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Tomte – Heureka

„Die Leute lieben scheitern und ich scheitere so sehr“ jault Thees Uhlmann dem Hörer entgegen. Und es geht nicht anders, es ist wieder da, das altbekannte Tomte-Gefühl, das man schätzen und lieben gelernt hat, auf der letzten Platte ein wenig vermisste und nun wieder umso intensiver spüren darf. „Heureka“ heißt das fünfte Werk der Jungs und bringt neben einem draufgängerischem Aufnäher, der jeder Platte beiliegt, nicht nur schaurig schöne Songs, sondern auch eine ganze Menge Veränderungen mit sich.

Veränderungen insofern, dass die Menschen hinter der Musik nun andere sind. Klingt dramatisch, ist es aber gar nicht. Thees natürlich noch immer am Mikrofon, Dennis Becker und Max Schröder sind auch noch dabei, aber Olli Koch verlässt die Band. Simon Frontzek, der einigen unter uns bereits als Sir Simon Battle bekannt sein dürfte, stößt allerdings zur Band und passt sich dem Bild, das man von ebendieser hat, tadellos an. So weit so gut. Nach den „Buchstaben Über Der Stadt“ aus 2006 war es nun also Zeit für ein neues Album und ich denke, es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass lange nicht mehr mit solcher Sehnsucht auf ein Album gewartet wurde, wie in diesem Fall.

Und es ist auch keine Übertreibung, wenn ich sage, dass lange nicht mehr ein solcher Stein vom Herzen fiel, wie in diesem Fall. Man wusste ja doch nicht ganz, welchen Weg die Band nun einschlägt und was sie in der neuen Besetzung an Musik erschaffen werden. Und das Ergebnis ist in vielen Punkten ähnlich melodisch und emotional wie der Vorgänger, erinnert aber mit den Texten und der neuen Rauheit und Epik wieder mehr an Tomtes drittes Album „Hinter All Diesen Fenstern“. Und was sich nochmals vermehrt hat und für was ich Tomte besonders schätze, sind diese explosiven Momente. Wo ein Song sich immer mehr steigert und zum Ende hin alles aus ihm herausbricht, Instrumente, Stimme und Texte sich einig sind, dass nun das Zenit erreicht ist. „Das Orchester spielt einen Walzer“ und „Nichts ist so schön auf der Welt, wie betrunken traurige Musik zu hören“, zwei Songs die zusammen mit „Dein Herz sei wild“ das Outro der Platte bilden, als beste Beispiele. Es gibt lediglich einen Song von zwölf, der sich mir bis dato gar nicht öffnen will: „Es ist so, dass du fehlst“ mag ein guter Song sein, aber ist mir zu Singer/Songwriter-esque, passt nicht zum Konsens der Platte.

Nun zum Thema Texte. Thees Uhlmann ist Lyriker, Trunkenbold und Waschlappen zugleich. Dass der Gute sich privat eine ganze Menge Oasis und Bright Eyes gibt, merkt man den Texten an. Und doch sind sie um einiges positiver, als man es von manch anderer deutscher Band – und auch von Tomte in frühen Tagen – gewöhnt ist. Natürlich ist da Zweifel, natürlich ist da Hass, natürlich ist da Sehnsucht, das ewige hin und her von suchen, finden und wieder verlieren; und trotzdem lassen die Songs ein gutes Gefühl im Kopf und in der Bauchgegend zurück. Letzten Endes wirkt die Musik immer wie eine Hand auf der Schulter, wie ein schützender Schleier, der sich über den Hörer legt und auch gerne mal kritisch und aufbäumend sein kann.

„Wir erheben unser Glas in Demut,
ich erinner mich an alles und jeden.
Such dir jemanden, der dir nicht weh tut.
Du nennst das Pathos.
Und ich nenn es Leben.
Küss mich wach,
Gloria.“

Alles in allem ein wirklich großartiges Album, das perfekt an den Vorgänger anknüpft, wenn nicht sogar locker an den Buchstaben über der Stadt vorbeizieht. Gar nicht mal so unpassend, dass Herr Uhlmann im Video zur Single zum „letzten großen Wal“ mit einer Fackel durch die Nacht rennt. Okay, ich will ja jetzt nichts von Erleuchtung plappern, das geht zu weit, aber es ist einfach schön, dass Tomte zurück sind. Und noch schöner, dass die Platte so wunderbar geworden ist, wenn nicht sogar ihre Beste. Sie sind nicht gestorben, Heureka!

VÖ: „Heureka“ erscheint am 10.10. auf Grand Hotel van Cleef.

2 comments

  1. Marcus says:

    Schön! Nach all den vielen negativen Kritiken auch mal eine vollen Lobes. Richtig so. Besser als „Buchstaben über der Stadt“? Na, das dann aber doch nicht ;-)

  2. Dan says:

    Besser? NEIN!
    erst „Heureka“ hat mir gezeigt, wie gut doch die Songs vom letzten Album waren…
    dieses ist absolut… leer? keine Ahnung, es fehlt einfach ein übergeordnetes Thema, dass die Songs allesamt zusammenhält

    nur „Hamburg“ plus „& ich wander“ höre ich mir noch an, der Rest ist … langweilig? vielleicht…

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