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Backstage beim Bizarre

Das Bizarre Festival – für viele das Kultfestival in Deutschland schlechthin – dieses Jahr geht es in Runde 16. Zur Einstimmung auf die Veranstaltung im August stellten wir Jürgen Haigh aus dem Veranstaltungsteam der Concert Cooporation Bonn einige Fragen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Bizarres.

<b>Stell dich doch bitte kurz vor. Wer bist du, was machst du, wie kamst du dazu usw.
</b>Hallo – mein Name ist Jürgen Haigh, habe bei der CCB als Praktikant angefangen und bin nun seit zwei Jahren in der Abteilung kommunkation und special affairs tätig.

<b>Das Bizarre-Festival kann ja schon auf eine beachtliche Geschichte zurückblicken. Kannst du kurz die wichtigsten Meilensteine aufzeigen?
</b>Was das Programm angeht, haben wir in den inzwischen 16 Jahren eigentlich fast alle Bands gehabt.
Viel Bands haben durch das Bizarre in Deutschland den Durchbruch geschafft, z.b. New Model Army, die beim ersten Festival auf der Loreley quasi als opener
gespielt haben seitdem auch Stammgäste sind. Wichtige Meilensteine in der Geschichte waren Siouxsie & the Banshees beim ersten Bizarre, The Cure beim Bizarre Special 89, The Ramones und The The in 90, die Pixies oder Bad Religion 91, New Order und Hole in 93, Die Ärzte in 94, Monster Magnet und Kyuss in 95, Nick Cave & The Bad Seeds, Skunk Anansie und Rammstein in 96, Faith No More, Beck, Bush und die Foo Fighters in 97, Portishead in 98, die Chili Peppers und Offspring in 99, Limp Bizkit in 2000 sowie Prodigy und Stone Temple Pilots im letzten Jahr. Nicht zu vergessen natürlich auch die deutschen Künstler, die von Anfang an beim Bizarre Festival nicht als opener angesehen wurden. Element of Crime, die Einstürzenden Neubauten, die Ärzte, die Hosen, Rammstein, die Fantastischen Vier, Fettes Brot, Tocotronic, Notwist oder Blumfeld. Und wir haben uns auch rechtzeitig den neuen musikalischen Strömungen geöffnet –
die elektronische Musik ist seit Jahren nicht mehr wegzudenken und es gab tolle Konzerte von Faithless, Moby, Underworld, Mouse on Mars oder Basement Jaxx.

<b>Dein persönliches Highlight war…
</b>Als ich 1999 (damals noch als "normaler" Festivalbesucher) die Chili Peppers gesehen habe – die waren echt geilomat, obwohl sie schlecht zusammen gespielt haben und der sound miserabel war… trotzdem total kultig…

<b>Und gibt es für die Zukunft einen Wunsch deinerseits, der alles in den Schatten stellen könnte?
</b>Da die Peppers schon mal gespielt haben, hat sich dieser Wunsch quasi schon erfüllt. Aber sie könnten nächstes Jahr ruhig nochmal spielen, da hätte ich nichts gegen. Einer Reunion von Faith no more würde ich auch durchaus positiv gegenüber stehen, die habe ich nämlich leider nie live erleben dürfen

<b>Wann fangt ihr in der Regel mit den Planungen für das Festival an?
</b>Quasi 2 Wochen nach Festivalschluss – da gibt es eigentlich keine zeitliche Abgrenzung – das Festival wird zu einem Teil deines Lebens, es gibt immer irgendetwas, was dich beschäftigt – der stressige teil beginnt im mai – da fangen dann die ganzen promomassnahmen und besprechungen an.

<b>Wieviele Leute sind an der Organisation beteiligt?
</b>Wir sind hier im Büro zur Zeit mit 10 Leuten. Über uns wird die gesamte Abwicklung organisiert – Teilbereiche werden dann ausgelagert (z.B. Bewirtschaftung etc.)

<b>Wie fatal ist es, wenn wie dieses Jahr doch relativ kurz vor dem Festival eine so große Band wie Silverchair absagt? Ist es sehr schwer, da einen adäquanten Ersatz zu finden?
</b>"Relativ kurz vorm Festival" wäre ca. eine Woche vorher. Um das prädikat Fatal zu bekommen müsste auch schon einer der headliner wie korn oder die toten hosen absagen. Die Silverchairabsage kommt durchaus noch in einem Zeitraum, wo man noch genug zeit zum agieren hat.

<b>Habt ihr mittlerweile einen gefunden?
</b>Noch nicht – aber wir arbeiten daran.

<b>Letztes Jahr war es ja noch ziemlich unsicher, ob das Festival wieder in Weeze stattfinden kann. Wie sieht's da für die Zukunft aus?
</b>Die Flughafenbetreibergesellschaft steht der ganzen Sache positiv gegenüber – auch von der Stadt Weeze und vom Land erfahren wir jede Menge Unterstützung . Ich denke, dass der Flughafen Niederrhein sehr wohl der Hauptwohnsitz werden könnte.

<b>Ich finde schon, dass der Militärflughafen eine sehr schöne Location ist. Wo würdet ihr hingehen, wenn es dort nicht mehr ginge?
</b>Das Gelände ist für ein Festival bestens geeignet. Das Gelände ist kompakt, und die Wege sind kurz. Im Augenblick gibt es noch keinerlei Hinweise dafür, dass wir eventuell umziehen müssten, also machen wir uns auch nicht unnötig Gedanken darüber…

<b>Letztes Jahr hattet ihr im Vergleich zum Vorjahr die Parkplätze anders angeordnet, was den Fußweg zu den Zelten ziemlich verkürzte. Kann man dieses Jahr weitere Verbesserungen erwarten?
</b>Wir versuchen immer die Kritikpunkte des Publikums aufzugreifen und die Verbesserungsvorschläge umzusetzen. Dieses Jahr wollen wir auf jeden Fall den Verkehrsfluss erheblich verbessern. Letztes Jahr standen viele Freitagsankömmlinge ziemlich lange im Stau – das möchten wir dieses Jahr vermeiden. Es gibt eine weitere alternative Anreiseroute und die Einweisung der Ordner wird verbessert.
Ausserdem werden die Leute, die nur Festivalbesucher zum Gelände bringen, gesondert umgeleitet, schließlich waren die ein erheblicher Grund für die langen Wartezeiten im letzten Jahr.

<b>Wie seht ihr die Geschichte mit den ganzen Ausschreitungen nachts auf dem Campingplatz? Was mit dem ja doch noch recht amüsanten Trommelsessions auf den Containern begann, ist dann über Nacht ja offensichtlich ziemlich ausgeartet?!
</b>In der Tat – wir werden dieses Jahr hart durchgreifen. Wer sich strafbar macht, wird dieses Jahr rigoros angegangen und angezeigt – das
Festival ist keine Anarchoveranstaltung – die Schäden, die uns dadurch entstanden sind, sind erheblich. Diese Kosten müssen alle mittragen, auch diejenigen, die mit dieser sinnlosen Zerstörung nichts zu tun hatten. Ausserdem waren ziemlich einige Festivalbesucher verunsichert und hatten Angst. Wir können das unmöglich dieses Jahr wieder ohne etwas zu unternehmen geschehen lassen.
Wir erwägen aber auch noch alternative Methoden, um das Gewaltpotential auszubremsen.

<b>Alles klar, vielen Dank, ich freue mich auf ein schönes Bizarre 2002!
</b>Ich habe zu danken…
Mit freundlichen Grüssen

Joschmann

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