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Jimmy Eat World // 02.02.08 // Ringlokschuppen Bielefeld

Bielefeld, die Stadt die es ja angeblich nicht gibt, entwickelt sich zurzeit zu einem Konzert-Mekka. Nach Nada Surf im Dezember lockte die Stadt im Nordosten Nordrhein-Westfalens zum zweiten Mal in zwei Monaten. Diesmal waren Jimmy Eat World zu Gast.

Um die 2000 Besucher dürften am Samstag im Bielefelder Ringlokschuppen gewesen sein, im Gegensatz zu den Shows zuvor in den Großstädten von Köln, Hamburg und Berlin war es nicht ausverkauft. Das Publikum war bunt gemischt, von 15jährigen Emo-Jungs bis zu den Mittdreißigern, die Jimmy Eat World schon Ende der 90er kannten, während die Erstgenannten noch das Biene Maja Lied sangen. Um Punkt 20 Uhr eröffneten Sparkadia die Show. Das Quartett aus Australien, welches in Deutschland noch völlig unbekannt ist, lieferte eine solide Show, konnte das Publikum allerdings nicht mitreißen, viel zu groß war die Vorfreude auf die Amerikaner und zu unbekannt die eigenen Songs. Nach knapp einer halben Stunde und sieben bis acht Songs war das Gastspiel von Sparkadia auch schon wieder vorbei.
Auf die Minute pünktlich betraten Jimmy Eat World um 21 Uhr die Bühne und starteten ihr Set mit „Big Casino„, der ersten Single ihres neuen Albums „Chase this Light„. Danach folgte gleich „Sweetness„, was das Publikum zum ersten Mal in wilde Ekstase beförderte und niemand mehr still stehen konnte. Die erste Gänsehaut setzte passend zu „For me this is heaven“ ein.
Neben der Schönheit der Songs an sich war deren Umsetzung mit Hilfe des Lichtes atemberaubend. Bei jedem neuen Lied wurde die Bühne passend in eine andere Farbe gekleidet. Blau, grün, gelb, lila. Manchmal änderten sich die Farben passend auf den Punkt, zum Beispiel wenn Schlagzeuger Zach Lind ein Becken spielte. Bestes Beispiel dafür war „Get it faster„: in den Strophen war die Bühne dunkelrot, im Refrain explodierten die Strahler mit hellem Licht.
Sänger Jim Adkins gab sich etwas wortkarg und begrüßte seine Gäste erst nach der Hälfte der Show und blieb stumm bis zur Verabschiedung. Warum Worte verschwenden wenn die Musik für sich spricht? Vielen Besuchern fehlten ein paar der Abgehnummern, wie „Bleed American“ oder „Rockstar“ von der „Static Prevails„-Platte, von der kein einziger Song dabei war. (Vielleicht war das viele Mitklatschen des Publikums ein Aufforderung, mal etwas Druck nach zuladen? Sowas erlebt man eigentlich nur auf anderen Konzerten…) Dafür gab es aber überraschenderweise „Desintegration“ von der wunderbaren „Stay on my side tonight„-EP und sechs Lieder der aktuellen Platte. Die Zugabe begann mit einer neuen Version von „Your House“ gefolgt von den emotionalsten Momenten des Abends mit „Hear you me“ und „Goodbye Sky Harbour“ (natürlich nicht in der 16 Minuten Album-Version). Wem bei Zeilen wie

what would you think of me now?
so lucky, so strong, so proud
never said thank you for that
now i’ll never have a chance

Nicht das Herz aufgeht, war etwas fehl am Platz. So wie die beiden jungen Herren hinter mir, die sich die ganze Show über unterhielten, das als ganz normal auffassten und von der Schönheit des Moments nichts mitbekamen. Aber diese waren wohl eine Ausnahme, waren die meisten Besucher doch sehr angetan von dem was auf der Bühne passierte.
Pain“ und „The Middle“ beschlossen danach den Abend, um Punkt 22.15 Uhr. Das Publikum, das gerade noch rumsprang und sich auf den Händen der Besucher durch die Halle tragen ließ, rief laut nach einer Zugabe, so laut, wie ich es schon lange nicht mehr gehört habe. Aber da war nichts mehr zu machen, Licht und Musik aus der Konserve gingen wieder an und schnell wurden die Besucher durch die Security gebeten zu gehen. Eine 75-minütige Show für eine Band mit sechs Alben und diversen EPs würden manche Leute eine Frechheit nennen, die meisten waren allerdings von dem gerade gehörten noch so bewegt, dass sie mit einem breiten Grinsen aus der Halle gingen. Wenn ich an meine letzte Jimmy Eat World-Begegnung auf dem Highfield im vergangenen August denke, kam mir das Festivalset gleich lang, wenn nicht sogar länger vor, obwohl eigene Shows ja bekanntlich länger sein sollten. Trotz dieses negativen Beigeschmacks beschwerten Jimmy Eat World dem Bielefelder Publikum einen schönen Abend.

Hier noch mal die Setliste:
Big Casino
Sweetness
Work
Always Be
For Me This Is Heaven
Disintegration
Get It Faster
Electable
Let It Happen
Carry You
Blister
23
Dizzy
________
Your House
Hear You Me
Goodbye Sky Harbour
Pain
The Middle

Nach einem kurzen Abstecher nach Skandinavien kommen Jimmy Eat World noch einmal für vier Shows zurück nach Deutschland, hier die Termine:
07.02.08 – Bremen – Aladin
09.02.08 – München – Muffathalle
14.02.08 – Wiesbaden – Schlachthof
15.02.08 – Nürnberg – Löwensaal

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Sparkadia
Jimmy Eat World

6 comments

  1. Herculez says:

    Toller Bericht! Aber sicher, dass Electable und Goodbye Sky Harbour gespielt wurden? Soweit ich mich erinnern kann und anderswo lesen konnte (z.B. last.fm), waren die beiden Stücke nicht dabei. Rest sollte aber passen.

  2. Sonja says:

    ähm jetzt wo du es sagst? was hab ich mir da eingebildet? war ich nach hear you me so weg getreten? ;) aber dann haben sie ja noch 2 lieder weniger gespielt… hm…

  3. Herculez says:

    Hehe, bin mir aber auch so ganz 100% sicher, eher so 90%. ;)
    Habe mich deswegen diesmal auch nicht an die Nennung der Setlist gewagt. War dafür vor Ort zu sehr in Trance… hrhr.

  4. Jen says:

    Danke für den tollen Bericht und die Setlist :D aber ich glaube anstat Work wurde Futures gespielt oder?
    Ich stimme da total zu, so laute Zugabe Rufe hatte ich bisher auf noch keinem Konzert gehört.

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