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Jupiter Jones – Raum um Raum

Eins vorweg: derjenige Verfechter zeitgenössischer Punkrockmusik aus hiesigen Gefilden, der an dieser Platte etwas auszusetzen hat, mag mir doch bitte detailliert beschreiben, was ihm so aufstößt. Ich habe sie jetzt wohl schon gute dreißig Mal gehört und finde immer noch nichts daran zu meckern. Na gut, den Bonustrack vielleicht, aber fangen wir von vorne an.

Jupiter Jones kommen aus dem Trierer Umland und haben sich 2002 zusammengefunden, um, so scheints, die deutschprachige Punkrockmusik zu revolutionieren. Ihr Demo schlug ein wie eine Bombe, mehrere Samplerbeiträge und hochkarätige Supportshows folgten, und nun legen sie mit "Raum um Raum" ihr Full Length-Debüt hin, das noch mal alles Dagewesene in den Schatten stellt. Nach dem Intro, das den Hörer ein wenig in die Gedanken- und Themenwelt der Platte einführen soll, folgt mit "Unter uns Darwinfinken" bereits der erste Knaller des Albums. Ein Lied, das über beendete Beziehungen handelt und und somit den Neuanfang markiert, der sich im folgenden "Alles Glück der Welt" weiter fortsetzt. Ein weiterer unglaublicher Song ist "War nichts", der den Verlauf des Albums aufnimmt und die versuchten zwischenmenschlichen Bindungen beschreibt, die wohl jeder von uns nach dem Ende der letzten Beziehung durchgemacht hat. Beim Titelsong "Raum um Raum" wird der Kopf wieder oben getragen, um in der folgenden Akustikversion des bereits auf dem Demo enthaltenen "Wenn alle es verstehen" endgültig abzuschließen. Alleine für dieses Konzept muss man die Platte schon lieben, wenn da nicht noch die fantastischen Texte wären, die in den sowieso schon unheimlich guten Songs stecken. Das geht ins Herz und in die Beine! Aber wir sind ja erst in der Mitte des Albums angelangt. Es folgen mit "Kopf hoch und Arsch in den Sattel" und "Jupp" zwei Songs, die die Angst vorm Leben aus zwei unterschiedlichen Positionen beschreiben und dabei auch völlig unterschiedlich instrumentiert sind. Es folgen noch zwei neue Songs, bevor es mit "Reiß die Trauer aus den Büchern" den letzten Samplerbeitrag in derselben Version und "Auf das Leben" im Akustikgewand zwei altbekannte Songs gibt. Den Abschluss der Vinylversion des Albums bildet eine merkwürdige Western-/Saloonversion von "Hank wäre stolz auf mich", die zwar augenzwinkernd zu verstehen ist, für mich aber ein wenig die Atmosphäre des Albums zerstört.

"Raum um Raum" ist also nicht nur der Titel des Albums, sondern gleichwohl als Konzept zu verstehen, das den Hörer Schritt um Schritt durch die verschiedenen Lebensphasen nach einer gescheiterten Beziehung führen soll. Ein Ansatz, der nie peinlich klingt und immer berührt. Auf diesem Album stimmt einfach alles, die Melodien sind perfekt auf die Aussagen der einzelnen Songs abgestimmt, die Akzente sind fein gesetzt, so dass es nie langweilig wird. Ich möchte hier schon gar nicht mehr die ewig gleichen Referenzen wie frühe But Alive oder spätere Muff Potter anführen, mittlerweile sind sie selber Referenz. Die Jungs haben offensichtlich den Arm ums Glück gelegt, und bei dieser Qualität gönne ich es ihnen auch ohne weiteres. Ich ziehe meinen Hut und sage: bestes deutschsprachiges Album 2004. Und jetzt: hingehen, anhören, verstehen, glücklich sein.

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