.
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Darker My Love im Herbst auf Deutschland-Tour im Vorpragramm von White Lies
01. Nov. ’09 Köln – Live Music Hall
02. Nov. ’09 Hamburg – Uebel & Gefährlich
07. Nov. ’09 Berlin – Astra Kulturhaus
09. Nov. ’09 München – Backstage