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(Pop Up 2009 in Leipzig (Messebericht)

(Pop Up„Zurück zum Beton“ lautete das Motto der diesjährigen (Pop Up, die vom 14. bis 17. Mai in Leipzig stattfand. Kernstück der (Pop Up waren neben einer Vielzahl von Konzerten innerhalb der ganzen Stadt die Musikmesse, die am Samstag, den 16. Mai im Leipziger Volkspalast Fachpublikum, Interessierte, Künstler und Presse einlud.

Nahezu hundert Aussteller – darunter Musiklabels, Plattenvertriebe, Bookingagenturen, Festivals, Künstlerkollektive, Dienstleister und mehr – hatten ihre Stände im oberen Geschoss des Volkpalastes aufgebaut. Hier konnte man Kontakte knüpfen, Hintermänner und Hinterfrauen ausfragen, Promomaterial abstauben oder lang verschollen geglaubte Platten erstehen. Und nicht zuletzt konnte man: viele spannende neue Musikschaffende abseits des so genannten Mainstreams kennenlernen.

Der untere Bereich bot zwei Räume für die Podien und Diskussionsveranstaltungen, einen eigenen Konzertsaal für die Showcase-Bühne, auf der unter anderem das Indietronic-Trio I Heart Sharks oder die neue Punk-Hoffnung Safi ihre Musik – wenn auch zu ungewöhnlicher Zeit – zum Besten gaben.

Parallel führten Stefanie Lohaus (Redakteurin Missy Magazin), Sushila Mesquita (Politikwissenschaftlerin, Musikerin), Jens Friebe (Musiker, Journalist) und Zacker (Veranstalter) eine spannende Diskussion über die Problematik von Sexismus und Gender im Pop. Ob Frauenquote oder die Notwendigkeit von Freiräumen, respektive so genannten Schutzräumen wurden diskutiert. Auch ganz persönlich berichteten die Teilnehmer über von ihnen erlebten Klischees oder die Erfahrung wie wenig Frauen überhaupt an Instrumenten stehen. Durch immer wieder aufkommende Intervention von Zuhörern kam eine lebendige Diskussion zustande, die auch mal einen Blick über den Tellerrand hinauswagte und wo keinesfalls immer Einigkeit herrschte. Geleitet wurde die Diskussion von Katja Röckel (Moderatorin Mrs. Pepstein), der die Thematik selbst spürbar am Herz lag, und Thyra Veyder-Malberg ((Pop Up).

Bernd Begemann plauderte später über seinen Film „Alle müssen mit„, in dem er verschiedene Musiker um das Label Tapete Records (und darüber hinaus) zu ihrer „Leidenschaft Musik“ und ihren Antrieben befragte. Die Kernfrage dabei blieb immer: „Wie lebt man MIT Musik?“ Das lange Zeit verschollene und teilweise trashige Material wurde nun endlich zu einem charmant-dilettantischen Film zusammengeschnitten, der auch bald erhältlich sein wird. Ob Schorsch Kamerun, Christiane Rösinger oder Rocko Schamoni – viele Musiker_innen geben interessante und teilweise verblüffende Einsichten preis. Ebenso trashig und charmant wie der Film letztendlich geworden ist, war auch das Gespräch, das man auf der (Pop-Up-Couch verfolgen konnte. Eben typisch Begemann.

Etwas ernster und geladener verlief die Abschlussdiskussion, die sich der Verquickung von Werbung und Musik, also der Marktwirtschaftlichkeit von Kunst und Musik widmete. „Namenbranding im Musikgeschäft“: Kein neues Thema, aber doch immer wieder eines, das die Gemüter zu erhitzen scheint. Auf der Couch saßen neben Frank Spilker von Die Sterne und Thomas Mahmoud (ehemals Von Spar) Vertreter von Sony, der Veranstalter der „Jägermeister Rockliga“ und der Soziologe Dr. Kai-Uwe Hellmann. Diese Kombination der eingeladenen Gäste schien schon im Vorfeld eine spannende Diskussion zu versprechen. Nach einem zunächst distanzierten Nebeneinander von fundamental anderen Lebenswelten und teilweise emphatisch vorgetragenen Pladöyers ging die Diskussion glücklicherweise etwas tiefer. Ein Ergebnis, natürlich, konnte man an dieser Stelle nicht festmachen.

Weitere Diskussionen fanden unter anderem statt zur immer wieder problematisierten GEMA und dem Musikrechts, sowie dem Musikvideo, das nach dem „Tod des Musikfernsehens“ einem fundementalen (ästhetischen und funktionalen) Wandel unterliegt. Auch wurden musikpraktische und musiktheoretische Workshops für Interessierte gegeben. Im Nachhinein fühlte sich die Popmesse etwas wenig besucht an. Hinzu kam natürlich das sich der Besucherstrom im vergleichsweise großen Volkspalast relativ verliefen. Dennoch hätte man der Messe etwas mehr Besucher gegönnt, denn spannend war sie allemal.

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