Ach, wie leicht es doch ist, voreingenommen zu sein. Man holt diese Platte aus dem Briefkasten, fingert ein sehr schön designtes Pressepaket heraus, ist direkt entzückt. Dann schaut man weiter, liest den Pressetext und stellt fest: Rasmus Engler hat ihn geschrieben. Assoziationen zu seiner Band Herrenmagazin bleiben nicht aus und eine erste Begeisterung ebenso wenig. Doch auch beim Reinhören sollen sich die Vermutungen bestätigen: „Hydraulic Son“ von der Band Miyagi ist ein wirklich einzigartiges und gelungenes Debüt.
Dabei sind die Grundvoraussetzungen altbekannt, man kennt all das schon: Fünf Jungs aus einer deutschen Kleinstadt (in diesem Fall Münster) stellen fest, dass sie keinen Bock mehr auf Alltäglichkeiten haben, greifen zu Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard und fangen an, Musik zu machen. Doch so 0/8/15 das auch klingen mag, das Ergebnis ist wirklich speziell. Die Musik hat einen beatlastigen Sound, der Beine zucken lässt und trotzdem immer eine unterschwellig vorhandene Melancholie aufweist, die den Hörer nicht vergessen lässt, auch mal genauer hinzuhören. Treibende Melodien, knarzige Gitarren und Harmoniesucht geben sich hier die Klinke (oder der Coverzeichnung nach zu urteilen wohl eher die Klinge) in die Hand. So gibt es sowohl ruhige Songs als auch hetzende Stücke auf dem Album und die genannte sonderbar faszinierende Mixtur aus beidem ist der dominierende Part der Platte.
Hinzu kommt eine Symbiose aus Gesang und Texten, die dem vorher Beschriebenen perfekt zu Gesicht steht. Die Stimme von Sänger Stefan ist angenehm kratzig und bricht an den passenden Stellen gern in höhere Sphären aus. Die Texte dazu sind reflektierend, handeln von Gefühlen und dem Leben im Allgemeinen. Natürlich nicht, ohne den Aspekt der Poesie zu unterstreichen.
„I stick five fingers in the mud
again to lift it up, over my head.
Realize my fingers are not only
for the smoke to linger around.“
In Anbetracht all dessen ist es natürlich allzu schade, dass das Gemucke nach knapp 40 Minuten schon zu einem Ende findet. Zum Glück gibt es ja den Knopf für Repeat. Und der ist dann auch schneller wieder gedrückt, als man geplant hat. Auf ein Neues.
I plucked up my courage and went on my way!
VÖ: „Hydraulic Son“ erscheint am 07.11.2008 auf Richard Mohlmann.