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The Fiery Furnaces – Blueberry Boat

Die Liste an zusammen musizierenden Geschwisterpärchen ist ja recht lang in der Geschichte des Pops und manchmal scharten sich gleich ein paar ganze Familien um die Instrumente. Der beste Fall an gemeinsam schaffenden Bruder-Schester-Bands sind wohl noch immer die Carpenters. Nur kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Familie Friedberger/The Fiery Furnaces nicht so ganz viel von durchstrukturierten und zuckersüssen Songs halten wie ihre Stammeltern.

Gehts am Anfang noch elektronisch und elegisch mit Fiepsen und BummBumm im ersten Song 'Quay Cur' zu, haut nach ca. vier von sage und schreibe zehn Minuten auf einmal eine LoFi Rockbesetzung ungestüm in ihre Instrumente und man reisst zum ersten Mal die Ohren auf: Wie jetzt? Doch ein Folk-Album?
Die Verwirrung nimmt mit jedem weiteren Stück auf dem Album zu. Ständig bricht man die Songs komplett auf, wechselt neben Instrumentierung auch schon mal komplett die musikalische Richtung und alles wirkt so verquer, dass man den Mund nicht mehr zu bekommt. 'Chris Michaels' zum Beispiel klingt zuerst wie eine vom Hausmusik-Orchester vorgetragene Broadway-Nummer à la Ben Folds und versprengt sich in der Mitte in einen nahezu Glam-Rock Song der einen fast schon an die unsäglichen Queen erinnert.

Es wird so ziemlich alles zitiert, zerschnitten, verschnitten und dann neu zusammengesetzt, was die Geschichte der Musik seit den Fünfzigern hergibt: Von Glam-Rock, Folk, LoFi, Indie-Pop, 60Ts-Rock bis elektronisch angehauchter Tanzmusik. Quasi das akustische Äquivalent zu den schlimmen Collagen die man in der Schule immer machen musste, wenn die Kunstlehrerin mal wieder keine Lust hatte. Bei soviel überdrehter Kreativität und provozierter Nervigkeit fehlt eigentlich nur noch, dass Mike Patton mitmischt und Kurt Weil rezitierend ins Mikro quengelt. Zur Verschroben und Beklopptheit von 'Blueberry Boat' würde es jedenfalls perfekt passen.

Wer allerdings jetzt meint, hier wären wahre Meister der Instrumente am Werk bei soviel unterschiedlichen Stilrichtungen, der sieht sich schnell getäuscht. Da geht Anspruch und herausplatzende Kreativität Hand in Hand mit geradezu kindlich-naivem Spinnertum
und perfidem Dilettantismus.
Eins ist jedenfalls klar wie die blaue Südsee, dieses Album erfordert Zeit und viel und sehr freie Ohren um es zu verdauen, auch wenn manchmal schon auffällig Gefälliges um die Ecke schreitet und einem mit einem angenehmen Grinsen zurücklässt. Nur darf man sich es dann nicht zu heimelig machen, schon einen Takt weiter kann man wieder kräftig die Stirn runzeln und die Hand an die Skip-Taste legen wollen.
Viel Spass damit, es lohnt sich auf jeden Fall in den Zeiten der berechenbaren Rockmusik hier ein Ohr riskieren!

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