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Superpunk im Interview

superpunkz.jpgSuperpunk veröffentlichten Anfang des Jahres ihr inzwischen fünftes Album „Why Not?“ auf Tapete Records. Bei ihrem Tourauftaktkonzert in Kiel nahm ich die Chance wahr, mit Lars Bulnheim und Carsten Friedrichs über die Musik der Band zu reden.

Ihr spielt heute Abend in Kiel. Was erwartet ihr euch von der Tour?

Carsten: Ich hoffe, dass die Tour unseren Ruhm mehren und unsere Spieltechniken verfeinern wird.
Lars: Man ist ja auch aufgeregt ein bisschen. Wir sind mit der neuen Platte unterwegs jetzt und wissen ja noch gar nicht, wie die ankommt. Man hört ja immer mal was, aber wenn man die jetzt live vorstellt, da bekommt man dann ja auch eine direkte Reaktion.
Carsten: Wir sind ja jetzt auch nicht eine Band, wo wir wissen, dass jeden Abend 1000 Leute kommen [ironisch:] Manchmal sind es ja auch nur 800! Jetzt hoffen wir eben, dass die 1000 wieder kommen!

Aber ihr habt doch vergangenes Jahr auf einigen Festivals auch schon neue Songs gespielt . Hat man das da nicht schon ein bisschen mitbekommen, wie das Publikum darauf reagiert?

Lars: Doch, das hat man. Aber auf der Tour jetzt wollen wir eben auch noch mehr der neuen Songs spielen.
Carsten: Um ganz ehrlich zu sein, wir sind ganz schöne Hosenscheißer. Es ist egal, wie oft wir schon gespielt haben, wir sind immer wieder vorher aufgeregt, das geht leider nicht weg.

Ihr habt auf dieser Tour keine feste Vorband, sondern nehmt euch immer eine dazu, die in der Stadt grad noch so dazupasst. Unterstützt ihr kleinere lokale Bands? Heute Abend ist ja z.B. Boutique Rouge dabei und in Hamburg 1000 Robota.

Carsten: Wir freuen uns natürlich immer, wenn eine andere Band noch mitspielt.
Ob wir nun Vorgruppe sind, oder eine andere Band vor uns spielt, ist eigentlich egal. Ich find es immer gut, wenn eine andere Band noch dabei ist. Man kann sich von denen dann auch was abgucken oder man sieht, was man vielleicht auch besser machen könnte. Das ist ja auch der Spaß am Musikmachen und Auf-Tour-gehen, dass man Leute kennenlernt und auch mal andere Musik hört.

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Ihr seid jetzt zum Label Tapete Records gewechselt. Fiel die Trennung von Lado nicht ziemlich schwer? Ihr wart da ja schon echt lange, auch mit anderen Projekten.

Lars: Das war ja mehr eine „Zwangstrennung“. Lado war irgendwann leider finanziell angeschlagen und die konnten unsere nächste Platte dann einfach nicht mehr machen. Wir hätten auch gerne noch eine weitere Platte bei Lado gemacht, aber naja.
Carsten: Auf der einen Seite fiel es natürlich schwer, weil wir mit den Leuten auch befreundet sind und dann ist es natürlich traurig, wenn man sich von einem solchen Label trennen muss. Auf der anderen Seite ist es aber natürlich auch spannend, was denn jetzt bei Tapete passiert. Das ist was ganz Neues, das sind Leute, die wir vorher noch gar nicht kannten. Das Leben kommt halt so, wie es kommt, kann man sich ja nicht aussuchen, aber das ist vielleicht auch ganz gut so.

Aber es gefällt euch bisher gut bei Tapete?

Carsten: Spitzenmäßig! Wir haben uns jetzt auch schon mit denen angefreundet.

Euer neues Album trägt den Namen „Why not?“ und das von Alter Ego trägt lustigerweise den selben Namen.

Carsten: Ja, das war aber reiner Zufall. Wir haben schon festgestellt, dass das Wetter sehr gut war diesen Winter. Und wenn zwei Doofe den gleichen Gedanken haben, dann heißt es ja, dass das Wetter gut wird. Das ist also schon parallel gelaufen. Ich meine, wir sind ja schon ein bisschen verblödet, aber so verblödet, dass wir den Titel einer Platte klauen, die zwei Monate vor unserer auf den Markt kommt, sind wir dann doch nicht.
Lars: Ja, das machen wir dann erst nächstes Mal.
Carsten: Genau, die nächste Platte heißt „Sticky Fingers“!

Ein Lied auf dem aktuellen Album heißt „Carsten ist mein Name“ und das ist ja eindeutig auf dich bezogen. Ist das bei den meisten Lieder auf dich bezogen, oder wie schreibst du Texte?

Carsten: Naja, eigentlich höre ich mir immer andere Songs an und wenn mir da was gefällt, dann klau ich das. Und mir gefallen natürlich dann auch Sachen, mit denen ich mich identifizieren kann. Das ist jetzt nicht komplett 1:1, aber das sind eben zwei Sachen, die da zusammenkommen. Wenn ich irgendwas höre oder aufschnappe, oder in der Zeitung lese, woraus ich was machen kann, und das dann auch gut zu mir passt, wenn ich mir denke: „Das will ich singen, das will ich sagen!“, dann mach ich daraus eben Songexte dann. Und bei „Carsten ist mein Name“ bezieht sich das natürlich direkt auf meine Person, klar.

Und wie sieht es mit dem Rest der Band aus? Seid ihr dann immer mit den Texten einverstanden?

Lars: Sicherlich. ich würde nie in einer Band spielen, wo mir die Texte nicht gefallen. Carsten macht zwar die Texte, aber mir gefallen die dann immer sehr gut. Natürlich kommt es mal vor, dass man die ein oder andere Zeile vielleicht ein wenig abändern würde, aber Carsten ist letzten Endes eben auch seine Hoheit!
Carsten: Außerdem hab ich ja eine solche Angst, von denen verspottet zu werden, dass ich mir das immer ganz genau überlege, was ich denn hier aufschreiben und singen kann. Ich überlege mir dann immer schon vorher, ob das den anderen auch gefallen wird und worüber die lachen könnten.
Lars: Immer wenn Carsten ankommt und sagt, dass er ein neues Stück hat, dann herrscht erst einmal eine ganz unangenehme Stimmung und alle gucken ihn erwartungsvoll an. So läuft das.
Carsten: Daher überlegt man sich schon immer sehr genau, was man sagt! Das führt dazu, dass man immer gehemmter und unsicherer wird. Das erklärt auch die Aufregung vor den Konzerten. Man steht ständig unter Druck!

Eines eurer Lieder trägt den Namen „Baby, ich bin zu alt“, ein anderes „The Top Old Boys“. Ist das Älterwerden ein Thema, dass euch sehr beschäftigt?

Carsten: Eigentlich hat mich das gar nicht so sehr beschäftigt, bis ich auf die idee gekommen bin, daraus eine Masche zu machen. Da singen eben sehr wenige Rockmusiker drüber, dass sie zu alt sind oder wie das mit dem Älterwerden ist. Und dann dachte ich, dass man damit mal ein bisschen Aufmerksamkeit erregt, weil das wie gesagt nicht jeder macht. Und seitdem ich diese Stücke gemacht hab, muss ich da andauernd drüber nachdenken!

Also habt ihr dieses Image, was derzeit an jeder Ecke zu sehen ist, einfach umgedreht? Derzeit gibt es ja sehr viele neue junge deutsche Bands.

Carsten: Ja, angesichts dessen müssen wir uns ja auch mal was Neues ausdenken. Wir sind jetzt nicht mehr die „Top Old Boys“, sondern die „Fresh Young Fellows“!

Ein Lied auf der Platte heißt „Bon Scott“. Das hat doch was mit AC/DC zu tun?

Carsten: Genau, das war der erste Sänger von AC/DC, der eine sehr unschöne Todesart hatte.

Aber inwiefern bezieht sich das Lied denn auf AC/DC?

Carsten: Das sind die gleichen Akkorde, ein einfaches Blues-Schema. Aber AC/DC war jetzt nicht so die Band, die einen riesigen Einfluss auf uns hatte. Bei „Bon Scott“ reiben sich viele Sachen, Titel und Musik passen einfach nicht zusammen, muss ich zugeben, da hast du uns ertappt!

Auf dem alten Album hieß es noch „Raus aus dieser Stadt“ und jetzt wieder „Hamburg ist der Platz für dich“. Hat sich da die Meinung etwa wieder geändert?

Carsten: Ein beliebtes Stilmittel, mit dem wir arbeiten ist diese Uneigentlichkeit, auch Ironie genannt. Eigentlich herrscht bei uns immer noch dieses Raus-aus-dieser-Stadt-Gefühl, aber nun hat man eben einfach auch mal einen solchen Song gemacht. Und um ehrlich zu sein ist der Titel geklaut von einem Callipso-Song, da heißt es nämlich „London is the place for me“.
Lars: Interessant, das erfahr ich ja auch grad jetzt erst. Schon wieder schamlos geklaut alles!
Carsten: Na logo!
Lars: Ich kannte den Song ja auch schon, aber ich wäre da jetzt nicht drauf gekommen.
Carsten: Kannst du mal sehen, das ist ein Betriebsgeheimnis, welches ich hier gerade gelüftet hab.

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Ihr heißt ja Superpunk. Aber eure Musik ist ja nicht unbedingt punkig, spielt ihr da auch wieder mit dem Stilmittel der Ironie?

Carsten: Gegenfrage: Wie definierst du denn Punk?

Punk ist ja, was man selbst draus macht.

Carsten: Ganz genau, das hast du richtig erfasst. Und das ist eben unser Punk! Punk hieß immer: Du darfst nicht langweilen. Und wir hoffen, dass wir schon Punk sind, in der Hinsicht.

Und wie kamt ihr dann auf den Bandnamen?

Carsten: Wir saßen damals so zusammen und suchten nach einem Bandnamen. Und Tocotronics Jan Müller, unser damaliger Bassist, sagte dann auf einmal „SUPERPUNK“ und wir waren dann alle komplett begeistert und er konnte sich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil er das gar nicht ernst meinte. Und jetzt ist das eben so wie Kaugummi am Schuh, das wird man gar nicht mehr los.

Ihr habt vor kurzem eine Vinyl-Splitsingle mit Potato Fritz auf den Markt gebracht. Und das war wohl schon lange geplant, warum habt ihr das erst jetzt realisiert?

Lars: Das lag an Potato Fritz, der diese Platte dann auch letztendlich gemacht hat. Das hat einfach ewig gedauert, bis man soweit war, bis man das Geld zusammenhatte, um die Pressung zu finanzieren.
Carsten: Man hat das zwischenzeitlich auch immer mal vergessen. Das ist eben so: Man brütet immer und irgendwann schlüpft dann auch mal was aus dem Ei.

Könnt ihr eigentlich zwischenzeitlich von eurer Musik leben?

Carsten: Leider nein. Wird sich ja vielleicht auf dieser Tour ändern, aber ich fürchte, dass das wieder nicht der Fall sein wird.

Also habt ihr noch andere Jobs nebenher?

Carsten: Ja, ich war lange Zeit Heiratsschwindler, dann hab ich umgeschult auf Polizeispitzel, so die Standardberufe eben. Nein, also, studiert haben wir schon. Ich hab Jura studiert.
Lars: Ich Germanistik. Und unser Bassist ist Journalist. Und Thies ist Vollblutmusiker.

Ja, der ist ja überall.

Carsten: Ja, der kann wahrscheinlich leben von der Musik! Und unser Schlagzeuger kann auch leben von Musik, denn er verkauft Platten über einen Mailorder.

Und was ist als Nächstes geplant, eventuell was bei den Nebenprojekten?

Lars: Ich hab vor kurzem erfahren, dass unser Schlagzeuger ein Nebenprojekt hat, da hat er uns nie von erzählt.
Carsten: Und ich hab jetzt auch was Tolles vor. Das hat bei uns ja immer so lange gedauert, bis eine neue Platte rauskommt, immer so drei bis vier Jahre. Und jetzt will ich in Akkordarbeit Songs machen. Ich will die Musikproduktion der Schundheftproduktion angleichen. Jerry Cotton erscheint ja schließlich auch einmal in der Woche. Und jetzt will ich das umsetzen auf Musik und zumindest einmal im Monat einen Song zu schreiben, sodass wir in 12 Monaten genügend Songs für eine Platte haben und die dann raushauen können. Das muss einfach schneller gehen. Also werde ich das Jerry Cotton-Prinzip auf die Musik umsetzen!
Lars: Ja, Carsten macht da jetzt so eine Art Fließbandgeschichte draus.
Carsten: Andere Musiker, die mit mehr Talent gesegnet sind, die kriegen sowas ja immer gleich hin. Und jetzt will ich auch mal ein talentierter Musiker sein und jeden Monat einen Song machen. Und der für den Monat Februar ist übrigens schon fertig!

Dann haben wir ja theoretisch in einem Jahr schon wieder ein neues Album?

Carsten: Theoretisch. Grau ist alle Theorie, maßgebend is auffen Platz!

Das war irgendwas mit Fußball jetzt?

Carsten: Irgendwas mit Fußball, genau.

Aber ihr wisst nicht zufälligerweise, ob da bei Thies was Neues geplant ist? Der hat doch so viele Projekte.

Lars: Da ist bestimmt was Neues geplant, aber genauer weiß ich das gar nicht.

Carsten: Ich weiß es auch nicht, da musst du ihn mal fragen. Ich hab keine Ahnung, was da wieder in diesem verrückten Musikerkopf so vorgeht!
Lars: In seinem Studio „Clouds Hill“ bastelt er ja permanent rum und keiner weiß wirklich, wofür. Ich glaub, das weiß er selber nicht. Das ist so ein wenig Verrückter-Proffessor-mäßig, mit Erlenmeier-Kolben und sowas.

Carsten: Petrischalen und Erlenmeier-Kolben!

Okay, ich bedanke mich für das Interview. Gibt es noch irgendwas Letztes, was ihr mitteilen wollt?

Carsten: Der Stift ist mächtiger als das Schwert!

Fotos vom Konzert am Abend findet ihr hier.

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