Startseite » Bloc Party – Intimacy

Bloc Party – Intimacy

Wie kaum eine zweite Band haben sich Bloc Party innerhalb kürzester Zeit eine Pionierrolle im Musikgeschäft erspielt und egal, was die Burschen um Sänger Kele Okereke auch machen, die Generation Indierock liegt ihnen zu Füßen. Mit “Intimacy” setzt sich das Gespann zum dritten Mal an die Spitze des State of the Art der modernen Tanzrockmusik, definiert sich zwischen griechischer Mytholgie und Symbolik aber nicht ganz so neu, wie es zunächst scheint.

Von Intimität ist bei diesem Album auf den ersten Blick nicht zu reden. Als Opener gallopiert einem der angriffslustige griechische Kriegsgott „Ares“ mit erhobener Faust entgegen, erklärt Rüpeln wie Großkonzernen ungemütlich den Krieg, um schließlich auf den Scherben zu quietschenden Sirenenklängen zu tanzen. Im Gegensatz dazu schmiegt sich die hektische Vorabsingle „Mercury“ schon fast wie Watte in die Gehörgänge – alles eine Frage der Gewöhnung. Nach einigen Hördurchgängen wird jedes noch so neue und unerwartete Bloc Party-Stück zum Ohrwurm. Mit ihren typischen Gitarren und antreibendem Schlagzeug werden die jungen Pferde auf „Halo“ wieder versöhnlich im Zaum gehalten und das liebeshungrige Verlangen unverschlüsselt auf den Punkt gebracht.

Die erste Verschnaufpause bildet das leise, unterschwellig mit Arcade Fire-Kirchenorgeln und der bitte überall zu zitierenden Zeile „I left you blueberries in the fridge, the little things that I can do“ garnierte „Biko“, kann durch seine harten Elektroloops aber leider nicht annähernd die Atmosphäre eines „Kreuzberg“ oder „So Here We Are“ erzeugen. Nach dem sperrigen, aber textlich umso intimeren „Trojan Horse“ klimpert das eigentlich traurige „Signs“ dann schon wieder eine Spur zu behäbig, während die folgenden fünf Stücke (darunter die bei der Vorab downloadbaren Version nicht enthaltene neue Single „Talons“) wieder alles das vereinen, wofür man die Londoner bisher so schätzte. Innovative, aber immer unverkennbare Liedwerke von und für Kopf, Herz und Beine, die trotz Vertrautheit neu und frisch den Staub aufwirbeln.

Nach den harmonischen Melodien von „A Weekend In The City“ mögen die überwiegend sperrigen Stücke auf „Intimacy“ vor den Kopf stoßen und zunächst höchstens das Tanzzentrum zum Zucken bringen. Zwischen den Zeilen entpuppt sich Bloc Partys Drittwerk aber bei jedem Hördurchgang als Trojanisches Pferd mit harter Schale und weichem Kern aus Intimitäten, die man am liebsten auf Parkbänke und in Unterarme ritzen möchte. Ein Kominat aus alt und neu. Eine Herausforderung, die man gerne annimmt.

VÖ: 24. Oktober 2008 bei Cooperative/Universal

Wir freuen uns über deinen Kommentar: