Dass Bernd Begemann als einer der arbeitsamsten deutschen Musiker gilt, dürfte hinreichend bekannt sein. Es gibt wenige Musiker in Deutschland, die schon seit über zwanzigen Jahren so beständig aktiv sind und es gleichzeitig schaffen, dem Stillstand ein Schnippchen zu schlagen. Mit der neusten Veröffentlichung „Glanz“ präsentiert der Hamburger Musiker auf unkonventionelle Art einen Rückblick auf die unterschiedlichen Phasen seiner Karriere.

Zwanzig Songs aus über zwanzig Jahren werden auf „Glanz“ in einem neuen musikalischen Gewand vorgestellt. Unterstützt wird Begemann durch seine Band Die Befreiung, die ihn seit dem Jahr 2003 begleitet und mit der er bereits zwei Alben veröffentlichte. Dabei werden einerseits Lieder von den Solo-Alben als auch Stücke, die Begemann mit seiner ersten Band Die Antwort veröffentlichte, neues Leben eingehaucht. Der Hamburger Musiker vergleicht die Originalversionen mit einer Art Skizzen, die erst jetzt vollendet werden.

Eröffnet wird das neue Album mit dem Stück „Gefangen in einem Samstagnachmittag“, das erstmals auf dem 1994er Album „Solange die Rasenmäher singen“ erschien. Der Opener ist ein perfektes Beispiel für eine gelungene Weiterentwicklung: Aus einer typisch quirligen Solo-Nummer wird ein tanzbarer Rock-Song, mit einem gepfefferten Schlagzeug im Rücken. Ähnlich ergeht es dem Klassiker „Fernsehen mit deiner Schwester“. Was sich bei Solo-Konzerten oft als musikalische Meditation entfaltet oder in Improvisation ausartet, wird hier von coolen Basslinien begleitet und so zu einem Pop-Song gegossen.

Ob der Hit alter Tage „Unten am Hafen“ aus den Achtziger Jahren, den Bernd Begemann auf dem Debütalbum „1987“ mit seiner Band Die Antwort zum Besten gab, wirklich eine Neuinterpretation nötig hat – darüber lässt sich streiten. Das ist nun mal das Los der Neuauflagen alter Gassenhauer: Manche Songs sind einfach unverwechselbare, charmant eingebrannte Klassiker, die es nicht mehr nötig haben, weiterentwickelt oder perfektioniert zu werden.

Eine Abkehr vom wavigen Gitarrenklang der Achtziger, der mich einerseits auch aufgrund des Gesangs immer an den Sound der Smiths erinnerte und andererseits auch Teil früher Liebeslieder der Ärzte hätte sein können, brauche ich nicht mehr zu erwähnen. Diese Entwicklung begann schon vor 15 Jahren. Auch Begemanns neue Band Die Befreiung war von Anfang an auf einer anderen Welle. Sie trat stets in den Dienst der Musikalität Begemanns, komplettierte die Songs, trug zuweilen dazu bei, dass die Musik treibender und rockiger wurde. Ein unverkennbarer Sound wie in den Anfangsjahren etablierte sich durch ihr Hinzukommen allerdings nicht.

„Glanz“ ist natürlich kein vollwertiges Album. Einerseits wird es für Neulinge ein guter Querschnitt sein und für Hardcore-Fans eine schöne Bereicherung. Für mich bleibt es eine Art Best Of, bei dem vieles schöner gemacht, einiges aber nicht sonderlich stark verändert wurde – und manches leider auch an altem „Glanz“ verlor. Das Interessante an diesem Projekt ist aber eben, dass dies, mehr noch als bei anderen Veröffentlichungen, jeder Hörer unterschiedlich beurteilen wird.

„Glanz“ erscheint am 07. März 2008.

Parallel zur neuen Platte erscheint mit dem Solo-Album „Solange die Rasenmäher singen“ auch das erste Re-Release. Im Laufe der nächsten Zeit soll dies mit weiteren Alben geschehen, sodass auch alle Platten der Band Die Antwort wieder verfügbar sein werden.

Weitere Informationen zur Tour erhaltet ihr hier.