Christian Naujoks kommt aus Hamburg. Wie es diese Stadt, geprägt durch die Neunziger, so an sich hat, fühlte er sich zunächst zu Gitarrenmusik hingezogen. Mit seinem Debüt „Untitled“ geht er nun allerdings einen ganz anderen Weg. Einen Weg auf elektronischem und klassischem Fundament, der sicherlich um einiges komplexer ist und daher nicht zu Unrecht unter der Obhut vom Label Dial verläuft.

Denn wer das Label kennt, wird sofort realisieren, warum Naujoks dort seinen Platz fand. Selbst wenn er noch auf der Suche nach einem Stil ist und zwischen konzeptueller Soundkunst und melodischer Popmusik umherirrt, lässt sich doch eine Konstante ganz deutlich festmachen: Die Leidenschaft, die man zwischen den Tönen heraushört. Die beiden Songs, die mich am meisten berührten, folgen auf „Untitled“ direkt aufeinander. Da wäre einmal „Light Over The Ranges“, ein Song der so sehr mit Gitarre und pulsierenden Tönen spielt, dass es den Hörer nahezu in Hypnose versetzt. Beeindruckend. Und das Highlight des Albums: „Off The Rose“. Ausschlaggebend ist die Tatsache, dass hier Gesang zum Einsatz kommt. In manch anderen Songs auf der Platte greift Naujoks auch zum Mikrofon, aber lediglich bei diesem bekommt man seine Stimme so klar zu hören. Auf nichts weiter als einigen Pianolinien singt Christian dort so herzzerreißend vom Leben, wie es sonst nur finn. schafft:

„From my hands to my toes, from the words in the book I see a vision that would bring me luck.
From my hands to my toes to my teeth and my nose you get these words wrong.
You get these words wrong, everytime.
You get these words wrong,
I just smile…“

Lediglich jedem, der gerade Anfänge einer depressiven Verstimmung durchlebt, sei dieses Album nicht unbedingt ans Herz gelegt, da es doch sehr bewegt. Alle anderen werde Freude daran haben, sich in den Tönen wiederfinden zu können. „Naujok“ heißt frei aus dem Litauischem übersetzt übrigens so viel wie „ziemlich neu“. Ironischerweise bringt das die Musik von Christian Naujoks genau auf den Punkt, denn was dieser mit seinem Debüt abliefert, trifft genau den Nerv unserer modernen Zeit.

VÖ: „Untitled“ erscheint am 16.03.2009 auf Dial.